Tag 12 der 2. Etappe (Tag 20) im Rückblick | #UmsLand Bayern

Heute gibts mal wieder einen Twitter-Thread:

»Das Projekt #UmsLand (momentan Bayern) ist ein Langzeit-Literatur- und Kunstprojekt. Nah an den Grenzen der jeweiligen Regionen radelt der Künstler, bloggt und fotografiert das Rohmaterial für seine Kunstwerke. Hin und wieder überquert er die Grenze.
Ein Thread.

Der Grenzlinie folgend erhält man eine gute Übersicht über Land und Leute. Wie sie ticken, wie sie mit ihren Nachbarn und Fremden umgehen. #UmsLand/Bayern durchquert alle Regierungsbezirke. Dabei wird dem Reisenden schnell klar, Bayer ist nicht gleich Bayer.

Von Schwaben übers Allgäu, Ober- und Unterbayern nach Franken, die Menschen des Freistaats sind so unterschiedlich und individuell, wie das Land riesig ist.

Auch die geografische Betrachtung Bayerns verdeutlicht: Bayern ist nicht nur Berge. Wenn man einen Menschen am Inn aussetzen würde, ohne dass er weiß, wo er ist, würde er vielleicht vermuten, er befände sich im Deichland des Nordens.

Meine Reise wird von Außenstehenden gerne als Urlaub betrachtet, als Radtour bezeichnet. Mag sein, dass das hinkommt. Aber ist ein über viele Jahre angelegtes . Knallharte Arbeit oftmals.

Die langsame Art der Fortbewegung mit dem Fahrrad, einem Verkehrsmittel, das man allzu leichtfertig als Freizeit- oder Sportgerät ansieht, dient dem Kreativen, ein Fundament zu schaffen, um Erlebtes in Bild und Text tagesfrisch ins Blog zu bringen.

Jeder Blogeintrag auf https://irgendlink.de bedeutet mindestens ein bis zwei Stunden hochkonzentrierte Schreibarbeit. Dazu gesellen sich weitere Stunden, in denen erlebt wird, worüber man schreibt, in denen das Künstlerhirn weichgeklopft wird.

Manchmal fragt man mich nach der Kontonummer und wie man denn das Projekt unterstützen kann. Das geht am einfachsten, indem man signierte Kunstwerke auf https://shop.irgendlink.de bestellt.
Wer gerne spenden möchte, kann auf den Preis etwas draufschlagen.

Die nächsten Kunstwerke werden Mitte Juni versendet. Der Künstler, moi-même, befindet sich ja gerade auf großer Expedition, um für Euch die faszinierenden Motive zu fischen, die in komplexen Prozessen zu Kunst verarbeitet werden.«

Heute Morgen ist Irgendlink wieder auf die deutsche Seite der Grenze geradelt und hat den Ort Mauth – samt Markttreiben – heimgesucht. Von dort ist er weiter nach Klingenbrunn und Frauenau geradelt und hat nun in der Zwieselau auf dem Camping Green Village sein Zelt aufgebaut.

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Das heutige Wegstück (Track) könnt ihr hier → gucken.

Oder hier (ungefähr):

Direkter Link zur ungefähren Karte. (Heute die Wanderversion, weil offenbar Tschechien keine kompatiblen Radwege bereitstellt.)

[Zum Tourplan geht es hier lang.]

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Hier nun ein paar Bilder von Irgendlinks zwölftem, respektive zwanzigstem Reisetag:

Stacheldrahtverhau der ehemaligen Zonengrenze oberhalb Finsteraus auf knapp 1200 m Höhe. Hier beginnt der Nationalparkradweg.

Ruine nahe des Stacheldrahtverhaus. Der Morgennebel zieht durch den Bergwald. Eine unheimliche Athmosphäre. Ich begegne nur zwei Ebikern und einem Förster.

Der Nationalparkradweg führt fast ausschließlich auf Waldwegen und vermutlich Loipen. Hätte ich morgens nicht einen Abstecher nach Mauth gemacht und mit viel Glück einen Kaffee und Kuchen ergattert, wäre ich unterwegs nur ein paar Mountainbikern begegnet. Auf etwa halber Strecke zwischen Mauth und Spiegelau war das Nationalparkszentrum um die Mittagszeit gut besucht. In Spiegelau waren die Straßen voller Menschen auf dem Weg zum Football-Match. Ja, richtig, Football.

Ansonsten gabs an diesem Tourtag nur Wald und Hochsitze.

Allee.

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Eure Sofasophia

Bordelle, Tand und schöne Lande | #UmsLand Bayern

Hin und wieder bezeichne ich die Kreuzbergstraße in meiner Heimatstadt Zweibrücken als steilste Straße der Stadt. Sie führt fast schnurgerade vom Herzogplatz und dem alten Brauereigelände hinauf auf den Kreuzberg, auf dem sich die Fachhochschule der Stadt befindet. Ich weiß nicht genau, wieviel Prozent Steigung die Straße hat. Mit einem größeren als dem ersten Gang, kann ich sie jedenfalls nicht hinaufkurbeln. Das kurze Stück Straße überwindet eine Höhe von etwa 80 Metern und im weiteren Velauf kommen noch einmal etwa 40 Höhenmeter hinzu, bis ich mich von der Innenstadt hinaufgeschuftet habe nach Hause. Unterwegs in der Fremde radelnd nehme ich gerne den Zweibrücker Kreuzberg als Maß für die zu überwindende Steigung.

Am gestrigen Morgen, erinnere ich mich schmerzlich, habe ich mit Gewissheit mindestens drei Zweibrücker Kreuzberge in den Schenkeln, als ich nach 13 Kilometern von meinem Wildzeltplatz auf der Wiese des Landwirts, der mit einer Remscheiderin verheiratet ist, das Ende des Donau-Wald-Radwegs in Jandelsbrunn erreiche. Inständig bete ich unterwegs, dass der Folgeradweg, der Adalbert-Stifter-Radweg ein Bahntrassenradweg ist. Und zwar ein richtiger Bahntrassenradweg, nicht Zahnrad. Mit höchstens drei, vier Prozent Steigung, Tunneln und Brücken …

Haidmühle, etwa anderthalb Stunden später. Jackpot. Der Adalbert-Stifter-Radweg führt tatsächlich auf einer alten Bahntrasse geschwungen stets gleichmäßig steigend aufwärts. Dritter Gang ist mein zweiter Vorname. Einfach ist es nicht, aber erträglich. Und die Landschaft durch Fichtenwälder, hoch auf dem Bahndamm über die vorbeilaufenden Dörfchen blickend, ist ein Genuss.

Adalbert Stifter, dem der Radweg gewidmet ist, wurde Anfang des 19. Jahrhunderts hier im Böhmerwald geboren. Auf einem Themen-Wanderweg erfährt man auf etlichen Schautafeln, die mit Zitaten Stifters garniert sind, allerlei über den Künstler, Literaten und Pädagogen. Dass er Kunst und Literatur schuf, begeistert mich insofern, als es auch genau mein Genre ist. Schon dichte ich ihm kurbelnd über den Kies des Radwegs eine Art Urvaterschaft des Appspressionismus an, ein Mensch, der die Mittel seiner Zeit nutzte und kreativ kombinierte und dabei ein künstlerisch-literarisches Gesamtwerk schuf.

Was wohl, wenn Stifter unsere heutigen Mittel zur Verfügung gehabt hätte, Smartphone, Kommunikation, multiple Apps, mit denen er sich nach Belieben eine Schreib- und Malpalette zusammenstellen könnte und im Hintergrund ein robustes Blog als Mittel des künstlerischen Ausdrucks?

„Waldtraktor steht hinter Waldtraktor, bis einer der letzte ist und den Himmel, nein den Baum, abschneidet, denn der letzte ist ein fieser Harvester …“ verhonepipele ich ein Adalbert-Stifter-Zitat. Vielleicht hätte er es gemocht?

In Haidmühle führt ein Teerweg bis zur Grenze, kurz vor der Grenze ein Parkplatz. Mit dem Auto darf man da nicht durch. Es geht nur zu Fuß oder per Rad nach drüben.

Der Parkplatz ist rege belegt und ich sehe schon warum. Menschen mit Plastiktüten und Zigarettenstangen kommen mir entgegen. Drüben befindet sich neben einem Bahnwagen, in dem ein Café-Imbiss ist auch ein Shop und etwas weiter eine Pension mit Restaurant. Die Leute schwappen herüber, um billig zollfrei einzukaufen.

Es hat etwas Schmuddeliges. Wie Männer, die sich aus Sexshops herausschleichen mit anonymen Tüten voller Wasweißichs.

Ein tschechischer Radler klärt mich ein bisschen auf, ich solle ein Bier trinken hier. Er prostet mir mit einem bauchigen, fast kugelrunden Glas zu. Die kalte Moldau sei dies hier. Ein Hochland, umringt von Fichtenwäldern, weit geschwungen, darin die alte Bahnlinie und ein winziger Bachlauf.

Von der Bahnlinie gibt es nur noch einen Kopfbahnhof, der beim Kiosk liegt und einen Fetzen alter Bahnlinie direkt an der Grenze. Die kürzeste internationale Bahnstrecke der Welt (siehe Bild im Blogartikel zuvor). Transportsfahrzeug ist eine winzige Dampflok. Die Schienen sehen marode aus.

Weiter gehts durch Tschechien auf der Šumava-Tour, so zumindest ist sie im Internet ausgewiesen. Tatsächlich folge ich etwa dreißig Kilometer den Schildern des Eurovelo 13. Einzige größere Siedlung am Weg ist Strážný, ein ehemaliger oder gar immernocher Skiort, der aber nun ein Billigtandkundentrampelpfad geworden ist. Wunderbare, seltsame Waren von Körben über Gartenzwerge, Blechzeugs, Kunststoffmissratenheiten bilden ein Spalier des unwiderstehlich Günstigen. Dazwischen Zigaretten, Alkohl, Parfüm und auch ein, zwei Bordelle.

Gut dreißig Kilometer führt die Šumava-Tour entlang der Grenze durch Niemandsland und Bäume. Auch hier gehen mir der eine oder andere Zweibrücker Kreuzberg in die Knochen.

Am Abend lande ich wildzeltend auf 1100 Metern Höhe auf einer offen gelassenen Kuhweide zwischen riesigen Felsbrocken, Moos und viel Stille.

Ich schätze, dass ich etwa 1000 bis 1200 Höhenmeter geradelt bin. Zum Mittelpunkt Bayerns sind es 160,4 Kilometer.

Tag 11 der 2. Etappe (Tag 19) im Rückblick | #UmsLand Bayern

»Hmmm. 1100 Meter hoch, bayerische Grenze in erreichbarer Nähe, stabiles, nicht zu lahmes tschechisches Netz, schönes Zeltwieschen, müde. Ich sollte hier bleiben.« So twitterte Irgendlink gegen Abend.  Und so hat er sich wild auf Berg-Kuhweide aufgebaut.

Nach einem Tag mit etwa Drei-Mal-den-höchsten-Berg-Zweibrückens-Erklimmen, einer Bahntrasse und  … ach, lest selbst: Twitterseidank sind Irgendlinks Tageserlebnisse hier nachzulesen.

Über die Gegend Šumava, die Irgendlink aktuell durchradelt, gibt es hier einige weiterführende Informationen: www.bayernbike.de

Und jetzt wünsche ich euch allen weiterhin ein feines Wochenende!

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Das heutige Wegstück (Track) könnt ihr hier → gucken.

Oder hier (ungefähr):

Direkter Link zur ungefähren Karte.

[Zum Tourplan geht es hier lang.]

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Hier nun ein paar Bilder von Irgendlinks elftem, respektive neunzehntem Reisetag:

Alter Tschechoslowakischer Grenzpfosten bei Haidmühle. Er wirkt wie frisch poliert.

Die kürzeste internationale Bahnlinie der Welt führt 105 Meter weit bei Haidmühle von Tschechien nach Deutschland. Die Fahrt mit der alten Minidampflock dauert nur 24 Sekunden. Die Sehenswürdigkeit erinnert mich an das kleinste Museum in einer Bushaltestelle in Welchenhausen, das ich während /Rheinland-Pfalz entdeckte.

Diese skurrile Baumruine ist mein Begrüssungsbaum in Tschechien.

Einzige größere Siedlung am Weg ist Strážný, ein ehemaliger oder gar immernocher Skiort, der aber nun ein Billigtandkundentrampelpfad geworden ist.

Verwirrend viele Wegweiser, die mir in Tschechien den Weg erklären könnten.

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Herzlich aus der Homebase
Eure Sofasophia

Auf dem Donau-Wald-Radweg ins Dreiländereck | #UmsLand Bayern

Murmelnder kleiner Bach hinterm Zelt. Man habe Flusskrebse darin angesiedelt, sagt mein Host für diese Nacht. Der Bach speise seine Fischteiche, die direkt unterm Wald an der österreichischen Grenze liegen. Ein bisschen weiter, dort unten, die Kapelle, die ist schon in Österreich. Brauchst noch irgendwas?, fragt der Mann. Mit dem Firmentranstporter parkt er auf der Wiese, dort wo mein Fahrrad steht, dort wo ich das Zelt aufbauen darf. Er war neugierig und kam noch einmal zurück, um meine Geschichte zu hören. Zuvor hatte ich ihn angesprochen, als er noch mit dem Traktor die weitläufige, mehrere Hektar große, frisch gemähte Wiese beackerte. Obs denn ein Platz fürs Zelt gäbe. Ja freili! Um Zeltmöglichkeiten muss man sich hier im Dreiländereck nordöstlich von Passau wahrlich keine Sorgen machen. Wiesen so weit das Auge reicht zwischen Wäldern, meist Nadelgehölz, so weit das Auge reicht. Dazwischen wie mit impressionistischem Pinsel dahin getupft einzelne Gehöfte. Kaum befahrene Sträßchen.

Viele Stunden zuvor erreiche ich Passau auf dem Innradweg, der ab Neuburg über einen holprigen, verwurzelten Waldweg führt, vorbei an riesigen, glazialen Felsgebilden. Hie und da sind Kletterstrecken eingerichtet. Spuren von Haken sichern die Routen, die teils an der glatten Wand hinauf führen. Unten fließt ruhig der Inn, stürzt sich kurz vor Passau über ein finales, vielleicht sechs bis zehn Meter hohes Wehr mit Getöse auf Donauniveau.

Passaus Altstadt liegt auf der Spitze zwischen dem Zusammenfluss. Auf der anderen Donauseite mündet noch die Ilz. Welch faszinierender Dreiklang von Flüssen, denen allen noch deutlich das Hochwasser der letzten Tage anzusehen ist.

Einen Stadtspaziergang lasse ich mir nicht entgehen, durch teils nur meterbreite Gässchen. Von der hoch frequentierten Straße gehts schiebend Richtung Dom. Da, ein goldenes Dacherl. Ist das echt, frage ich die Bedientochter des Restaurants, das sich im Gebäude der ehemaligen ‚Goldenen Waage‘ eingerichtet hat. Ja freili. Blattgold. Wie in Innsbruck. Das kleine, runde Vordächlein hängt hoch genug, dass niemand es mitnehmen kann.

Eine Stadtführung. Knappes Dutzend Menschen in Motorradkluft, die aufmerksam der Touristenführerin zuhören, die die Geschichte der Wiegestation erzählt.

Auf dem Marktplatz hinterm Dom wird das ganze Ausmaß des Touismusführungsrudellaufs offenbar. Noch mindestens drei weitere geführte Gruppen tummeln sich. Wenn ich nur geschickt zwischen den einzelnen Führungen hin und her lausche, und den meist weiblichen Führerinnen – teils auf Deutsch, teils auf Englisch – gut zuhöre, kann ich mir die Geschichte Passaus in Windeseile draufschaffen, mein Tourismusführer-Diplom machen und für immer hier bleiben.

Schon schlägt mein clowneskes Hirn Kapriolen und denkt sich, ich könnte auch die Führung mit dem Passau-Wissen in Zweibrücken machen. Die Idee einer Fake-Touristentour mit völlig frei erfundenen Geschichten – natürlich öffentlich bekannt, ohne Verarsche – schwebt mir schon länger vor. Tourismusführung im Postillon-Stil.

Die englische Gruppe nähert sich. Die Führerin spricht mich an, Sie mit ihrem schweren Radl, was machen Sie? Where are you heading today, what’s your mission usw. Sehr gut. Baue spontan Dinge und Menschen in dein Programm ein, die normalerweise nicht in der Stadt vorkommen, die nicht zum Programm gehören. Das würzt die ganze Chose perfekt ab.

Zum Glück trage ich mein UmsLand/Bayern-T-Shirt mit Tourplan und Umriss meines Vorhabens. So skizziere ich kurzerhand mein Vorhaben, zeige aufs T-Shirt, look, here we are now. Last year I did this, fom Rossenbüarg ob the Tauber, you know, to Lake Constance. One week ago I started here, passed the alps – ihre Augen folgen meinem Finger auf dem T-Shirt – and now, Pässau. Am writing a book about Bavaria, füge ich noch nonchalant hinzu.

Woher sie denn kommen? America. California, präzisiert eine Frau.

Und schwupp weiter im Gemahle zwischen Touristenführungen und Caféterrassenalltag zu Füßen des gerade in Renovierung befindlichen Doms. Man baut den Dom barrierefrei, erzählt mir später ein Radler, der sein Sportdreirad mit Handkurbeln bedient. Kilometerweit folgt er meinem Windschatten am nicht sehr schönen Donauradweg bis fast nach Obernzell, barrierefrei macht man den Passauer Dom. Für Hörgeschädigte, Rollstuhlfahrer und Blinde.

Die engen Gassen unter dem Dom sind ein akustischer Genuss, zumindest dort, wo keine Autos fahren dürfen. Es herrscht vermutlich eine Akustik ähnlich wie die Gerüche auf einem orientalischen Markt (bzw. so, wie ich mir die Gerüche auf einem orientalischen Markt vorstelle: üppig, unendlich reich und vielfältig).

Ab Obernzell biege ich auf den Donau-Wald-Radweg ein, der das steile Donautal nordwärts verlässt. Am Grießenbach führt eine konstant steile unbefestigte Trasse bergauf. Erster Gang. Verflixt. Das ist keine normale Bahnstrecke, diagnostiziere ich, das sind mindestens sechs Prozent Steigung. Nicht enden wollend. Über zahlreiche Treppen im Abstand von wenigen Metern stürzt der Bach und rauscht und stürzt.

Ein altes Muttchen spaziert vor mir her. Ich kann sie nicht einholen. Zu oft muss ich das Radel stoppen, verschnaufen, und was solls, ist ja schön hier. Schäfchenweiden, Jungvieh. So niedlich. Hie und da schwätze ich mit Passantinnen und Passanten. Liebkose mich dementsprechend den Berg hinauf und stehe in Untergrießbach doch tatsächlich vor einem großen Edeka-Markt. Mit Café. Mit Kaffee. Mit Erdbeerkuchen. Mit Sitzgelegenheit.

Ich hatte im Dreiländereck eigentlich nichts erwartet außer ein Gasthaus hie und da, vielleicht einmal ein Dorfladen, der von vier bis sechs auf hat, aber keine großen Lebensmittelversorger.

Auch in Wegscheid, Kilometer später, sehr hoch gelegen auf über 700 Metern, gibt es alles, was die Radlerbübcheninfrastrukturphantasien sich erträumen. Einkaufen bis acht, Kuchen essen usw.

Aber hart erschwitzt. Der Donau-Wald-Radweg führt auf und ab und die Steigungen sind fast grundsätzlich kaum fahrbare Erster-Gang-Steigungen. Nach der ehemaligen Bahnlinie folgen kleine Sträßchen. Nur ein, zwei winzige Stücke von ein paarhundert Metern auf stärker befahrenen Straßen.

Die österreichische Grenze ist nah. Manchmal gibt es Beschilderungskonflikte mit der ähnlich verlaufenden Zwei-Länder-Radroute. Gut, dass ich den GPS-Track auf dem Smartphone habe.

Nun sitze ich im Zelt am Waldrand neben dem Bächlein, in das man Krebse ausgesetzt hatte und das den Fischteich meines Hosts speist, schreibe diese Zeilen, koche Kaffee und lausche dem Surren der Heuwender, die sich des weitläufigen Wiesengeländes annehmen.

Jandelsbrunn, mein gestriges Tagesziel ist noch etwa 12 Kilometer entfernt. zum Mittelpunkt Bayerns – ich kann es nur immer wieder gebetsmühlenhaft erwähnen, irgendwo zwischen Ingolstadt und Nürnberg – beträgt die Distanz 179,4 Kilometer Luftlinie.

Tag 10 der 2. Etappe (Tag 18) im Rückblick | #UmsLand Bayern

Heute hat Irgendlink nach Passau den Innradweg verlassen und sich dem Donau-Wald-Radweg zugewandt. Die gute Nachricht: Er reitet weiter gen Norden, UmsLand. Die schlechte? Es geht wieder so richtig schön bergan. Autsch. Gegen Abend schreibt er, dass der erste Gang wieder sein bester Freund und  der Königseeradweg ein gutes Training für den Donau-Wald-Radweg sei. Oder umgekehrt.

Übrigens: Sein bayrisches Radwege- und Radkartenwissen hat sich Irgendlink unter anderem auf der Webseite hier geholt ⇒ bayerninfo.de/rad … falls wer gucken mag.

Da oben, an einem Waldrand bei Kriegwald, hart an der österreichischen Grenze, werde er – mit Einwilligung – sein Zelt aufbauen, schrieb er noch, und kurz darauf lese ich auch schon, dass er dort gut gelandet ist.

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Das heutige Wegstück (Track) könnt ihr hier → gucken.

Oder hier (ungefähr):

Direkter Link zur ungefähren Karte.

[Zum Tourplan geht es hier lang.]

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Hier nun ein paar Bilder von Irgendlinks zehntem, respektive achtzehntem Reisetag:

Gasthaus zur goldenen Waage in Passau. Es gibt auch ein winziges goldenes Dacherl wie in Innsbruck

Dom zu Passau. Davor das Denkmal für König Maximilian Joseph.

Anzügliche Geschäftsdekoration in der Fußgängerzone von Passau. Als ich vorbei flaniere, fällt irgendwo das Wort ‚Sittenpolizei‘.

Kuhdeko über einem Laden in Passau.

Passauer Gullideckel.

Viele schmale Gassen gibts in Passau. Manche sogar so schmal, dass das vollbepackte Radel nicht durchpasst. Schön die bunten Häuser.

Komm auf die dunkle Seite der Macht. Restaurantdeko unterm Dom.

Blick über den Inn von Innstadt aus nach Passau-Zentrum, das auf einer Landzunge zwischen Donau und Inn liegt.

Schild an einem alten Fahrrad, das in Innstadt an einem Geländer festgesperrt war. Das Fahrrad sei nicht verkehrstüchtig, man möge es bis 10. Juni entfernen.

Liebesschlösser an der Donaubrücke in Passau wurden bei der Brückenrenovierung offenbar mit überpinselt.

Nixe Isa in Obernzell. Sie ist das Pendant zur Lorelei. In der Tat hat die Donau östlich Passaus eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Mittelrheintal. Enges Tal, beidseitig Straßen, kaum Brücken, kleine Fähren.

Nächste beiden Bilder: Römerskulptur auf einem Brunnen in Obernzell.

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Mauerkunst

Donaufähre in Obernzell. Es passen kaum drei, vier Autos auf den winzigen Kahn.

Am Donau-Wald-Radweg kurz vor Wegscheid. Die Straße ist so steil, dass ich oft pausieren muss. Erster Gang. Hier bin ich in schnellem österreichischem Netz und versende die Bilder des Blogartikels.

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Herzlich aus der Homebase
Eure Sofasophia