Von Punkern, Ravern und deserten Warriorn – die seltsamen Begebenheiten auf dem Hauptbahnhof Karlsruhe

Draufgestupst durch eine Kurznachricht in Mastodon, erfahre ich, dass Torsun Burkhardt gestorben ist. Gerade mal 49 Jahre alt. Krebs. Zack. Weg. Ein Link in der Kurznachricht erzählt von dem antifaschistischen Musiker, dessen Wurzeln im Punk liegen und der mit seiner Band Egotronics ab den 2000er Jahren zum Raver mutierte. Warum hab ich von denen nie was gehört?

Es lehrt mich wieder einmal, dass die Welt eben viel viel größer ist als man sich das im kleinen, feinen Menschenhirn jemals ausmalen könnte … wie sagte ich einmal: Das Unbekannte ist um ein Undendliches größer als das, was wir kennen und was wir jemals lernen, erfahren und wahrnehmen.

Die gestrige Rückfahrt aus den Ferien war geprägt von Torsun. Ab der Grenze, schon kurz nach Basel, wieder im heimischen Netz, nutze ich die massenhafte Datenflatrate, die mir der Mobilfunkanbieter zu Weihnachten geschenkt hatte und die bis zum 3. Januar um 23:59 verbraucht werden könnte. Dudele Torsuns Lied, das er mit seiner neuen Band, den Stereotronics im Frühjahr 2023 aufgenommen hatte. D.A.R.E heißt es. Es erzählt von einem Todkranken, der nicht schlafen kann, noch wirklich aufwachen, dauernd müde, Tabletten allüberall und es ist ein so wunderbar verspieltes schönes Lied – ich weiß, mein persönlicher Geschmack – so dass ich es praktisch in Dauerschleife höre. Derweil der Zug dahin rattert.

Wenn ich die Dauerschleife unterbreche, schaue ich auf Youtube „meine“ Hashtags durch, Survivalvideos in Abwechslung mit Lehrvideos der bayerischen Forstbehörde, in denen Baumfälltechniken gezeigt werden. Eine ganze Weile bleibe ich beim Hashtag #DesertWarrior hängen, den der Survivalshow-Youtuber Otto Bulletproof ins Leben rief. Darunter gibts Bewerbungsvideos zu sehen von Menschen, die am kommenden Projekt im Frühling 24 in Namibia teilnehmen wollen. Drei Wildcards gibt es zu gewinnen. Wenn man gerne mit dabei wäre, kann man ein Fünfminutenvideo mit dem Hashtag hochladen und sich bewerben. Ist wie Lottospielen ein bisschen. Zu „gewinnen“ gibt es ein zwölftägiges Abenteuer, bei dem man als Mitglied eines von einer Hand voll Dreierteams eine Art Wüstenwettlauf macht. Die Sache ist zwar ein bisschen militärisch angehaucht, aber der Macher, Otto, gibt sich auf Youtube als sympathischer Kerl. Schon liebäugele ich mit einem Bewerbungsvideo. Als ich in Karlsruhe aus dem Zug steige, das Handy noch immer in der Hand, denke ich kannst ja mal bissel filmen. Ich muss ohnehin üben, wenn ich mit meinen Ende 2023 begonnenen Videoexperimenten weiter machen will. Mein Kanal füllt sich langsam. Nach dem schon hochgeladenen Elsässer-Weinstraßen-Video habe ich in den Ferien in Fitou ein paar Experimente mit den sogenannten Shorts (Hochkantvideos bis zu einer Minute lang) gemacht.

Lange Rede, ich hab wie gesagt das Handy wie so ein Shortsfilmer in der Hand, tappe auf dem Bahnhof umher und finde Gleis 101, wo mein Anschlusszug nach Neustadt fahren soll, völlig verwaist vor. Die Anzeige zeigt einen Zug an, der in anderthalb Stunden nach Schwäbisch-wo-auch-immer fährt, überall hin, nur nicht in meine Richtung. Stürmisch. Fehlen die rollenden Büsche, die zirpenden Grillen.

Ich durchforste die App nach Alternativen. Sieh an, auf dem Gleis gegenüber kann ich in ein paar Minuten einen Zug über Schifferstadt nach Kaiserslautern nehmen, bin damit nur eine knappe dreiviertel Stunde später daheim. Schleppe meinen Rucksack also rüber nach Gleis 102. Hinterm Gleis ist ein Metallzaun, an den ich mich anlehne, feststelle, das Ding wippt schön, wenn ich mich mit dem schweren Rucksack dranplumpsen lasse, also wippe ich eine Weile und weil ich das Hochkanthandy noch immer in der Hand halte, schalte ich den Selfiemodus ein und plaudere: Über das Wippen, den ausgefallenen Zug, die Verspätung und was ich so getrieben habe während der Fahrt auf der Rheinstrecke. Komme schließlich  auf den DesertWarrior zu sprechen. Sind schon sehr viele Bewerbungsvideos im Netz. Teils wunderbar kreatives Zeug. Manche machohaft martialisch, andere lustig, wieder andere herzlich dilletantisch, naja, ähnlich dilettantisch wie ich gerade aufs Handy plaudere. Aber ich mache das ja nur zum Spaß und um ein bisschen zu üben für die Zukunft.

Plötzlich dämmerts mir, dass Bewerbungsvideos zu Survivalshows oder irgendwelchen anderen Youtubeformaten eigentlich ein eigenes Genre darstellen. Dessen ist man sich nur nicht bewusst, wenn man sich bewirbt. Scheuklappenbewehrt fokussiert man ja nur streng aufs Ziel hin und nimmt gar nicht wahr, dass man Teil eines gigantischen Pools von Ähnlichen unter Ähnlichen ist. DU BIST MITTEN IN EINEM BEWERBUNGSVIDEO, wird mir plötzlich klar. Noch habe ich kein Wort darüber verloren, oder gar einen Ansatz gemacht, etwas über mich zu erzählen. Schnitt.

Die Entscheidung, dass aus meiner lapidaren Pauderei auf Gleis 102 im Hauptbahnhof Karlsruhe ein Bewerbungsvideo für den DesertWarrior wird, fällt um 16:01. Gegen den Wind filmend, die Stimme völlig verrauscht, plaudere ich Eckdaten, etwa eine Minute lang. Schnitt.

Ich füge noch etwas hinzu, runde die Sache ab. Schnitt.

Mittlerweile bin ich in Schifferstadt, steige um, baue auch dort ein dahingeschnuddeltes Videoschnipsel ein und bin sodann zufrieden.

Abends daheim beschließe ich, am folgenden Tag, heute, das Material zu sichten, es zusammenzufügen und das Video fertig zu stellen. Ich muss es ja nicht veröffentlichen, mache es ja nur zur Übung … ha, denkste. Das ist das Problem mit der Kunst. Es kitzelt so schön, wenn man eine Grenze überschreitet. Treibt den Puls hoch, schüttet Adrenalin aus. Und zu guter Letzt die Rechtfertigung, du musst das tun, egal wie gut, wie schlecht es ist, die Dinge, die man sich ausgedacht hat müssen aus dem Kopf, müssen vom Tisch und das geht nur, wenn man sich ihrer in Form von Veröffentlichung entledigt.

Verbringe den Tag damit das Video zu schneiden und habe es nun hochgeladen. Noch ist es nur ungelistet und es wird somit auch nicht in die Bewerbungskolonne eingereiht. Es juckt mich in den Fingern, es öffentlich zu stellen, nur um zu schauen, was passiert.

Naja, ratet mal, was passieren wird.

Nachtrag zum Clip. Er ist nach meinem selbst erfundenen Dogma 23 gedreht. Out of the box. Der Künstler in seiner Zeit mit mit den Mitteln seiner Zeit und den Mitteln, die er gerade zur Verfügung hat. Im finalen Schnitt fehlen nur etwa 30 Sekunden des ursprünglichen Materials. Selbiges Dogma 23 gilt für den Elsässer-Weinstraße-Film. Dort habe ich vom originalen Rohmaterial etwa zehn Minuten weggelassen. Das Dogma 23 besagt etwa folgendes: Filme so, wie es final geschnitten aussehen sollte.

 

Von unscharfen Zukünften und präzisen Pfützenthermometern

Ein kleines Transportfahrzeug auf einem Bahnsteig verdeckt teilweise eine meterbreite Schrift, die zentriert an einer Wand geschrieben steht: "Ich bin ein Individuum. Weit mehr als jedes ausgedachte Figur aus irgendeiner Erzählung. Ich atme. Ich fühle. Ich lebe. Ich esse. Ich arbeite. Ich renne. Ich springe. Ich klettere. Ich erschaffe und zerstöre. Und das mein Leben lang. Teile der Schrift sind vom Transportfahrzeug verdeckt. Das Bild hat Panoramaformat und ist schwarz-weiß.

Im Zentrum der Künstlerbude liegen Klamotten, Kleinkram, Technik, der Reisepass, Fahrradpacktaschen, allmögliches Zeug. In der unscharfen Wolke, die meine Zukunft darstellt zeichnen sich zwei Möglichkeiten ab: kommenden Donnerstag mit der Bahn zur Liebsten in den Aargau, oder morgen, spätestens übermorgen per Radel inklusiv zwei oder drei Zeltübernachtungen bei Brrr Grad Celsius durch die Nordvogesen und das Oberrheintal.

Das Jahr neigt sich konfus dem Ende. Ich glaube, es war mein bisher schlimmstes – zumindest erinnere ich mich an kein übleres Jahr mit mehr Toten, mehr Welt-geht-vor-die-Hunde, mehr Elend und mehr Schmerz. Ein diffuses, hässliches Gemenge an Ereignissen. Großweltenläufig wie persönlich klein.

Seit Herbst stand sogar der Künstlerberuf auf dem Spiel und ich verbrachte viele Stunden mit Grübelei, ob ich 2024 nicht besser den Beruf wechseln sollte. Ein feiner warmer Job irgendwo; die Künstlerseele freikaufen. Auch das eine unscharfe Wolke möglicher Zukünfte.

Eine zarte Frostnacht. Der Garten liegt unter Raureif. Sonne streifte langsam über den östlichen Horizont heute früh. Als ich aus dem Hochbett kletterte runter in die spärlich beheizte Künstlerbude und nach draußen schaute, konnte ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, morgen früh aufs Reiseradel zu steigen und gen Süden zu radeln. Obschon es vermutlich genau das ist, was ich gerade brauche. Langsam im Wiegetritt auf dem heimischen Sattel das Jahr ausbaumeln lassen. Mein Blick streifte die „gepackten“ (wahllos dahin geworfenen) Klamotten, die Radelpacktaschen, den Teetisch mit kleinen Wichtigkeiten. Eine Explosionszeichnung des „geplanten“ Aufbruchs. Ich muss eigentlich nur noch zusammen packen.

Vor der Tür: Das Thermometer auf der Südterrasse zeigt ein zwei Grad. So genau kann ich das ohne Brille nicht ablesen. Der rote Strich rangiert aber sicher über null. Auf den mittlerweile geleerten Regenfässern neben der Tür liegen zur Abdeckung der Öffnungen alte Bratpfannen, in denen sich noch etwas Wasser befindet. Insgesamt vier Fässer (wir nennen sie scherzhaft Thinktanks) stehen in Reih und Glied und die Pfannen sind, je näher an der Haustür, teils noch offen, teils gefroren. Die Mittlere zeigt sich nur zur Hälfte mit dünnen Eis bedeckt. Ich habe ein präzises Pfützenthermometer vor der eigenen Haustür.

Tiefer Atemzug. Frische, kalte Luft. Ein herrlicher Morgen. Der Abend zuvor, fällt mir ein, war auch wunderbar. Still, kalt, klare Luft und ein ins Rötliche tendierender Sichelmond, der ungewöhnlich groß wirkte hinter den Pappeln am westlichen Horizont. Wie mit dem Stechbeitel geschnitzt.

Ich frage mich, warum ich aufgehört habe, solche alltäglichen Belanglosigkeiten zu notieren. Nein, das frage ich mich eigentlich nicht. Die Antwort kenne ich.

Persönliche Einschätzung, was die Zukunftswolke betrifft: Ich nehme Donnerstag den Zug (70 zu 30).

 

Radtour durchs Elsass auf der Elsässer Weinstraße – mein Film auf Youtube

Reiserad mit Gepäck auf geteertem Weg. daneben rechts ein Mensch im Schneidersitz. Im Vordergrund steht eine Action-Kamera uf einem etwa 20 cm hohen Stativ und scheint die Szene zu filmen.

Zum Schreiben reicht es momentan nicht.

Aber ein Film ist fertig geworden. Mitte Oktober war ich für vier Tage radelnd auf der Elsässer Weinstraße. Der Anderthalbstünder erfreut sich erstaunlicher Beliebtheit. Ich hatte ihn bisher nur über meinen Mastodon-Account im Fediverse beworben. Vermutlich habe ich aber auch bei Youtube versehentlich etwas richtig gemacht mit Titel, Beschreibung und Schlagworten.

Man kann den Film werbefrei über die Yewtube-Schnittstelle abrufen: https://yewtu.be/watch?v=xT86FGojUSE

Oder bei Youtube:

 

 

 

Landkarten der Umsland-Projekte

Drei Landkarten verlassen das Fließband. Ich habe die Umap endlich ‚gerockt‘ und einige Kunstprojekte in Kartenform dargestellt. In den Landkarten kann man sich durch Bilder und Bloglinks klicken. Die Karten haben verborgene Ebenen, die man mit der Navigationsleiste ein- und ausblenden kann.

UmsLand Rheinland-Pfalz 2017 und 2020

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Screenshot einer Landkarte mit einer Routenlinie an den Grenzen von Rheinland-Pfalz
UmsLand Rheinland-Pfalz 2017 und 2020

Umsland Bayern 2018 bis 2022

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Konturlinie Bayerns auf einer grünlichen Landkarte
Strecke der Radreise rund um Bayern 2018 bis 2022

UmsLand Schweiz 2023

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Konturlinie der Schweit mit verschiedenen Wegpunkten als grünliche Landkarte
Projekt #UmsLand Schweiz Sommer 2023

 

Marlenheim – mein Weg ist immer mein Weg

Es ist warm. Na ja, wärmer als gestern. Ein paar Grad, die Komfort von Durchkommen unterscheiden. Linksab rauscht ein Werk. Hinter mir die Straße. Die Kirchuhr schlägt die ganze Nacht. Halb drei. Der Tag war ziemlich verquer. Ich irrte umher, teils wegen Baustellen, teils wegen eigener Schusseligkeit, teils weil mir der Weg gerade gefiel und ich ihn weiter fahren wollte.
Zwar war ich schon in dieser Gegend unterwegs, mehrfach, nämlich vor ein paar Jahren und schon einmal vor etlichen Jahren, als es noch keine Radrouten gab, und vielleicht ist genau das das Problem: Ortskenntnis. Oder vermeintliche. Kenntnis macht unvorsichtg, schludrig. Allzu leichtfüßig sagst du dir dann, ja ja, kenn ich alles, war ich schon, ist mir bekannt, diese Eisenbahnbrücke. Was, wenn ich vor Jahren, als ich die Brücke erstmals sah, auch schon verirrt war und nun denke, das ist mein Weg? Ich verirre jedenfalls mich in der Gegend um Hesse. Dort wo der Rhein-Marne-Kanal seinen höchsten Punkt erreicht und der Radweg nicht mehr konsequent auf dem alten Treidelpfad verläuft.

Aber wozu diskutieren? Mein Weg ist doch immer mein Weg. Egal, ob mit oder ohne Verirrungen.

Die gestrige Strecke führte weiter die Saar hinauf, respektive den strengen Saarkohlekanal bis nach Chapelle-Diane, einem kleinen Ort, ja, sagen wir mitten im Himmel. Diese Weite da oben! Dabei ist es gar nicht so hoch gelegen. Schätze zwei- dreihundert Höhenmeter. Aber. Kahle Felder, weite Felder, durchsetzt mit Forst und dann der Kanal, geschwungenes, betonenes Etwas mit ruhigen Wassern. Wo die Saar den Himmel küsst, titele ich. In Diane-Chapelle, was eigentlich nur ein Einstraßen-Durchfahrtsort ist, stehen verteilt alte Dekoräder, bunt bemalt mit Blumenampeln.

Dort oben verliert sich auch der strenge Kanalradweg. Noch einige Kilometer führt die Trasse auf den alten Treidelpfaden bis Hesse und, das weiß ich von früher, verliert sie sich. Weil der Radweg nicht durch die Kanaltunnels geführt wird, muss der Radler klettern, schwitzen, berghoch durch die Felder und Wälder über den Tunneln. Doch so weit kommt es nicht, denn in Hesse befinde ich mich plötzlich auf einem Bahntrassenradweg. Alte Forstbahn, lese ich auf einem Schild. Das klingt gemütlich. Erst in Sitifort bemerke ich, dass ich mich verirrt habe und es werden ein paar Höhenmeter mehr, bis ich in Arzviller wieder auf Kurs bin. Dort wieder bombastische Strecke entlang der alten Kanalroute, die über Schleussen in sehr kurzen Abständen und einen Tunnel durch ein felsiges Tal führt. Die neue Kanalroute ist nicht weniger spektakulär, führt sie doch bis zu einem Schiffshebewerk, einer Art gigantischer Badewanne, die an Tauen mit viel Technik und Klügelei den Berg hinauf gezogen wird. Da passen viel mehr Schiffe rein, als in eine Schleuse.

Eisiger Ostwind. Ich durchfriere beim Abwärtsrollen, ziehe alles an, was ich dabei habe. Schal, Handschuhe. Ruhe in Lützelburg eine Weile auf einer zehn Meter langen Sitzbank, die mit einem Windfang umgeben ist. Neben mir ein stoischer Franzose, der zum Abschied ‚Tschüss‘ sagt. Plakatierendes Mädchen, Spaziergänger, Dorftreiben.

Ob ich im Proximarkt gleich gegenüber meiner Sitzbank einkaufen soll? Da es bis Saverne nur zehn Kilometer sind und erst fünf Uhr, und überhaupt, Wasselonne nicht weit ist, wo auch ein Laden verzeichnet ist, radele ich weiter. Böser Fehler. Nach Saverne komme ich gar nicht rein, führt der Radweg direkt am Ortsrand durch ruhiges Wohngebiet aufwärts, egal, Wasselonne ist ja nah. Aber ich habe die Rechnung ohne das Höhenprofil gemacht. Ächtz! Imerhin wärmt der Anstieg. Wunderbare Lagerplätze rechts und links nahe Marmoutier. So schade, dass ich noch einkaufen muss. Nein will. Gegen halb acht erreiche ich endlich den Laden in Wasselonne, einen Carreour Express. Bis acht offen. An der Kasse scherzt die Kassiererin mit einer Kundin etwas despektierlich über einen alten Zausel, der unendlich langsam unendlich viel Kleingeld klimpern lässt. Mühe hat, zu bezahlen. Ein Zwanzigcent fällt ihm runter, rollt in Zeitlupe unters Regal. Für immer weg. Von wegen Express, unken die Damen auf französisch und schmunzeln mir zu.

Stockdunkel. Ich durchirre Wasselonne, was wie alle Städtchen der Gegend unheimlih herzig ist, komme zum Radweg zurück, eine alte Bahntrasse und muss noch einige Kilometer nach einer geeigneten Zeltwiese suchen. Im Dunkeln ist schwer ausmachen, ob mein Platz etwas taugt, dennoch, Glück gehabt, finde ich nahe eines Fischteichs ein Wieschen, das nicht zu nahe der stark befahrenen Straße liegt.

Da ich den Brenner des Trangias daheim vergessen habe, baue ich aus einer leeren Bierdose einen Ersatz. Er funktioniert, ist aber mit Vorsicht zu genießen (Sicherheit).

Zeltaufbau im Dunkeln, zehn Minuten, bis zur fertigen Einrichtung; mit Kocher an und Essen kochen dauert es 35 Minuten. Ich bin wieder im Trott, wenn auch müde und ein bisschen gestresst.