Ein kurzes Lebenszeichen aus dem Outback der Reise. Status: irgendwo zwischen Thun und Beatenbucht, etwas außerhalb eines Dorfes auf einem Platz, über den sich nur sagen lässt, was für ein Glücksfall!Waren wir die letzten Tage stets weit außerhalb der Zivilisation und fern aller Infrastruktur, so trifft uns der Picknickplatz wie mit Kübeln von Glücksfällen überschüttet. Genau zum rechten Zeitpunkt der Reise.
Am Zusammenfluss zweier Bäche liegt er, gesegnet mit gleich zwei Brunnen, blitzsauberer Toilette und vielen Picknickbänken, zum Teil überdacht.
Was für eine Verschwendung, denke ich abends egoistisch: ein Brunnen zu viel, ein Bach zu viel, viele Picknickbänke zu viel, hätte man das nicht fein über unseren Weg verteilen können, so dass jeden Abend eine der kostbaren zivilisatorischen Ressourcen beim Nachtlager ist?
Nachts dann Wetterleuchten, das den – von Norden gesehen wie eine flache Pyramide anmutenden – Berg Niesen in ein phantastisches Licht taucht.
Surreal, außerirdisch, die Bühnenbildner von Doktor Who hätten es nicht besser inszenieren können … bald schon öffnet sich die Spitze, auf der ein Licht brennt, und ein Raumschiff startet mit Getöse, dämmere ich im Halbschlaf. Aber nein, das Getöse ist ein waschechtes Gewitter.
Vom Spielplatz, wo wir unter freiem Himmel gebettet auf Holzschnitzeln schlafen, ziehen wir um ins Schutzhäuschen, legen uns auf die Tische, die fast so groß sind wie ein Einzelbett. Dann prasselt der Regen und die Blitze zucken direkt über uns.
In dem Moment ziehen alle Lagerplätze der letzten Woche an meinem geistigen Auge vorbei und mir wird klar, dass kein einziger so guten komfortablen Schutz geboten hätte, wie dieser. Zwei unserer Lagerplätze hätten gar äußerst gefährlich werden können, trotz hochdichtem Europennerzelt.
Wieder einmal frage ich mich, ob so viel Zufall realistisch ist, oder ob es eine Art geheimes Schicksal gibt, das uns leitet und das uns die Dinge und Umgebungen gibt, die wir im jeweiligen Moment am meisten benötigen.
Ich bin agnostisch, tendiere daher stur dazu, dass es purer Zufall ist. Oder ein insgeheimes Gespür für nötige Orte, das man sich im Laufe von bald einem halben Jahrhundert intensiver Europennerei angeeignet hat.
Das Blog ist derzeit nicht gerade dicht befüttert. Dabei gäbe es viele Begebenheiten und Reisealltage zu berichten. Um ein Lebenszeichen zu geben, schreibe ich diesen Artikel.
Noch eine knappe Woche werden wir Aare abwärts wandern. Vielleicht bis Bern, vielleicht bis zum nächsten Gewitter. Die Reisebreichte liegen in einer äußerst rohen, vertippfehlerten Stakkato-Form vor, so dass ich sie, entgegen der gewohnten Direktberichte, dieses Mal unter Verschluss halte.
Es handelt sich um Flussnoten, also jenen Zyklus, der ursprünglich am Rhein 2016 im Blog http://flussnoten.de begonnen wurde und der, das wird mir nun klar, gemeinsam mit einer Gotthard-Wanderung im Jahr 2014 und der heurigen Aare-Wanderung ein vermutlich interessantes Buchprojekt sein könnte, das man in einem Post-Blog-Prozess veredeln könnte.
Unterwegs diskutieren Frau SoSo und ich, wie man das machen könnte und überlegen, ob man nicht alle Beiträge aller Reisen am ‚Fluss mit den vielen Namen‘ zwischen den Jahren 2014 und 2019 auseinander nehmen könnte und sie in eine neue, unsynchrone Form bringt?
Zukunftsmusik. Erst einmal geht es weiter – auf dem Pilgerweg nach Thun übrigens.
Gelesen – und DANKE für kleine Lebenszeichen.
Buchprojekt: Oh ja!
Gehet weiterhin in Freude. Ach, hört sich nach Segen an, soll so!
Gruß von Sonja
Danke liebe Sonja. Die Sonne lacht uns auch schon wieder! Habs fein im Land vom Wein.
Freue mich, mal wieder etwas von Euch zu hören. Lasst es Euch gutgehen! Und auf den Zufall und das innere Gespür zu vertrauen, das scheint mir sinnvoll. Weiterhin gute Reise,
Liebe Grüße
Juergen
Habt’s fein auf Eurem weiteren Weg!
Danke lieber Pit. Gerade überstehen wir ein Gewitter unterm Vordach eines Forsthauses. Hoffentlich.