Nicht nur draußen in der Welt, auch im kleinen Schön-fein-heim. Weiß auch nicht. Der Sommer kam und er ging, wie das Frühjahr kam und ging und nun ist schon der Herbst – gefühlt – im Gehen begriffen, owohl er erst kommt.
Alles lief schief in diesem Jahr. Die Welt wurde ziemlich traurig für mich Anfang Frühjahr mit „der Sache mit Journalist F.“ und auch wenn es vielleicht lapidar oder beiläufig klingt: DAS WAR DER SCHLIMMSTE EINSCHLAG, DEN ICH JE ERLEBTE. Kurzfassung für Nichteingeweihte: Als eingetragener Betreuer für Freund F. musste ich seinen Patientenwillen durhsetzen, weshalb er starb, sterben durfte. Ich weiß unterschwellig, dass das richtig war, dass er seinen Frieden finden konnte, statt monatelang an Maschinen zu hängen, keine Ahnung, ob er etwas von davon mitkriegte. Irgendwann werde ich jedes Detail aufschreiben. Nicht jetzt.
Monate später finde ich mich ziemlich durchwühlt wie durch den Wolf gedreht im Künstlerleben wieder, hab viel gemacht, viel geradelt, viel erlebt, viel gelernt und tue es weiterhin, plane weiter an meiner Sache, die ich eigentlich vorhatte für dieses Jahr: Mit dem Fahrrad zum Nordkap radeln. Der Körper ist fit. Der Kopf nicht so ganz. Ich hoffe, das wird wieder und ich hoffe, ich finde meine kreative Ader wieder. Alles war Notfallprogramm die letzten Monate. Zum Einen natürlich so gut wie möglich die Ereignisse verdrängen, ist so meine Art, tut mir auch gut meist. Aber manchmal ist es einfach zu viel und dann drischt etwas von Innen auf dich ein, von dem du nur ahnst, warum es ist, was es ist. Klar weiß ichs.
Ja, doch, ein schöner Sommer. Statt durch Finnland zum Nordkap zu radeln bin ich in der näheren Umgebung umhergeirrt, radelte in den Vogesen, in der Schweiz und nahm als weitere künstlerische Disziplin das Videofilmen auf in meinen Baukasten (https://yewtu.be/channel/UCphWKrdVGcydZDBN246IIsA).
Das Videomachen ist mühsamer als erwartet, die Ergebnisse sind schmächtig, aber immerhin, es gibt Spuren. Ich lerne viel, lerne „in Film“ zu denken. Gleichzeitig vernachlässige ich das Blog, die Bildende Kunst, Ausstellungsmacherei, den Shop. Man kann sich ja nicht um alles kümmern. Ich legitimiere mich heimlich zur Langsamkeit, hin und wieder auch zur Prokrastination, was gut tut. Jaja, ich bin lieb zu mir. So gut es geht. Gleichzeitig prügele ich den Körper auf für meine Verhältnisse brutalen Tagesetappen auf dem Radel von hie nach da. Was natürlich schön ist, zu merken, hey, du kannst auch mal zehn Stunden im Sattel schwitzen und zweihundert Kilometer abreißen, einfach so und am nächsten Tag gehts dir auch noch gut dabei.
Das ist aber nicht die Zukunft. Die Zukunft ist, meinen gewohnten, behäbigen Reise- und Kunstschaff-Takt wieder zu finden (die Kunstmaschine), das Leben unterwegs in vollen Zügen genießen, darüber schreiben, sonstigen bildnerischen Output schaffen. Jaja, Videos, das neue große Ding. Mal sehen. Ich trainiere, schaffe mir Apps drauf, mache mich mit der Technik vertraut. Was man als Appspressionist eben so tut. Habe im Hinterkopf stets auch das Alte, die bewährten Methoden, ganz klar, zwinge mich aber nicht.
Vorhin ertappe ich den Künstlerkörper, wie er sich entkleidet und in das eiskalte Becken hüpft, das auf der Terrasse steht. Der Bottich ist ein altes Ölfass, zwei mal drei Meter groß, aufgeschnitten, voller Regenwasser und ein bisschen schmutzig vom Laub des Nussbaums. Das musst du trainieren, hatte ich kurz zuvor gedacht. In kaltes Wasser hüpfen, schließlich musst du dich ja in Teichen und Fjorden baden, wenn du nächstes Jahr doch noch ans Kap radelst.
So ticke ich gerade ein bisschen hasardeurisch vielleicht, aber in gewisser Weise sind die Dinge doch im Lot. Oder kommen wieder rein ins Lot.
Und dieses Statement? Das ist einer weiteren Baustelle geschuldet. Technischer Natur. Das Activtypub Plugin dieses Blogs scheint nämlich nicht zu funktionieren; ein Test also, ob dieser Beitrag auch ins Fediversum gespiegelt wird.