Schicke TOLLPATSCH an die 1279

Zweilinkhandtag

Zweilinkhandtag. Ganz bestimmt. Heute ist Zweilinkhandtag. Wenn ich ein Handwerker wäre, den ich beauftragen müsste, um etwas zu reparieren, die Klospülung oder kaputte Glühbirnen oder eine Wand zu tapezieren, ich würde mich nie und nimmer beauftragen. Nicht heute am Zweilinkhandtag. SoSo und ich scherzen seit unserer Gotthardwanderung immer über diese gewissen Tage, an denen Dinge schief gehen, dass wir morgens versehentlich eine SMS mit der Nachricht TOLLPATSCH an irgendeine Nummer geschickt haben und, ohne es zu wollen, eine Tollpatschflatrate gebucht haben. Was will man auch tun, wenn alles schief geht? Nichtstun geht in solchen Momenten nämlich auch schief. Also ist es am besten, so weiterzuleben wie bisher und so zu tun, als wäre alles in Ordnung. Mit der Handkreissäge länge ich ein Wandelement für das neue Kunstwerkelager ab, schleppe es zur halbfertigen Wand, versuche die Klickstelle des Klicklaminats mit dem schon festgeschraubten Element zu verbinden und scheitere. Zwischen den Elementen klafft ein halbzentimeter breiter Spalt. Es ist wie Russisch Roulette, an einem Zweilinkhandtag mit der Handkreissäge zu arbeiten. Zwei drei Stunden schufte ich so vor mich hin, verwurstele Ekeldämmstoff mit Hustgarantie und überlege dabei, ob ich nicht besser „Irgendwas mit Computer“ machen sollte, da würde ich weniger Schaden anrichten. Aber dann wird mir plötzlich klar, dass man mit tollpatschig ausgeführtem „Irgendwas mit Computer“ weitaus größeren Schaden anrichten kann, als mit einer Handkreissäge oder einem Hammer.

Besuch vom Burgenblogger 1/10

Letzten Samstag kommt @hagengraf alias @burgenbot, so seine Twitternamen, zu Besuch. Vierzehn Stunden kurvte er über französische Nationalstraßen von Fastspanien bis hier herauf zum einsamen Gehöft. Wir hatten uns über die Bewerbung zum Burgenblogger kennengelernt. Er ist einer der letzten zehn aus 750 BewerberInnen, die zum Vorstellungsgespräch eingeladen wurden. Ich hatte ihn eingeladen, hier, nur zwei Tagesritte von Burg Sooneck entfernt :-), zu übernachten. Wir Reisenden müssen ja zusammenhalten. Es passiert mir selten, dass ich fremde Leute treffe und es mir sogleich vorkommt, als würden wir uns schon Ewigkeiten kennen. Bei Hagen war es so (und eigentlich kenne ich ihn virtuell ja schon seit fast zehn Jahren). Webexistenzen sind wir, Engel in globaler Avatarwolke. Wir grillen. Samstag ist der letzte schöne Tag. Über den Bewerbungsmarathon am darauffolgenden Montag auf Burg Sooneck, berichtet Monsieur Burgenbot hier. Die Entscheidung, wer im Sommer 2015 für ein halbes Jahr auf der Burg bloggen darf, fällt am 10. November.

Künstleralltag und Nanowrimo

Der Künstleralltag plätschert so dahin. Tagelang krank gewesen. Husten, Schnupfen, bettlägrig. Dennoch immer irgendwas gewurstelt. Mit dem Nanowrimo, dem National Novel Writing Month, habe ich begonnen. Ziel dieser konzentrierten Schreibaktion, die über ein Internetportal socialmediaesk hunderttausende von Schreibenden weltweit begeistert, ist es, im Monat November 50.000 Worte für eine Novel, also einen Roman zu schreiben. Täglich kann man seinen „Wordcount“ aktualisieren und schauen, wie gut man im Rennen ist. Es gibt Tiere, wahre Schreibmonster, die haben schon über 20.000 Worte geschrieben. Monsieur Irgendlink kränkelt irgendwo knapp unter der Mittelkurve. Wie beim Golf gibt es das Par, den Durchschnittswert pro Tag, an dem man sich orientieren kann. Was lerne ich aus der Sache? Eigentlich eine klasse Idee, um sich selbst zu disziplinieren. Für gemeinhin verschieße ich mein Wortpulver in Blogbeiträgen (wie diesem, 754 Worte) und Tweets, statt mich auf die eine oder andere Geschichte zu konzentrieren, die ich gerne schreiben würde. Ich vermute, der Nanowrimo ist tatsächlich ein wirksames Instrument, ein Schreibprojekt aufzugleisen. Eine Großoffensive gegen den inneren Schweinehund. Ich konzentriere mich auf den „Europenner“ mit Abstechern zu meinen bauesoterischen Krimiskizzen Circulum Verticalis und Verticulum Circularis. Bewege mich derzeit auf der Plot-Ebene und habe noch kaum eine Szene geschrieben, die auch in eines der Bücher kommt.  Immerhin ist gestern eine erstklassige Kurzgeschichte dabei herausgekommen, auf die ich richtig stolz bin. Ich schreibe meine Nanowrimo-Skizzen natürlich im Blog meist als nicht öffentliche Privateinträge (da verpasst man nichts, ich arbeite zur Zeit ja fast ausschließlich der Metaebene, dies sich mit der Geschichte selbst befasst). Wenn es Öffentliches gibt, gebe ich es hier im Blog bekannt.

Das USA Liveblog Projekt?

Um wievieles einfacher, als ein Buch zu erfinden, ist es doch, es live zu schreiben! Als Nachfolger für die Reise um die Nordsee hatte ich letzte Woche etwas verfrüht  das Projekt Liveblog USA skizziert, um eventuell beim Contest einer Versicherung Geld zu gewinnen. Es gab da gewisse Ähnlichkeiten in den Zielen, dachte sich Monsieur le Künstbüb, moi même. Aber: Die Interessen der Versicherung sind nicht die Interessen von Monsieur Irgendlink! (Um es mit René Polleschs ‚Heidi Hoh‘ zu sagen: Die Interessen der Versicherung sind nicht die Interessen, die Herr Irgendlink hat.) Ich erfuhr es gestern per Mail. Das Projekt wurde nicht unter die ersten Zwanzig gewählt. Die dürfen sich ab Mitte November für eine Woche um Klickzahlen prügeln und wer die meisten Klickzahlen für sein Projekt erhält, der kriegt den Hauptpreis von 5.000 Euro. Ich hasse Klickschlachten. Insofern bin ich froh, nicht mithündeln zu müssen.

Von Amtsnomaden und hölzernen Kathedralen

Nachdem der örtliche Landmaschinenhändler bankrott gegangen war, wussten die Bauern nicht mehr, wo sie ihre Landmaschinen reparieren lassen sollten …

Im Halbschlaf kam mir der Gedanke, mit diesem Satz einen Roman zu beginnen. Irgendwas in mir gab mir geradezu einen Befehl, weshalb ich mich unruhig hin und her wälzte mit allen möglichen Traumbildern im Kopf, die stroboskopartig aufblitzten. Mal fand ich über tausend Ecken und Vorstadtstraßen den Weg in eine hamburgähnliche Stadt, wo wir zu einer Veranstaltung bei einer spirituellen Gruppe in eine hölzerne Kathedrale eintraten und an einer Podiumsdiskussion teilnahmen. Mal wollte das Auto nicht anspringen oder hatte eine Beule und es gab Streit, wer fahren sollte. Mal stieg ich an einer Bushaltestelle als einziger Gast aus und befand mich an einem völlig weißen Ort, an dem es gar nichts gab, niemand mit mir redete und wenn, dann waren es „Stimmen“, aber es gab weder Menschen noch Ereignisse an dieser Bushaltestelle. Eine der Stimmen sagte, ich solle endlich aufschreiben, was passiert an diesem Ort, aber es gab doch nur das Weiß. Wann der nächste Bus kommt, damit ich nach Hause kann? Ich könnte ja das von der Stimme in Auftrag gegebene Buch beginnen mit Nachdem der örtliche Landmaschinenhändler bankrott gegangen war, wussten die Bauern nicht mehr, wo sie ihre Landmaschinen reparieren lassen sollten …, dachte ich. Da stand plötzlich ein Automat vor mir, ein Terminal mit Touchscreen, Internetverbindung, Facebook offen und ich klickte wie wild Gefälltmir. Die müssen doch dann antworten, denen mir ihr Zeug gefällt und dann passiert auch etwas. Wo Antworten sind, herrscht Action, da fliegen die Fetzen, da schieben sich die Kontinentalplatten der Soziodiversität gnadenlos übereinander. Wo Fragen sind, herrscht nur Beklemmung. Wie früher in der Schule, wenn niemand etwas wusste und der Lehrer schwieg.

Die Landmaschinen würden sich nach und nach auf dem Hof beim Händler sammeln. Kaputte Keilriemen hätte man ja noch mit Damenstrümpfen repariert, ganz ohne Fachkraft, aber Zylinderkopdichtungen oder elektronisches? Niemals. Die Bauern würden wieder mit Hacke und Pferd auf ihren Äckern schuften und die Versorgung litte und alles ging den Bach runter – das Piepsen des Weckers holte mich schließlich in die Echtwelt.

So stehe ich vorhin auf, noch immer ein bisschen erkältet, Katzen und Hühner füttern, schlichter Künstlerselbstversorgeralltag, an dem eigentlich nichts besonderes passiert, Kaffee kochen, Computer hochfahren und weil die Traumbilder noch so bizarr vor mir liegen, schreibe ich das alles auf. Neben dem PC liegt ein Zettel, auf den ich das Wort Amtsnomaden gekritzelt habe. Die Karawane der Aktenschränke. Seichter Nebel vertärkt jedes Geräusch.

Diesseits und jenseits der Umrisslinien

Sofasophia appt - Zeichnung
Sofasophia appt - Zeichnung
Sofasophia appt – Zeichnung

Flächen. Alles, was auf einem Blatt Papier dargestellt werden kann, besteht aus Flächen. Hab ich bei Paul Klee gelernt. Genauer gesagt im bemerkenswerten Zentrum Paul Klee in Bern, welches eines meiner Lieblingsmuseen ist, wie auch Klee einer meiner Lieblingskünstler ist. Ich weiß nicht, ob ich Klees Intention, reduziert auf den Spruch, alles, was auf Papier dargestellt werden kann, besteht aus Flächen, so minimalisiert wiedergeben sollte. Aber irgendwie passt diese einfache Weisheit ziemlich gut und zwar nicht nur aufs Zeichen, sondern auch auf das Schreiben, das Webdesign, ach, eigentlich sogar auf alles im Leben. Teile das, womit du dich beschäftigst ein in einzelne Flächen. Flächen haben Grenzen. So kannst du das eine vom anderen besser unterscheiden. Das Hobby vom Beruf, das Schreibprojekt vom Kunst- und vom Webprojekt. Dann kannst du dich diesen einzelnen, noch weißen Flächen widmen und sie ausmalen. Wie ich so da hocke vorm PC, in dem ein Projekt gerade skizziert wird, ich eine Pause brauche, zu Stift und Papier greife, galant mit den Füßen den Bürodrehstuhl um 180 Grad drehe, SoSo da sitzen sehe, wie sie auf dem winzigen Smartphonebildschirm ein bisschen vor sich hin tippt, habe ich die Flächensache derart bildlich vor Augen, dass ich ganz unvoreingenommen eine Art Trapez zeichne, was ihr Gesicht darstellt, darüber ein umgedrehtes U als Haare, eine Spindel für die Beine, Quadrate für die Kissen auf dem Sofa usw. Erstmal nur ein paar Flächen, schnell skizziert. Seltsamer Weise stimmen die Proportionen – wahrscheinlich pures Glück, denn ich bin ein sehr ungeübter Zeichner. Nachdem die Formen da sind, widme ich mich ihnen nach und nach, gebe ihnen Struktur und Farbe. Das Gesicht misslingt, weshalb ich es kurzerhand schwarz ausmale. Keine fünf Minuten und die Zeichnung ist „im Kasten“. Hey, das ist toll, lobt mich SoSo (du hast sooo geschickte Hände). Flächen. Ist das das Geheimnis, wie es funktionieren könnte mit den irgendlink’schen Baustellen? Grob skizziert wie in einem Kindermalbuch liegt das Bild des eigenen Lebens vor einem. Kühne, phantastische Projekte, wie etwa das Liveblog USA neben nüchternen Webseitenideen, für die schon der Domainname registriert ist, die aber noch jegliche Struktur vermissen lassen. Mein weitestgehend mit haardünnem Pinsel grau in grau skizziertes Schreibimperium, all die ungeschriebenen, angedachten Geschichten … ist so das Leben des Menschen eine einizige Formenschieberei, ein Ineinanderpuzzlen verschiedener Flächen? Auf  dem gestrigen Heimweg, gut dreihundert Kilometer Autobahnhatz, denke ich über den November, den Nanowrimo nach, reserviert als Monat, in dem man an einem Buch schreiben könnte. Und an mögliche Geschichten. Auch hier tun sich einzelne Flächen auf, die sich miteinander zu einem Gesamtbild arrangieren lassen. Könnte es auf diese abstrakte, paulkleeische Weise funktionieren, die Sache mit dem Schreiben, der Kunst, dem Beruf und dem ganzen Rest? (Auch dieser Artikel ist eines jener Puzzleteilchen – bis vor wenigen Minuten gab es nur die Umrisslinie. Nun ist er ausgemalt mit Buchstaben).

Ein Zerren an den Wenn-Dann-Ketten im eigenen Kopf

Wie Herr Irgendlink um Perversfrüh erwachte, einen Ausflug durch die Blogosphäre und das eigene Hirn unternahm und unter dem Künstlernamen Else Iph ein neues Leben begann. (Ein Blogeintrag, der eigentlich privat wäre, aber ich will mal nicht so sein :-) )

Fünf Uhr bin ich hellwach. Weiß nicht, was mich weckte. Ein Tier auf dem Dach der Künstlerbude? Ein Auto mit laut wummernder Musik auf der nahen Landstraße? Um Fünf! Uhr! Pervers! Früh! Die Sklavenmaschine im eigenen Kopf beginnt sofort zu rotieren – schnell sind die letzten Traumfetzen dahin. Die Sklavenmaschine rotiert immer dann, wenn möglichst viel auf möglichst kurzer Zeitstrecke passieren soll. Zur Ablenkung und in der Hoffnung, den Hirnreaktor noch einmal runterfahren zu können, lese ich meine abonnierten Lieblingsblogs auf dem Fon. Beim Emil wird mein Problem vielleicht exakt beschrieben. Zu viele Dinge, die man tun möchte, bloß, womit beginnen?

Die zuvielen Dinge des Herrn Irgendlink

Mein USA-Projekt muss bis zum 24. Oktober formuliert sein, damit ich die Livereise bei einem potentiellen Geldgeber fristgerecht bewerben kann. Die örtliche Künstlergruppe will noch diese Woche ihre Einladungskarte fertig gestaltet wissen. Ein nicht zahlender Homepagekunde wartet seit Wochen auf seine Webgalerie. Ein anderer Freund möchte eine statische Webseite in eine WordPress-Seite verwandeln, inklusive responsivem Theme, das so aussieht wie sein jetziges. Diverse Bloginstallationen wollen auf den neuesten Stand gebracht werden. Eine Irgendlink-Ausstellung am Nikolaustag will ausformuliert und in den sozialen Medien beworben werden. Last but not least schwirrt die Idee vom Novemberschreiben, resp. dem Nanowrimo (siehe ein paar Einträge zuvor)  durch den Kopf, was den gesamten November blockieren würde … bis spätestens nächste Woche muss das Hirn leergeräumt sein und nichts nichts nichts darf mehr an mir zerren.

Geordneter Rückzug ins Traumland

Ein Rudel Hunde kommt mir in den Sinn, das mich vor 25 Jahren in der Nähe des südfranzösischen Städtchens Sête kilometerweit bis in die Vororte gejagt hatte. Das Radel war zum Glück so voll gepackt, dass sie mich nicht beißen konnten. Alles Leben ist Nackenhaarstellen, wenn man besessen ist, oder besitzen will. Die Phantasie mischt sich mit den gelesenen Blogartikeln, lullt mich wieder ein. Ein Scharren auf dem Dach der Künstlerbude oder ein Auto, das mit wummernden Lautsprechern über die nahe Landstraße huscht singen mein Schlaflied. Die Sklavenmaschine dreht sich im Nichts.

Irgendlinks Rückkehr als Else Iph

Später.
Nun.
Nun liegen die Tatsachen klar vor mir. Nun bin ich wach, tippe diesen Artikel. Es sind die komplizierten Denkprozesse, die Wenn-Dann-Ketten im eigenen Kopf, die die größten Probleme verursachen. Die zu Stillstand führen können. Wenn ich dies und das erreichen will, muss zuerst jenes, davor aber sell und loo und so weiter und so fort. Es ist manchmal schwer, den Anfang zu finden, also die Aktion, mit der man beginnen muss, damit die Aktion, die am Ende der Gedankenkette steht, ausgeführt werden kann. Zum Beispiel zieht die Formulierung des USA-Projekts unweigerlich eine Bildrecherche nach sich (also eher vor sich), eine Googlemap muss gebastelt werden und ins Blog eingebunden werden. Eine eigenständige Seitenleiste sollte vorhanden sein, damit die werten SponsorInnen ein Plätzchen hinter dem warmen Ofen des Irgendlinkblogs haben und es wäre schick, einen Countdown einzubauen, der runterzählt bis zum Projektbeginn nächsten Sommer und dafür müsste man ein Plugin im Blog installieren und wenn man schonmal am Server schuftet, könnte man auch gleich ein Backup machen und die Blogsoftware auf den neuesten Stand bringen. Else if when then else else …. Hmm. das wäre übrigens ein cooler Künstlername: Else Iph :-)

Landwirtschaft 2.0 – die Brache im eigenen Kopf

Das Ganze Leben ist Landwirtschaft. Säen, wachsen, ernten. Egal, ob du verwaltungsangestellt bist und mittels monetärer Düngung Veranstaltungen wachsen lässt, sie zur Milchzuckerreife bringst und in einem dreitägigen Stadtfest die Ernte einfährst, oder ob du einen Server hochzüchtest, ihn belebst, Webseitenmonokulturen anlegst oder ob du Künstler bist, eine Ausstellung planst, sie aufbaust und danach sektschlürfend Vernissagenerntedank feierst.
Vielleicht bist du ja tatsächlich Landwirt? Dann wirst du diesen Text nur flüchtig lesen, weil du auf den Maisvollernter musst, um die letzten Maisfelder einzufahren.

Übervollmonat September hat denn doch viel mehr Arbeit gemacht, als gewünscht. Eigentlich war seit Mitte August rennen, rennen, rennen angesagt, um schnellwachsende Kunstprojekte in die Scheune zu retten. Beinahe sprichwörtlich, denn das Irgendlink’sche Atelier ist eine ehemalige Scheune.
Kurz vorm Finale, dem Offenen Atelier 2014 geht ein Starkregen über dem einsamen Gehöft nieder und setzt, marodes Künstlerbudendach sei Dank, die halbe Bude unter Wasser, was mich in der Folge auch noch aufs Dach zwingt, Löcher flicken. Löcher flicken, Daten retten, Probleme lösen, das ist das Leben eines Landwirts 2.0. Die Ernte so mager. Das Leben, ähm, rein von der körperlich arbeitenden Seite gesehen, eigentlich gar nicht mal so übel, wäre da nicht der elende Flausenideekopf, der einen fest im Griff hat und einem noch nichtmal sonntags oder nachts oder irgendwann ein bisschen Ruhe gönnt. Ist das die neue Landwirtschaft? Die Brachen im eigenen Kopf urbar machen, geistige Produkte anpflanzen, Luftschlossbau, Dreifelderwirtschaft des Geistes, jagen, agrikulturieren, sammeln, alles unsichtbar, alles wird zu Einsen und Nullen und kann auf Sticks gespeichert werden …