und jetzt fallen mir noch ein paar Dinge ein: wie wir im Strom der Zeit treiben zum Beispiel, unaufhaltsam, obwohl die Augen gen Ufer gerichtet, aber mit den Augen, mein Gott, mit den Augen können wir doch die Zeit nicht aufhalten und den Strom zum Stillstand bringen. Was also bleibt, ist, sich einfach treiben lassen und hie und da eine Träne verlieren und wer weiß, vielleicht ist der Strom in dem wir treiben nur eine Ansammlung von Tränen all derer, die mit uns in diesem Strom treiben.

Trotzdem stünde ich gerne am Ufer.

Der Straßen-leber

Nee, so kann die Woche nicht beginnen. Mit einem Vigenère Eintrag. Da muss etwas Lesbares her.

Bloß was?

Hab all mein Pulver im Vigenère verschossen.

Eine Idee vielleicht. Die Idee vom Leben auf der Straße bei vollem Lohnausgleich. Wir Künstler sind gut für solche Phantasmen und dafür, weit in die Zukunft zu blicken, weil wir die Gegenwart nicht überbewerten und weil wir gewagtere Zukünfte denken als andere Menschen.

Das Leben bei vollem Lohnausgleich auf der Straße sieht so aus: mit allem nur erträumbaren technischen Equipment ausgestattet bereist der Straßenleber als mobiles Redaktionssystem die Welt und berichtet zeitnah von unterwegs. Dem Internet sei dank. Die Strukturen sind ja schon längst zu sehen. Aber es fehlt noch was: es gut zu machen (mir ist das leider auch noch nicht gelungen).
Eine Kombination aus Literatur, Kunst und Berichterstattung.

Die eierlegende Wollmilchsau der Unterhaltungsindustrie?

Desperate Artwifes

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The Yes Men

„tja, die Realität ist wahrscheinlich so, dass wir Menschen in der Dritten Welt schlechter behandeln, als unsere Haustiere.“

(aus einem Fernsehbericht über die Yes Men.) Die Yes Men schlüpfen temporär in die Rolle von Wirtschaftsfachleuten und präsentieren auf internationalen Kongressen glaubhaft menschenverachtende Maßnahmen, die der Weltwirtschaft dienlich sein könnten.

Vom Messen? Mit Nichten!

mittags, T-Shirt-Wetter, Hirn verteilt die Aufgaben: „Du, du und du, ihr macht das, das und das. Lasst euch Zeit, genießt den Tag und verflixt noch eins, lasst mich aus dem Spiel.“

Also rechne ich weder die Länge der Wasserleitung aus, noch schicke ich die längst überfällige Zip-Datei mit der Künstlerhomepage weg.

Stattdessen stehe ich vor einem Berg Sand, keine Ahnung wie hoch – mannshoch – welcher den neuen Galerieraum verfüllen soll, um den Boden zu ebnen. Schubkarren für Schubkarren kippe ich das Zeug in den Raum und denke mir, „Mann ist das herrlich, überhaupt nicht denken zu müssen.“

Spielerisch remebriere ich den Morgen: Auf in die Stadt. Per Rad die steilste Straße hinuntergesaußt und beim Parkautomaten voll gebremst, weil der Initiator von ZWHOM ein Ticket zieht. „Musst ihn wenigstens begrüßen, Mann, Aber wie heißt er?“ Mein sarkoidiotisches Gehirn lässt sich jede Menge Zeit, während ich mich ihm langsam nähere – da, im letzten Moment kramt das marode Organ zwischen fibrotischen Verkrustungen den Namen W. hervor, „Tach Herr W.“ Herr W. freut sich, obwohl ich ihn vor einiger Zeit versetzt habe, Man könnte meinen, er habe es nicht bemerkt, oder er habe es verziehen, anyway, Herr W. ist in der Klemme, der Automat will nur bestimmte Münzen, Zehner und Zwanziger. Ich schenke ihm einen Zehner,

Dann Smalltalk.

Dann der Termin beim Vertriebsleiter einer der beiden führenden Tageszeitungen der Stadt. Wir besprechen eine Kunstaktion, die ich dem Verein vermitteln muss.

„Das Projekt können sie sich auf die Fahne schreiben,“ sagt der Vertriebsleiter, „ja, wirklich, damit können sie sich bei den Mitgliedern gut einführen.“

Vermutlich hat er Recht und heißt mich auf diese Weise willkommen in der Welt des Messens und Gemessenwerdens.

Nun, da ich dies schreibe, fällt mir ein, dass ich just beim Einstieg zur steilsten Straße der Stadt gedacht habe, „könntest mal einen Blogeintrag schreiben mit dem Titel „Ich habe den Längsten“, ein sozialkritisches Ding voller deftiger Worte und hochtrabender Theorien, aber verflixt nochmal, das Hirn hat heute auf Pause gepokert und es ist kein einziger vernünftiger Eintrag zu dem provokativen Artikel „Ich habe den Längsten“ zu finden. Geschweige denn zum Basisthema, dem Messen.