Diverse Tätigkeiten

Vorhin an der Straße nach Gibraltar weiter gearbeitet. Der Bildteil kommt so langsam ins Lot. Der Textteil? Hoffe, dass ich das Rohscript bis Mitte Mai fertig habe. Es wird ein Buch über die Liebe. Momentan keine weiteren Abschnitte veröffentlicht, weil ich mit den neuen Passagen an meine bloggolerischen Grenzen gestoßen bin. Will sagen: manchmal muss ich an Geschriebenem wirklich hart arbeiten und kann es nicht direkt veröffentlichen. Die Inhalte werden nach und nach hier zu finden sein.
Das Bliestallabyrinth wächst auch. Beim Eingeben der Geokoordinaten wurde mir bewusst, was für eine verfluchte Verwaltungsarbeit hinter dem Projekt steckt. Noch ist von den Kunstwerken kaum etwas sichtbar. Das gesamte riesige Konzept befindet sich im Kopf, aber die ersten Entwürfe musste ich den Galeristen für die Vorankündigung schicken. Was habe ich gemacht? Erstens: den Plan der Region mit allen Waldwegen und kleinen Pfaden gescannt, dann mittels Bildbearbeitung eine Ebene eingefügt, in die ich das Labyrinth skizzierte. Ca. 40 km lang schlängelt es sich bis fast vor die Tore der Galerie, um dann in einem Bogen wieder hinaus in die Wälder zu führen und durch die wildromantische Guldenschlucht zurück nach Zweibrücken. Dann wendet sich die Kurve wieder der Galerie zu, jedoch nicht im direkten Weg, sondern durchs Zweibrücker Flieger-Viertel (dort heißen die Straßen nach berühmten Luftfahrtpionieren, Udet zum Beispiel und Richthofen, Lindbergh und Messerschmitt) … wo war ich, ach ja, mitten im Labyrinth, also, im Zick Zack durchs Fliegerviertel dann in ein Gewerbegebiet, zurück auf die Hauptstraße, dann endlich hinüber zur Galerie.

Ich werde nun noch ein paar Bilder und Geopunkte einholen. Das Bliestallabyrinth führt nämlich direkt an der Künstlerbude vorbei. Ich bin der friedfertige Hochseefischer der Kunst.

Konzeptkünstler R.

Gestern, drunten n der Stadt, herrschte reger Betrieb vor den Banken. Missmutig fingerten die Menschen mit ihren Kontoauszügen, verzogen das Gesicht. Vor der Sparkasse traf ich Konzeptkünstler R. „Lange nicht gesehen, alter Freund.“ Er berichtete von einer Reise nach Hierro, wo ihm seine Tante ein Grundstück vererbt hatte. Dort hatte er über Winter sein Zelt aufgeschlagen. Jeden Tag lief er hinunter zum Atlantik und baute einen Steinstapel, genauso, wie er es vor vier Jahren in 50 km Abständen am Rhein getan hatte.. „Die Dinge kommen und die Dinge gehen,“ lächelte er verschmitzt. Ich versuchte mir das Bild vorzustellen: ein gebückter Fremder – auf einer winzigen Insel mit nur 10.000 Einwohnern vor der Küste Afrikas – stapelt Lavastücke, die schon am nächsten Tag von den unermüdlichen Wellen des Ozeans in die Tiefe gerissen werden. So verging sein Winter.

Ich erwähnte mein Buridans-Dilemma. Da sagte er: „Es gibt nur ein Dilemma, nämlich nicht zu wissen, ob es sich bei dem Problem tatsächlich um ein Dilemma handelt.“

Bliestallabyrinth

Die ersten 25 Bilder sind im Kasten. Insgesamt brauche ich 400. Ich habe das Kunststraßenkonzept an die besonderen Bedingungen angepasst. In jedem Bild wird man das nächste Bild erkennen. Das Konzept wächst mit seiner Umsetzung.

Es entsteht ein räumlicher Film. Ich peile stets den Horizont oder die nächste Biegung an, fotografiere in die Straßenflucht, laufe bis zum nächsten Punkt, wo sich mein angepeiltes Ziel zu einer erstaunlichen Größe gemaußert hat, dringe somit weiter und weiter ins Bliestallabyrinth vor. Und auch wenn ich mich zunächst von meinem Ziel entferne, so komme ich ihm doch mit jedem Foto näher.

Als ich zum Gehöft zurückkehrte, war ich erschöpft, weil ich die steilste Straße der Stadt wie im Flug hinaufgehechtet war. Ließ mich in den Sperrmüllsessel auf der Südterrasse fallen, atmete tief und ruhig. Die Vöglein zwitscherten. Alles schien zu zwitschern. Der gesamte dreidimensionale Raum knisterte: „Es ist das Knistern der Welt, die wie ein Segelschiff auf unruhiger See strauchelt.“ murmelte ich.

Ich dachte an den armen Ingenieur, den sie vorgestern beinahe totgeschlagen hatten. Die Welt knistert und ächzt unter gut vertäuten Ignoranten. Es hätte jeden, auch einen Ignoranten, treffen können.

Am Rande meines Labyrinths saß ich auf staubigem Sofa, den Kopf voller Grübeleien, unsicher, ob nun die Vöglein zwitschern oder die Welt knistert

Ein Buridans-Dilemma

Im frühen Sonnenlicht unter einer Papier-Blende auf dem Küchentisch liegt die Digitalkamera. Ich habe eine 65 mm lange Röhre aus Pappe aufgesetzt und eine Halterung für Kleinbild-Negative. Die Methode ist besser als Scannen. Man erhält mehr Bildpunkte und es dauert nur wenige Sekunden, bis man ein Bild in Daten verwandelt hat.

Werde nachher runter in die Stadt, um mit dem Bliestallabyrinth zu beginnen. Das wird eine Rauminstallation für die Galerie Beck als geokoordiniertes Kunstwerk. Das Labyrinth führt bis in die hochauflösende Satelliten-Zone, die etwa zehn Kilometer westlich bei einem Dörfchen namens Kirkel beginnt. Wenn ich also in dieser Zone fotografiere, werden die Bilder map-fähig und man kann sie als kleine rote Sticker via Google-Maps oder Mapquest sehen.

Befinde mich in einer angespannten Phase – zwischen Kunst und der Suche nach einem Brotjob. Im Dezember lauert eine Deadline, die sich dadurch manifestiert, dass der Geldpegel auf dem Konto unter Null sinken wird. Das engt. Und lässt mir derzeit nur zwei Alternativen: Job finden oder Kunst verkaufen.

Dann wird mir plötzlich klar: wenn es diese Kunstprojekte und Ideen nicht gäbe, wäre ich gar arm dran. Dann bräche ein mächtiger Zweig meines Lebens zusammen. Dann müsste ich Trinker werden oder mir die Kugel geben. Denn das ist es was mich antreibt: Die leuchtende Kraft der Energie, etwas wahr zu machen. Ich bin ein Landnehmer, ein Forscher, ein Abenteurer mit einer gehörigen Lust am Unbekanntnen. Es ist ein großes Gefühl, das, wovon man  noch vor kurzer Zeit nicht glauben konnte, dass es existiert, plötzlich leibhaftig zu erleben.

Zurück zu den Alternativen: Kunst vs. anständige Arbeit. Ich ziehe in Erwägung, dass ich in einer Art Buridans-Dilemma stecke.

Ostern rum

War mal wieder ein langes Cacher-Wochenende in der Südpfalz. Kokolores und ich ließen es jedoch ruhig angehen. Bei einem Erdversteck namens Houscht  erstmals zwei andere Cacher bei der „Arbeit“ getroffen. Sie fummelten in einem Birnbaum, gut sichtbar zwischen Pfälzer Rebenzeilen nach etwas, und als wir uns näherten, taten sie so, als würden sie Schuhe binden, fotografieren, knutschen, wie auch immer. Wir Cacher müssen oft im Tarnmodus in aller Öffentlichkeit an komplizierten Stellen nach merkwürdigen Dingen suchen. Hunde, Kinder, Fotoapparte sind zur Tarnung recht nützlich.

Nun. Die Kollegen L. und L. hatten den Baum nach einem Micro-Versteck sondiert, als wir gerade hinzu kamen, und jedoch nichts anmerken ließen, denn zu tief saß die oberste Cacher-Regel: Sei unauffällig. Gib dich nicht zu erkennen. Und vor allem, um Himmels Willen gib das Versteck nicht preis.

Schmunzelnd liefen wir unseres Weges. Aber wir hatten die Rechnung ohne den Spürsinn, den ein Cacher hat, gemacht. Nach einigen Minuten kamen L. und L. mit dem Auto zurück. L. öffnete die Beifahrertür und rief: „Wer seid Ihr?“ Wir waren enttarnt. Nun hielten wir ein Schwätzchen. Wie sie uns erkannt hatten? Es ist ungewöhnlich, wenn ein Auto mit fremdem Kennzeichen in den Weinbergen der Südpfalz parkt. Obendrein hatten wir einen dicken Ordner mit den Geocache Beschreibungen hinter dem Beifahrersitz liegen.