How does it feel

Du kannst es nicht von außen sehen, wenn Du drinnen bist.

Maldon, Hauptstraße, Haus Nr. 32, direkt gegenüber dem Continental Café.
Kurz vor 11 Uhr Ortszeit. An der Tür hängt ein Schild mit dem Hinweis, dass Sportkleidung nach 8 p.m. nicht erlaubt ist. Das gilt auch für Baseballkappen.

An einem Tisch mit Steckdose nehme ich Platz und bestelle ein English Breakfast mit Kaffee und brauner Soße. Ganz der Britenflüsterer, der Mr. Oberschulkunstbübchen Irgendlink vorgibt zu sein, glaubt er, die perfekte, professionelle, unantastbare Bestellung aufgegeben zu haben, bei der es keinerlei Rückfragen gibt. Aber weit gefehlt. „Wie wollen Sie Ihr Ei? Fried, poached oder scrambled?“ Stellt mich die Bedienung als Touristen bloß. Meine Zwischenprüfung hätte ich mit diesem Schnitzer wohl nicht geschafft. John Cleese kommt mir in den Sinn, wie er britisch, die Contenance wahrend, in ‚Ein Fisch namens Wanda‘ kopfüber aus dem Fenster hängt, gehalten von einem Erpresser, der ihm eine Frage gestellt hat, die er bitteschön beantworten möge, sonst lasse er los.
In meiner Not gestehe ich: Poached!

Kurze Zeit später erhalte ich ein Frühstück, das mich mindestens 20 Meilen weit bringt ohne zu hungern. Das iPhone hängt an der Steckdose unterm Tisch. Nach 11 a.m. füllt sich der Gastraum mit vorwiegend alten Damen, die bei kännchenweise Tee schwadronieren. Frauen mit Hüten wie die Queen und mit Brillen und Ringen und Kettchen. Und Ohrringen. Ein Geschnatter mit fremder Zunge über die vermutlich alltäglichen Dinge des Lebens und das Wetter.

Das ganz normale Leben an einem Donnerstagmorgen wird untermalt von einem Song „Blue Monday“ (weiß nicht mehr, ob das der Bandname ist oder der Titel), in einer sanften Akustik-Gitarrenversion. „How does it feel …“ dudelt es und ich erinnere mich, dass ich von dem Lied einstmals eine ganze Kassette aufgenommen habe, die ich in Endlosschleife gedudelt habe. Wie ich so aus dem Fenster starre, ganz sentimental werdend, hinaus aus Haus 32 in irgendeiner Straße in Maldon, hinüber zum Continental Café, wünsche ich mir eine Außenbetrachrung dieses Kunstprojekts, wäre gerne mein eigener Leser, wüsste gerne, wie sich das anfühlt, da draußen im Internet mit einem Blick auf den Artist in Motion, KiBmiB, Kunstbübchen, Europenner, Irgendlink, so tell me, how does it feel ouh shallala …

Nachtrag: der Adresse auf der Speisekarte entnehme ich, dass ich mich in Haus Nr. 35 (die Fünf an der Scheibe liest sich von innen wie eine Zwei) im Oakhouse in der Highstreet von Maldon befinde.

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17 Antworten auf „How does it feel“

    1. Ganz ehrlich, das hab ich gekriegt, als ich noch kurz vor 11 Ortszeit das Breakfast geordert hab. Apropos: der Bandname fällt mir wieder ein“New Order“.
      Obschon die Gitarrenversion mit Frauenstimme gerade viel besser kam.

  1. Endlich Bohnen … danke fürs Bild … erinnert mich an meinen Schottlandurlaub und die perfekte Überraschung, dass man Bohnen und Würstl frühstücken kann. Hunger (obwohl ich schon gefrühstückt habe … aber halt keine Bohnen ;) ).

  2. Es ist tasächlich ein Kommunikationsprojekt – oder, für Axel ganz bodenständig formuliert:
    Du, Irgendlink, bringst hier Leute zusammen, die sonst nie zusammen „velosophieren“ (Emil) würden über England und die Welt und Frühstückssitten im Besonderen, sich gemeinsam über die Entdeckung unentdeckter Fipptehler freuen (Engelbert/Sofasophia alias homebase), mitfiebern, wo Du unterkommen mögest, via homebase zusammenlegen für eine Aufwärmnacht (meine eine/ Li Ssi/ Stefan). It moves me, moves me indeed!
    Gutes Weiterradeln – ich freu mich aufs Wochenende, wenn ich hoffentlich all den Lesestoff der jüngst vergangenen und kommenden Tage aufholen kann. Und achja, Du bist wirklich ein trickreicher Kommunikateur: Danke für die wunderbare Karte aus Wimereux – werde mich zum Tausch mit SRQQlka alsbald mit ebendiesem in Verbindung setzen….

    Gutes Weiterbewegen und Velosophieren sagt

    die ff , die sich am Kinn reibt und hinzufügtt: “Mhmm, interessant, interessant. Und wie war das nochmal genau mit den Sonntagen in Ihrer Kindheit?.“ ;-)

  3. Well, well, dieses englische Frühstück entstammt Zeiten, als die Menschen schwer körperlich arbeiteten. Die baitdigger, diejenigen, die im Schlick und Sand nach Köderwürmern fürs Angeln graben, die Fischer, die zum Krebs- und Hummerfang rausfahren, die brauchen solch ein Frühstück. Aber ich kann dich beruhigen, der morderne Engländer frühstückt continental, also wie wir, allerdings darf das Ei nie fehlen und Wurst oder Schinken zum Früphstück wäre undenkbare, ebenso wie mein Roggenbrot, das ich mit Sauerteig selbst backe. Es muss schon Toast sein und selbst wenn sie abenteuerlich eine Scheibe Roggenbrot essen, sollte die getoastet sein.
    Obwohl ich über 30 Jahren in Merry Old England lebe, habe ich mich an diese baked beans am Morgen nie gewöhnen können. Hier an der Küste Nord-Norfolks sieht jedoch das traditionelle Frühstück anders aus. Es gibt Räucherfisch, so wie ich es aus meiner Jugend in Schweden und Norwegen gewohnt bin.
    Und noch etwas, entgegen dem Vorurteil der übrigen Welt, wird in England mehr Kaffee als Tee getrunken, ja, England gehört zu den Top Ten der kaffeetrinkenden Länder in der Welt. Wird Tee getrunken, dann mit Milch, was bei dem kalkhaltigem Wasser gut kommt.
    So, dann genieße mal deine cooked breakfasts und bis bald.
    Liebe Grüße & easy radeln
    Siri BuchFee

  4. Du möchtest wissen, wie sich das bei mir anfühlt, wenn ich deinen Livebericht lese? Okay, ich versuche es mal, zu beschreiben. Also das ist eine Mischung aus ganz viel Neugier, großer Anteilnahme und sehr viel Fernweh. Erleichterung, wenn du Schönes erlebst und ich lese, dass bei dir alles „glatt läuft“. Manchmal aber auch Unwohlsein und ganz selten sogar Angst um dich. Insgeheim bin ich froh, dass ich virtuell mitreisen kann, ohne deine körperlichen Anstrengungen miterleben zu müssen, vor allem, wenn’s regnet oder wenn’s kalt ist, oder wenn du dich an einem Tag mit vollem Gepäck 5 Kreuzberge hochquälen musst. ;)
    Oft ist das Lesen deines Blogs auch einfach nur eine schöne Abwechslung vom Alltag, wie ein spannendes Buch, das man nicht mehr aus der Hand legen mag.
    Manche Szenen kommen mir von eigenen Urlaubserlebnissen bekannt vor, bei anderen Szenen schüttele ich ungläubig den Kopf und denke: „Nee, das gibt’s doch gar nicht!“ ;)
    Ja, und dann fühle ich da auch noch ein gutes Stück Dankbarkeit, weil du mich so uneigennützig mitnimmst auf deine Reise, und das nun schon zum wiederholten Mal! :) Das finde ich einfach klasse! :)

    Dir und der Homebase liebe Grüße,
    Andrea

    P.S.: Ich wünsche dir weiterhin gute Fahrt, und dass du jeden Tag mindestens (!) einen Sponsor oder eine Sponsorin des Herzens triffst!

    1. hach, dein kommentar tut mir gut, liebe andrea. mir gehts ja ähnlich beim mitreisen aus distanz, und wenn ich es so sage, ist es eben anders, als wenn du das sagst. toll! liebe grüße an dich und deinen j.

  5. Igitt:-)(
    Das Schlimmste am „complete english breakfast“ finde ich die Champignons, immer diese iiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiii-Dinger aus der Dose, warum – und das so früh am Morgen? Dosenkultur, Essenunkultur. Die Iren legen noch eins drauf, Schade eigentlich, dass die NSCR das wunderschöne Irland ausgelassen hat:-)

    1. Dina, nein, bitte nicht auch noch Irland :-), das wären nochmal 1000 km mehr. Und das Breakfast: nennt mich pervers, aber ich steh voll drauf. Ich will gar nicht mehr anders.

  6. Liebe Sofasophia,
    vielen Dank für dein schönes posting und die lieben Grüße! :)
    Dabei bist DU doch noch viel näher an der Reise dran, als wir „anderen“, denn als Homebase bist du doch ein Teil des Projektes… und das nicht unwesentlich! ;)
    Ich wünsche dir einen schönen Tag, und dem Radler natürlich auch, ;)
    liebe Grüße,
    Andrea

  7. wie es sich anfühlt dich zu lesen? ich stelle fest, dass ich oft seufze… so aus dem herzen heraus… aus freude, aus mitfiebern und teilnehmen dürfen, aus dankbarkeit dafür, auch. ich seufze aber auch, weil du es so wunderbar in worte zu verfassen magst, was du siehst, erlebst und fühlst. deine bilder sorgen auch immer mal wieder für solch einen seufzer… nein, nicht immer, weil es nur schön wäre… ist es ja auch nicht. mal regnet es, mal verbellen dich hunde, mal musst du dich fürchten… dein erleben klingt oft nach. mal ist es ein bild, mal ein satz, mal, dass du es überhaupt tust. und weil ich lust habe endlich wieder zu reisen. nein, nicht mit dem rad, aber zufuß vielleicht? in meinem tempo, ohne ziel, aber mit einem anfang und einem ende… genau, das fehlöt ja noch- dein projekt ist eben auch inspiration und rüttelt an meinen sehnsüchten und träumen.

    und wie es schon andere vor mir schrieben, da ist plötzlich eine gemeinschaft um dich herum, die mitfiebert, mitradelt, mitliest und -schaut und kommentiert. auch das lässt mich hie und da seufzen ;o)

    herzliche grüße and bye for now ulli

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