Gedanken übers Lebensrund, das Wohin, Woher und das Glück, sich selbst sein zu dürfen – von Holzmühle nach Bronnacker #UmsLand/Bayern

Eine Allegorie auf die Allegorie auf die Allegorie und so weiter, dünkt es mich. Das Lebensrund am Beispiel einer Radreise rund um ein Etwas. Eine Stadt, eine Region, ein Bundesland. Los geht es auf deinem einsamen Weg durch die Welt an einem Punkt, sagen wir X, bis zur nächsten Kreuzung, an der du zwischen Y und Z oder A und B wählen kannst, bis zur nächsten Kreuzung, an der du zwischen C und D wählen kannst. Hangelst dich von Punkt zu Punkt, aber dennoch sind die Parameter deines Lebensgefängnisses in Form von Grenzen beschränkt. Im Fall dieser Reise Bayerns Grenze. Im Fall des Lebens deine individuellen Bedingungen, wann, wo und wie du auf den Planeten geworfen wurdest. Nicht jeder hatte das Glück wie ich, in einer friedlichen, relativ gewaltlosen Phase aufzuwachsen und sich seinen Weg zu suchen. Ich bin unendlich dankbar, dass ich seit fast allen Jahrzehnten meines Hierseins auf der Welt verschont geblieben bin von Grauen und Schrecken, Ungerechtigkeit, Willkür und Schmerz.

Am Ende ein neuer Anfang? Hin und wieder versuche ich mich in dieses – ich schreibe es in nur unzureichender Kenntnis dem Buddhismus zu – Lebensmodell einzufinden. Was, wenn ich ende und als Pferd wiederkehre, als Schwein oder Blume und verflixt, warum sind es im Buddhismus immer die bekannten Tiere dieser Erde, ich meine, irgendwer, der schon einmal existiert hat auf diesem Planeten, muss doch auch mal als ein Wesen existiert haben, das von uns Menschen noch gar nicht entdeckt wurde. Die Wahrscheinlichkeitslehre lässt es doch gar nicht zu, dass wir alle Blumen, Pferde oder Schweine waren, ein Römer, eine Perserin oder ein Kaktus. Bei der Vorstellung, dass das Unbekannte, Ungewusste viel viel größer sein muss, viel viel größer ist, als alles, was uns als Menschen bewusst werden kann zu diesem Zeitpunkt des Universums, stelle ich mir meist unbeantwortbare Fragen, die jegliche festgeschriebe Lehre oder Glaubensrichtung auf den Prüfstand bringen und logischerweise diese zu Fall bringen.

Am Ende bleibt nichts von allem Wissbaren. Es ist dann zwar da und es gilt, aber es gilt nicht für alle Zeit. Der nächste Prüfstand wartet längst. Es sind die Grenzen, schießt es mir in den Sinn. Die Tellerränder. Selbst wenn es dir gelingt, über den Tellerrand hinaus zu schauen, wirst du nur den nächst größeren Tellerrand finden. Selbst wenn du die Grenze überwindest und ein weiteres Level der Erkenntnis erlangst, wirst du nur wieder vor Unvorstellbarem stehen, in das du dich einfühlen, eindenken musst.

Ich und mein Bayern. Nach vier Jahren fast am Ende. Die Nacht war bitterkalt auf meinem Zeltplätzchen hinter einem Holzstapel im Weiler Holzmühle. Abends auf der Suche nach einem geeigneten Wildzeltplatz im Tal des Aalbachs war die Strecke für etliche Kilometer wie vernagelt, nur Wald und Wust und sämtliche Wiesen noch ungemäht, weshalb ich mich im Weiler Holzmühle nach einem Plätzchen fürs Zelt durchfragte. Beim ersten belebten Haus mit Menschen vor der Tür, wem dieses Grundstück gehört mit den Holzstapeln, nein, nicht uns, aber frag doch den Nachbarn, durchs Hoftor, grüne Tür, klopfen, und so stand ich vor einem überrumpelten Mann, der mit guter Miene das Zelten erlaubte. Ich meine, wie oft klopft schon jemand an eure Tür und fragt, darf ich da hinten zelten. Das bringt einen schon ein bisschen aus dem Takt und man macht nicht unbedingt die Arme auf und sagt, juchei, komm rein, mein Freund. Ein ängstliches Okay ist aber bei den meisten Menschen drin. Selten, vielleicht nie, wurde ich abgewiesen.

Die Kälte hatte mir dermaßen zu schaffen gemacht, dass ich an diesem zweitletzten Tourtag schon früh aufbrach, gierig Richtung Platz mit Sonne radelnd, diesen fand an einem gar seltsamen Ort, nämlich einem frisch gemähten Stück Wiese inmitten aller anderen ungemähten Wiesen. Ein kleiner Weg führte hinunter ins milde Fleckchen. Zwei Parkbänke, eine Infotafel, ein Grenzstein und etwa dreißig Quatratmeter Frischgemähtheit inmitten alltäglichen Wiesendaseins. Ich breitete das Zelt aus zum Trocknen, kochte Kaffee, frühstückte, schrieb den vorigen Blogartikel, genoss die Wärme der Sonne, las die Infotafel. Ein Drei-Gemarkungen-Eck. Auf verwinkelte Weise stoßen drei Gemeindegrenzen an dieser Stelle aneinander. Schlichter Grenzstein. Bank, sonst nichts. Zack. Besonderheit mitten in der Wiese. Alleine Kraft dessen, dass Menschen Grenzen setzen. Ohne Menschen keine Grenzen? Ich weiß es nicht. Nicht so jedenfalls. Nicht so bürokratisch. So präzise, so verbohrt. Dass es Grenzen gibt, erfährt man ja am eigenen Leib. Das Vergehen des eigenen Lebens, der Gesundheit, des Wohlbefindens. Das sind Grenzen, die sich über die Lebensjahre manifestieren und mit denen man sich auseinandersetzen muss.

Mir geht es bestens. Die Reise hat mich um Jahre verjüngt. Alle Zipperlein sind dahin. Ich habe sie niedergerungen, nein, falsch, sie sind verschwunden. Ich habe nichts gegen sie getan, außer Rad zu fahren und über das Leben und mich nachzudenken. Der Weg wusch alles dahin.

Der Aaltalradweg ist ein wunderbares Kleinod, das einen auf recht schmerzlose, steigungsarme Weise vom Main nahe Wertheim zum Main in Würzburg führt, ohne dabei einen zig Kilometer langen Bogen nach Norden zu machen, wenn man stur dem Fluss folgen würde. Zudem recht nahe bei der bayerischen Grenze, was ja das Ziel meinem ‚Mission‘ ist.

Kurz vor Würzburg dreht mich ein entgegenkommender Radler in die richtige Richtung, da lang, rechts, links, an der Ampel geradeaus, dann wirds bissel kompliziert, aber basst scho. Über eine alte Brücke voller Statuen beiderseits überquere ich den Fluss. Fotografiere alle zehn Meter. Foto Stop and Go. Das dauert. Viele Fußgänger und Radtouristen, die ebenso ständig stoppen, für Fotos posen und Selfies machen. 25 Kilometer bis Ochsenfurt. Flachlandradeln, guter Teer. Danach rechne ich mit vierzig Kilometern bis zur Tauber. Ich habe den Tag vor vier Jahren noch genau im Sinn, als ich am ersten Reisetag plötzlich vor einem Radwegeschild stand, auf dem Ochsenfurt angeschrieben war. Ich erinnere mich genau, wie ich mir vorstellte, dass ich genau zu diesem Schild zurückkehren würde, wie es sich wohl anfühlen würde, da wieder anzukommen. Auch meine ich, darüber nachgedacht zu haben, ob ich nicht in diese Richtung statt in die andere Richtung starten sollte. Woran ich mich nicht erinnere: Standen auf dem Schild vierzig Kilometer bis Ochsenfurt angezeichnet, oder gar mehr?

25 Kilometer weit führt der Gaubahnradweg gnadenlos geteert mit höchstens dreiprozentiger Steigung vom Main ab Ochsenfurt nach Bieberehren an der Tauber. Meine Rettung. Morgens hatte ich mit Twitterfreundin @Odenwaelderin konferiert, dass man sich ja nahe Osterburken treffen könnte und sie sagte ja, gerne. Ein Schwatz, ein Kaffee, sich nach all den Jahren der Virtualität mal persönlich kennen zu lernen, das wäre schön, mehr noch, die @Odenwaelderin vermittelte mir einen Nachtplatz im Garten eines Freundes nicht weit weg von Osterburken, meinem Wurmloch nach Bayern. Wie auch immer.

Unkalkulierbar lange Strecke, unkalkulierbare Wind- und Steigungsverhältnisse, ich war ganz schön tollkühn, zu sagen, joaa, das schaffe ich. Ich meine, nur wenige zehn Kilometer, wenige hunderte Höhenmeter mehr oder weniger entscheiden ja beim Radfahren, ob man ein Ziel erreicht oder nicht. Da kam mir die Gaubahn-Liebelei gerade recht. 25 Kilometer Easybiking auf reinem Teer. Aber ich hatte die Rechnung ohne das Taubertal gemacht. Da rauszukurbeln ab Bad Mergentheim stur Richtung Boxberg verlangte mir alles ab. Unnötig kurbelte ich, den direkten Weg statt über Königshofen Lauda zehn Kilometer mehr in Kauf nehmend, zwei zackige Schnellstraßensteigungen aufwärts. Egal. Fehler. Scharte ausgewetzt. Zurück auf Kurs erreiche ich völlig erschöpft gegen Sonnenuntergang den Hof meines charmanten Gastgebers C. nahe Rosenberg. Feierabendbierli. Plauderei. Dusche. Zelt. Nacht nicht zu kühl.

Ein fulminanter letzter Tagesritt zum Ende der Tour hin zurück zum Anbeginn, garniert mit merkwürdigen Gedanken übers Lebensrund, das Wohin, Woher und das Glück, sich selbst sein zu dürfen in einer von Grenzen jedweder Art beherrschten Welt nicht gar zu eingeengt zu sein. Die Nacht war nicht so kalt wie die davor.

Tag 15 in Bildern | #UmsLand/Bayern

Während ich gemütlich in der Homebase sitzend diese Zeilen schreibe, fährt Irgendlink per Zug wieder nach Hause. Von Ost nach West quer durch Baden-Württemberg zu seinem Heimbahnhof. Ohne auch nur einmal Umsteigen zu müssen. Das Wurmloch, mit dem einst alles angefangen hat.
Da es ruckelt, ist Bloggen unterwegs eher nicht so gut möglich. Ich sag nur Tippfehler.

Die UmsLand/Bayern-Tour ist vollendet. Ich freue mich sehr mit Irgendlink.

Heute Morgen hat ihn die Odenwälderin zum Frühstück eingeladen. Was für ein schöner Tourabschluss!

Ich verabschiede mich von euch mit ein paar Bildern von gestern. Ihr findet sie wie üblich standortgenau auf der täglich mitgewachsenen Tourkarte

Über die Mainbrücke in Würzburg kommt man nur schleppend voran. Zu mannigfaltig die Fotomotive und Stadt- und Flussansichten und auf jedem Brückenpfeiler zwei Heiligenskulpturen.

Die A71 soll offenbar durchs Aalbachtal gebaut werden, was sehr schade wäre. Es gibt dort doch schon einen gut beschilderten Radweg.

Am Main nahe Ochsenfurt steht für alle Radelnden je ein Bänkchen.

In Röttingen gibt es jede Menge, sehr ungewöhnliche Sonnenuhren.

Der Gänseturm in Weikersheim. Vor etwa zehn Jahren wurde die Gans zur Spitze wieder aufgesetzt. Im Krieg wurde sie einst zerstört.

Rote Teerflicken im Taubertal muten an wie Kunst.

Sonnenuntergang auf den weitläufigen Höhen bei Rosenberg-Bronnacker, wo ich bei C. im Garten zelten durfte.

Liebe Grüße aus der Homebase
Sofasophia

Tag 15 der 3. Etappe (Tag 34) im Rückblick | #UmsLand/Bayern

»Bis man sich über die Mainbrücke in Würzburg fotografiert hat, dauert auch seine Zeit. Auf jedem Pfeiler zwei Heilige, das Wehr, die Stadtansichten … /Bayern.
Wie im Blogbeitrag erwähnt, hab ich nicht durchs ‚abgekürzt‘, sondern bin Bayerns Grenze nahe geblieben.
Empfehlung: Der -Radweg führt gnädig steigend vom bei nach Würzburg. Gut beschildert und landschaftlich teils sehr schön. Typ Wald- und Wiesenradweg.« So schrieb er heute Vormittag.

Und nun ist er, nach einem letzten langen Ritt im Grenzgebiet Bayern und Baden-Württemberg unterwegs dorthin, wo alles angefangen hat. Beim Manta-Kunstwerk. Wer erinnert sich noch? Für alle anderen: Hier steht, was es damit auf sich hat …

Dort in der Nähe irgendwo hat ihm die Odenwälderin, eine feine Blog– und Twitterbekannte, ein Nachtlager klar gemacht. Wir dürfen gespannt sein.

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Auf Mastodon und Twitter trötet und twittert Irgendlink seine Reise direkt und unmittelbar. Lest dort über seinen heutigen Tag – und über alle kommenden.
https://fimidi.com/@irgendlink
https://twitter.com/irgendlink

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Hier die wirklich nur sehr ungefähre heutige Strecke bei Guugl.

Den heutigen Track im Gesamtkontext seht ihr hier (Ausschnitt).

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Das ganze Projekt auf einen Blick (Opencycle-Karte) gibt es hier zu sehen: Vollbildanzeige

Die allererste Guugl-Skizze findet ihr hier: Skizze

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Liebgrüßt aus der Homebase
Sofasophia

Tag 14 in Bildern | #UmsLand/Bayern

Bilder von gestern findet ihr wie üblich standortgenau auf der täglich wachsenden Tourkarte oder hier.

Das erzbischöfliche Schloss in Aschaffenburg im morgendlichen Gegenlicht. Mit viel Phantasie das Angkor Wat Bayerns.

Der Radweg wird für ein bevorstehendes Volksfest hermetisch abgesperrt. (In meiner Phantasie sehe ich die Feiernden wie Zombies zwischen Zuckerwattebuden und Achterbahnen durchs Gitter nach den Vorbeiradelnden greifend :-))

Mit Dekorädern machen Pensionen und Restaurants am Mainradweg auf sich aufmerksam.

Wiesenradweg im Aalbachtal

Ein ‚Zu‘ im Aalbachtal

Von großen Mainradwegrutschen und okkulten Höhenmetern – Kleinostheim bis Holzmühle #UmsLand/Bayern

Die große Main-Rutsche. Man kann eigentlich nichts falsch machen mit dem Mainradweg. Er ist ziemlich gut ausgebaut, gut beschildert, überall Bänkchen und Ruhemöglichkeiten, Biergärten und Campings. Schon sehe ich mich abends in Osterburken. Ich muss nur noch schnell zur Taubermündung, ein paar Kilometer aufwärts radeln und dann über die Hügel nach Osterburken, von wo aus mich die S1 ohne Umstieg nach Homburg/Saar bringt. Die brachte mich vor vier Jahren quasi wie ein Wurmloch auch zum ersten Abschnitt meiner Reise rund um Bayern.

Das Leben ist nie nur ’schwupp‘, wie man sich das im Hirn so zurecht montiert. Ein Rennradler holt mich aus meinen Speedträumen. Die Tauber, das sind noch achtzig Kiloemter etwa, sagt er. Aber man soll sie sich nicht als eitel Flussradweglein vorstellen, denn es geht da auf und ab und zwar zackig. Für einen Moment fährt er freihändig und macht mit beiden Händen eine Schlangenlinienbewegung.

Nächste Woche startet er gemeinsam mit zehn Freunden auf eine Rennradtour nach Hamburg. Fünf Tage haben sie veranschlagt mit dreißig Sachen pro Stunde. Zudem über Bundesstraßen, denn eins ist klar, selbst wenn nach Hamburg ein Mainradweg führen würde, könnte man nicht in fünf Tagen dort sein. Die Unbilden der Fernradwege sind numal, dass sie nie den geraden Weg nehmen und dass ab und zu oder gar ziemlich oft ungeteerte Stücke dabei sind. Gravel, wie man neudeutsch zu Splitwegen sagt, bremsen einen vorneweg um einige Kilometer pro Stunde. Im Spessart hatte ich auf den ewig langen, gekiesten Waldwegen einmal eine Musterrechnung der okkulteen Höhenmeter gemacht. Jene Höhenmeter, die das GPS gar nicht aufzeichnet. Wenn ich auf jeden Splitstein, den ich überradele zuerst hinauf und dann wieder hinab muss und jeder Splitstein einen Zentimeter hoch ist (ich weiß, das ist zu viel, aber mit eins rechnet es sich besser und es ist ja auch Unsinn, herrlicher Unsinn, der einem durch den Kopf geht, wenn man hunderte Meter weit einen acht prozentigen Waldweg hinauf ächtzt), wenn ich also ein Zentimeter pro Stein mal eine Million Steine, dann habe ich abends 100 okkulte Höhenkilometer im Sack.

Wenn ich mich nicht verrechnet habe. Am Main habe ich mich definitiv verrechnet, bzw. verschätzt. Das sogenannte Mainviereck ist ein Stück Abweichlermain, der einen Bogen macht nach Süden, rechtwinklig dann nach Osten fließt und dann wieder einen Bogen nach Norden. Der Mainsyphon sozusagen. Wie auch immer. es sind tatsächlich bald achtzig Kilometer bis nach Wertheim, wo die Tauber in den Main fließt.

Genug Strecke, um geläutert gegen Abend am Abzweig zum Radweg Liebliches Taubertal zu stehen, sich das Kinn zu reiben, laut Hmmmm zu sagen, kurz in die Handykarte zu schauen, sich umzudrehen und dem Main weiter zu folgen. Du musst nur noch eben diese Mainschleife, sage ich mir, und da, da schau mal, da ist ein Radweg, der direkt nach Würzburg abzweigt vom Mainradweg. Der Aalbachradweg. Ich darf Bayern nicht ein zweites Mal kastrieren und die Grenzlinie, der ich doch eigentlich folgen möchte, über die Maßen strapazieren. Obendrein. Denn der Tauberradweg hätte mich unmittelbar aus Bayern heraus geführt, durch Baden-Württemberg dem Ende entgegen.

Schon 2019 tat es mir weh, den Zipfel ums Berchtesgadener Land wegen Schlechtwetters nicht geradelt zu sein. Umso mehr weiß ich, dass ich, Perfektionist, der ich bin, es hinterher bereuen würde, wenn ich nicht die Ecke Würzburg-Ochsenfurt mit im Programm hätte.

Den Weg entlang der Mainschleife oberhalb von Wertheim folge ich einem Frachtschiff namens Sofie. Zuvor schon viele Schiffe immer wieder gesehen. Eines beladen mit Windrad-Flügeln. Wir sind fast gleich schnell, wir Radler und Schiffe.

Bei Bettingen erreiche ich den Abzweig zum Aalbachradweg. jaja, ist ein schöner Weg, erzählt mir ein Kartoffelbauer, der gerade sein Feld nach Käferbefall untersucht, und dass es mal wieder regnen könnte, sagt er, nein, zum Glück keine Käfer, aber das ist so die Zeit, da kommen die Tierchen. Der Weg ist gar nicht mal steil, sagt er und ich könne ja im hießigen Outletcenter noch einkaufen. Das habe geöffnet bis zwanzig Uhr. Hinauf zum Center, das bei der A3 wie eine fremdländiche Märchenstadt wirkt mit Türmchen und Schnickschnack, kommen mir zwei Radlerinnen entgegen mit Markenklamottenschöntütchen am Lenker, prall gefüllt mit, ja was, Markenklamotten vermutlich.

Ein viertelstündiger Ächtzhüpfer und ich bin jenseits des Outletcenters und der Autobahn auf einem feinen Wiesenradweg, meist geteert. Ein Glücksgriff. Wirklich. Nicht auszdenken, ich schwitzte nun etwas weiter westlich parallel zu dieser Strecke den Radweg liebliches Taubertal in einer solchen Schlangenlinie, wie es der Rennradler morgens breit erklärt hatte.

20 Kilometer bis Würzburg finde ich in einem Weiler namens Holzmühle ein feines Plätzchen bei einem Holzlager. Die Nacht war bitterkalt.