Hundertzwanzig Fotokunstwerke, die noch gar nicht fotografiert sind, ein künstlerisch dokumentarischer Text, der erst noch geschrieben werden muss, eine Fahrradreise nach Hallstatt, die einen Abdruck gelebter Gegenwart des einundzwanzigsten Jahrhunderts für mehrere tausend Jahre haltbar machen möchte, so stellt sich Irgendlinks neues Livereiseprojekt dar. Nach fast dreijähriger Forschungsarbeit im Bereich Liveblogging und Direkt-Publishing, geht Konzeptkünstler Jürgen Rinck alias Irgendlink ein neues Projekt an, das im Spannungsbogen Ewigkeit trifft Gegenwart rangiert.
Herrjeh, hätte ich doch bloß schon die Pressemitteilung fertig. Was muss man nicht alles auf sich nehmen, wenn man ewig werden will! Es ist ja nicht damit getan, sich einfach in den Zug zu setzen und nach Saint Jean Pied de Port zu fahren, um sechs Wochen auf dem Smartphone tippend und wandernd durch Nordspanien zu pilgern, oder eben mal rüber an die Nordsee zu radeln, diese zu umrunden und in velosophisch verspielter Manier über das Leben nachzudenken und spinnerte Gedanken ins Blog zu setzen.
Dieses Mal ist alles anders. Dadurch, dass das Memory of Mankind Archiv das Reiseprojekt unterstützt und echte Kunstwerke, wenn möglich schon während der Reise, auf Keramiken brennt, so wie die untige Beispieltafel, liegt die Messlatte verdammt hoch. Alleine schon der Gedanke, auch nur irgendeines dieser Kunstwerke könnte verkauft werden, wirft dem Monsiö Kunstbübchen, moi même, Sorgenfalten auf die Stirn. Wie um Himmels Willen rechne ich ein Kunstwerk aus, dessen digitale Daten ich beisteuere und dessen Materie, eigentlich nur ein bisschen Erde, die erhitzt wird, zunächst mal einfach entstehen werden, wie ein Sonnenaufgang?
Die zunehmende Monetarisierung der Welt heutzutage, dürfte die Forscher in fünftausend Jahren herzlich wenig interessieren. Ich hoffe, sie haben den verflixten Geldkram dann endlich überwunden und können sich wie normale Lebewesen, Katzen oder Vögel zum Beispiel, frei auf dem Planeten bewegen und allen und jedem wird es gut gehen und niemand wird versuchen, seinen nächsten auszubeuten.
Mein Freund Journalist F., den ich in meiner Not kontaktierte, konnte zum Glück den Ernstfall exakt berechnen. Für jedes einzelne Land der EU hat er mir eine Beispielrechnung mit Produktionskosten, Produzentengewinn, Mehrwertsteuern, Ein- und Ausfuhrzöllen, Kunstbübchenabgaben und Galeristenprozenten ausgerechnet. Am Geld soll also die Wahrwerdung des Projekts nicht scheitern.
Jetzt fehlt nur noch, eine Schneise durch die Presselandschaft der bereisten Strecke zu schlagen. Eine Denklähmung Anfang der Woche hat die Wohlformulierung zunächst gebremst, dabei müsste ich doch eigentlich nur die berühmten sechs Ws abarbeiten: Wer Wird Wann Was Womit Wachen? Heute gelingt endlich eine Projektbeschreibung fürs Blog und Morgen früh spuckt der Traumquirl der Nacht hoffentlich ein druckreifes Kurzpamphlet aus, das ich an eine Liste erlesener Print-, Hörfunk- und TV-Medien versenden kann. Ich weiß, das ist spät, aber ich beruhige mich in dem Gedanken, dass die Hauptarbeit sowieso im Netz getan wird. Freund Ron, der schon etliche Facebook-Kampagnen geleitet hat, wird mich dabei unterstützen. Ein wenig besorgt schaue ich dem entgegen, denn er ist der Auffassung, dass es ohne die eigene Person, moi même, nicht geht. Sprich, die Person Irgendlink soll mehr in den Focus rücken. Genau das ist es, was ich am Web-Publishen so hasse, das sich selbst als Person einbringen müssen. Eine Sache, über die man sich in ferner Zukunft vielleicht wundern wird: warum waren die alle so Ich-versessen, diese primitiven kleinen Egomanen?
Verzweifelt suche ich einen Schauspieler, der die Irgendlink-Rolle spielt, eine Art Social-Media-Stuntman.
*meld* (Aber nur, wenn der Bart und der Zopf bleiben dürfen ;-) )
Ich gestehe, daß mir dieser Start zu viel Zeitdruck entfalten würde. Hast Du daran gedacht, den Hersteller Deines Kunsthandwerkzeuges einzubinden zu versuchen, denn schlußendlich taucht auch deren Namen im MOM auf? Klar hast Du, Du bist da ja Profi.
Ich muß mich mit dem MOM nochmal genauer beschäftigen, nächste Woche, dann habe ich hoffentlich Zeit dazu
Social-Media-Stuntman? oh, da bekomme ich grad neue ideen für einen krimi.
aufs projekt freu ich mich, froh, nicht selbst radeln zu müssen und in dir einen „stellvertreter“ zu haben. auch eine art stunt, den du da für uns lesende hinlegst, wenn ich es mir so überlege …
daumendrück und daumenhoch … (ich vergesse immer, dass du einen gefällt-mir-knopf hast … :-) den drück ich gleich!)