Deichbruch der A6

Ein Stau bei Kaiserslautern hindert mich am Heimkommen. Der selbe Stau wie heute Morgen auf dem Hinweg. Nur eben jetzt meine Richtung. Mindestens 5 km. Es gelingt mir, über einen Feldweg in die Stadt zu kommen. Die Lücke haben aber so viele genutzt, dass sich selbst feinste Vorstadtsträßchen füllen mit Autos. Als wäre an der Stelle, an der ich von der A6 abgebogen bin ein Deich gebrochen. Anwohner auf Abendspaziergang wundern sich über die vielen Autos in den Wohnsträßchen. Pervers sind wir im Vorankommen wollen. Um jeden Preis. Ich parke das Auto vor einer Kirche. Erst mal pinkeln im Halbdunkel einer Buchenhecke. Dann daneben stehen, neben all den Reisverschlussverfahrensversagern und das Treiben beobachten. Wie sie sich gegenseitig die Wege abschneiden, meine lieben Mitmenschen und keinen Millimeter von ihrer Position zurückweichen. Betrachte das Straßenverkehrsverhalten einer Gesellschaft, und du siehst, wie es um sie steht.
Ecke Jägerstraße und Moltkestraße sitze ich. Aus einem offenen Fenster höre ich Jungmannsstimmen: „Wir rufen jetzt den Hass an und der soll es mitbringen.“ Ein Typ läuft an mir vorbei und redet ungeniert ins Handy, er sei gleich da. Oh elend mobile Welt denke ich, und ob es ein Holzweg ist, live zu bloggen. Wir kommen doch nie wieder zur Ruhe, wenn das so weiter geht mit dem Schulterrempeln, dem immer vorne dabei sein, dem Besser besser, mehr mehr. Stille nun. Um mich fließt der Alltag Vieler.
Verflixt, wo hab ich nur mein Auto abgestellt?

6 Antworten auf „Deichbruch der A6“

  1. Manche Leute können schon mal doof sein. Heute wurde ich von einem angepflaumt, er wolle wissen, warum ich in der Sportstunde fotografiere. mir lag die Bemerkung auf der Zunge: wir wollen ein Plakat gegen Doofheit machen und nicht ein Foto in einem Flyer für den Turnverein.

    1. Je leichter es ist, zu fotografieren, rein technisch, desto emotionaler wird die Sache. Als Abhärtung gegen das „Angepflaumtwerden“, empfehle ich, in einer Pariser bar voller Afrikaner zu üben. Die Haben oft gar kein Verständnis, wenn man sie ablichtet.

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