Airplane in Motion

Zyklisches Rauschen, als würde mit dem iPhone alle anderthalb Sekunden eine Email versendet – Fawosch Fawosch Fawosch. Unterlegt vom Brummen der Motoren. Seit einer halben Stunde in der Luft. Blauer Himmel. Ich sitze auf der Südseite des Fliegers. Platz 10 D. Nur wenige Sitzplätze sind noch frei. 12 Sitzreihen à drei Plätze plus Crew. Man serviert Kaffee und einen Schmatzriegel. Meine Angst vorm Abstürzen hat sich gelegt. Die meisten Unglücke geschehen beim Start und bei der Landung. Geradezu naiv präge ich mir die Lage der Bohrinseln, die man zwischen den Schönwetterwölkchen erkennt ein. Falls mal was ist … Könnte man in die Richtung schwimmen. Kleines naives Kunstflugbübchen. Die Analogie zwischen Flugzeug und Artist wird mir bewusst. Wir beide müssen immer in Bewegung sein, damit wir nicht abstürzen. Das erklärt meinen Wartekoller in Kirkwall.

Um auf den Flieger zu kommen, laufen wir etwa 200 Meter über das Vorfeld. Die Glasgow Maschine ist nebenan startklar. Auf einem Transporter erkenne ich mein Rad und den roten Packsack. Auf dem Weg in den richtigen Flieger.

Nun sind wir schon im Sinkflug. Druck auf den Ohren. Die Geräusche sind jetzt anders. Das macht mich nervös.

Wie sehr man doch von Unwahrscheinlichkeiten in die Enge getrieben wird. Wenn nie ein Flieger abgestürzt wäre oder entführt worden wäre, hätte man auch keine Angst davor. Ist wie bei wilden Tieren, die nie schlechte Erfahrungen mit Menschen gemacht haben. Ich habe mal gehört, sie seien zutraulich, wenn sie die Gefahr nicht ahnen.

Die britische Überwachungskameramanie kommt mir in den Sinn. Wenn nie in ein Haus eingebrochen worden wäre, würde man die Häuser dann überhaupt absperren? Ob eine Gesellschaft möglich wäre, in der die Menschen begreifen, dass das, was nicht ihnen gehört, jemand anderem gehört?

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