Full Croatian Breakfast

Liebes Tagebuch, stell Dir vor, heute Morgen gab es einen Clown zum Frühstück. Sein Name war August und er war unglaublich dumm. Kurz bevor ich ihn gefangen habe, hatte ihm ein anderer Clown eine Sahnetorte ins Gesicht gedrückt. Mann, war das lecker. Nur seine Schuhe habe ich nicht gegessen. Fast ein Yard lang. Ich habe die Latschen zu einem Kreuz geformt und sie am Wegrand aufgestellt. R.I.P. August!

Nun muss ich ständig lachen. Hab, wie man so schön sagt, den Schalk im Nacken. Die Gegend ist total zerklüftet und voller Felsen. Überall kleine Rinnsale, Wiesen. Die einspurige Straße schlängelt sich wie ein Wurm. Die Plitzwitzer Seenplatte ist nicht mehr weit. Ich radele nun auf Trogir zu. Schlimm ist, dass ich kein Wort Kroatisch kann. Und die Menschen an der lauen Adriaküste sprechen auch kein Englisch. Wir hatten heute über 20 Grad. Ich konnte im T-Shirt radeln. Wie zum Teufel ich von Norwegens Nordseeküste an die kroatische Adria komme, fragst Du, liebes Tagebuch? Daran sind nur die dusseligen Außerirdischen schuld. Die hatten mich gestern entführt und, Du kennst das sicher aus Filmen, alle möglichen abscheulichen Untersuchungen durchgeführt mit Sonden und Endoskopen, das volle Programm eben. Aber anstatt mich wieder in einem Kornkreis in Norwegen abzusetzen, haben sie mich nach Kroatien gebracht. Vermutlich haben sie irgendeinen armen Teufel, der eigentlich das Mittelmeer umrunden wollte, an die Nordsee gebracht. Typischer Montagspatzer. Dass die auch nie lernen, dass man montags keine Menschen entführt …

Stooooopp! Das habe ich soo nicht geplant. Dieser verflixte Montag, der wievielte ist heute eigentlich? Ah ja, Montag, der 21. Mai 3.999.997.988 vor Christus. Das Universum ist gerade Mal 13 Tage alt. Kochendheiß. Handballgroß. Dass sich aus dem hochdichten Plasma, das aus dem Nichts kam, einmal alles entwickeln wird, kann sich keine Sau vorstellen. Nur ich. Und was muss ich nun feststellen? Ein Bug! Die Lücke im System. Alles wird bestens laufen, da bin ich mir sicher. Sonnen und Sternensysteme werden sich in die noch leere Unendlichkeit ergießen, Planeten und Monde entstehen und vergehen im Laufe der Jahrmilliarden. Und auf einem intergalaktischen Furz namens Erde, auch blauer Planet genannt, wird irgendwann aus kochendheißen Proteinen die erste Zelle entstehen, Dinosaurier kommen und sterben aus. All die anderen Lebensformen, kambrische Explosion, pi pa po, das volle Programm. Neandertaler werden vom Homo Sapiens verdrängt, der sich schließlich in unglaublicher Ignoranz für die Krone der Schöpfung halten wird.

Bis dann dieser Kunstbub geboren wird, der sich Irgendlink nennen wird. Über zweitausend Jahre nach der Zeitrechnung wird er ums Meer radeln, so hab ich mir das jedenfalls vorgestellt, immer schön rechts rum um ein salzhaltiges Etwas namens Nordsee und er wird live darüber bloggen. Am 21. Mai 2012, so will es meine Vorsehung, soll er eine wunderschöne, zerklüftete, Gegend durchradeln voller grauer, grüner, schillernder Felsen mit Flechten, üppiger Natur und die Sonne soll ihm von morgens bis abends lachen. Damit er nicht alleine ist, lasse ich ihn mit einem anderen Typen, einem Schreibbuben aus Schottland, zusammen radeln. Sollen sie ruhig quatschen, wie sie wollen und sich am schönen Wetter freuen und später in ihren Liveblogs darüber berichten. Mann, was freue ich mich auf diesen Montag. Kanns kaum erwarten.

Von weißhaarigen Frauen soll berichtet werden, die mit benzingetriebenen Maschinchen den Rasen in ihrem Vorgarten mähen und ein eigenartiger Kerl soll vor Irgendlinks Augen aus seinem röhrenden Auto steigen, laute Musik, und er wird ein Tattoo auf dem Oberarm haben, das ein Gesicht zeigt, nämlich sein eigenes, und Irgendlink soll staunend unauffällig den Typen anstarren und sich wundern. Natürlich habe ich Akkuprobleme vorgesehen für meine Lieblingsschöpfung, die er aber lösen kann, indem er in dem Wartesaal bei der Fähre zwischen Langevåg und Buavåg lösen kann, indem er sein iPhone unter der Sitzbank einstöpselt. In dem Wartesaal wird es nach Putzmittel stinken und der Fußboden wird schmierig sein von der Seife. Irgendlink wird sich wundern und sich eine Geschichte ausdenken, in der eine Putzkolonne die Überreste eines Saufgelages beseitigen musste, die irgendwelche Jungs dort hinterlassen haben, Kotze und Urin meinetwegen, aber Himmel, diesen Außerirdischenkack, mit dem der werte Herr Liveschreibfuzzi seinen Tagesartikel beginnt, den hab ich nicht vorgesehen. Verdammt. Ich weiß nicht, woher der Kunstbub das hat. Die Außerirdischen wird es zwar geben irgendwann auf der Erde, aber erst 400 Jahre später, nach dem großen energetischen Kollaps. Faselt er etwas von einem Clown und Kroatien, tse. Ich fass es nicht.

Wenn der Typ so weiter macht, vergesse ich, wer ich bin!

8 Antworten auf „Full Croatian Breakfast“

  1. *mbg*
    Clowns frühstücken, wo gibts denn sowas?
    Stehen die nicht unter Artenschutz?
    Und die Außerirdischen die haben wohl einen Knall, solch böse Pannen sollten nicht passieren. Kroatien, statt Norwegen …*kopfschüttel

    Irgendwie hört Irgendlink sich nach einer multiplen Persönlichkeit an. Du wirst sicher rausfinden wer du bist und vor allem wie viele. Spannend. *g*

    Klingt aber alles nach extremst guter Laune, fein. :-)) Macht Spaß zu lesen.

    20 Grad T-Shirt Wetter – genial!

    Liebe Grüße, Szintilla

    1. diese fortsetzung von „Urknall“ und „Er, der Kardiologe, ich und Crank II“ liest sich genial. ein bisschen dada und ein quäntchen gaga – angerührt mit dem schöpfermythos à la irgendlink. gute-laune-text mit nachdenk-potential.

      wer er ist? wer sie ist? deine urknall-gottheit sollte es vielleicht mal mit knoblauch probieren. hilft gegen vergesslichkeit :-)

  2. da habe ich meinen spaß am frühen morgen, und frage mich was noch alles anders läuft, als geplant ;o)
    gute laune, sonne satt, fröhliche gespräche und rückenwind für heute

    1. Ähm, übrigens, liebe Märchenfrau, dreimal darfst Du raten, welches Lied mir seit Deinem Kommentar nachläuft. Fein gemacht! :-)

  3. Erstaunlich, was einem in Norwegen so alles einfallen kann, der Mitradler scheint die Fantasie zu beflügeln. Auch schön, mal zu zweit die Gegend zu erleben.

  4. Die Hitze macht’s, stimmt? :-)
    Aaaaaaaaachtundzwaaaaaanzig Grad, Sonne kugelrund und keine Wolke in Sicht. Nur der Flieger, der mich jetzt nach Köln bringt.
    Tschüß, lieber Irgendlink, tschüß schönes Norwegen.
    Dina

    1. Liebe Dina, ausgerechnet jetzt musst Du wieder heim. So schade. Ich hätte Dich gerne ein zweites mal getroffen auf der Runde.

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