Liveblog Jakobsweg 2010 – ein Vorwort

— Dieser Artikel wurde geschrieben am 18. März 2011 als Einleitung zu den folgenden, im November und Dezember 2010 live vom Jakobsweg per iPhone verfassten Blogartikeln —

Die Kategorie Jakobsweg des Irgendlink-Blogs beschreibt meine Wanderung auf dem Jakobsweg in Nordspanien im November/Dezember 2010. Eine 35 Tage lange Reise von Saint Jean Pied de Port an der Pyrenäen-Nordseite bis nach Santiago de Compostela.

Einige Einträge im Vorfeld beschäftigen sich mit der Schwierigkeit, überhaupt loszulaufen. Eilige Interessierte mögen bitte hier (Zugfahrt durch Frankreich nach Saint Jean, 18. November 2010) weiter lesen, um direkt in die live gebloggte Geschichte einzusteigen.

Ausgestattet mit einem iPhone, welches den Zugang zum Internet zu jeder Zeit und an jedem Ort ermöglichte, wollte ich täglich in diesem Blog mit einem Bild und einer kurzen Text-Zeile über den langen Wanderweg zu berichten. Schon am ersten Tag nahm der Plan eine ganz andere Wendung. Das Texten auf dem iPhone hatte ich seit März 2010 exerziert. Die winzige glatte Oberfläche ist nicht leicht zu beherrschen und man braucht viel Geduld, um dem Kleintcomputer längere Texte abzutrotzen. Daher wollte ich in Bildern sprechen.

Auf der Anreise im TGV durch Frankreich dämmerte mir, dass ich weit mehr schreiben kann auf dem Touchscreen, als ich mir je vorgestellt hatte. Es ist nur eine Frage der Ruhe. In Druckform würde das folgende, live geschriebene Dokument der Pilgerreise etwa 200 Seiten umfassen. Obendrein kamen mir die vielen, live mitlesenden und kommentierenden Blogkolleginnen zur Hilfe, übernahmen Teile der Recherche, der Redaktion gar. Ihnen möchte ich an dieser Stelle noch einmal herzlich danken. Ganz besonderer Dank gilt Sofasophia, die das Projekt von zu Hause redaktionell zartfühlend begleitete und als Co-Administratorin die Blogsoftware immer im Auge behalten hat.

Meine Arbeitsweise war ebenso abenteuerlich wie besonnen: meist nachts, wenn ich in den Massenlagern der Pilgerherbergen nicht schlafen konnte, tippte ich meine Blogeinträge, bearbeitete Bilder. Je nach Länge habe ich für einen Blogartikel bis zu zwei Stunden gebraucht. Eine zusammenhängende Geschichte drängte sich mir vom ersten Tag an auf. Ich schrieb an zugigen Ecken in Pamplona, auf staubigen Wegen gehend in der Meseta, in einsamen Bars mit WLAN, vor Kirchen bei Minus zehn Grad. Überall, wo sich mir eine Idee, ein gutes Wort oder ein Satzfetzen auftat, notierte ich ihn mit aller Sorgfalt und wenn mein Kopf vor Kretivität nur so überquoll und mit dem Schreiben kein Nachkommen war, sprach ich meine Ideen auf das digitale Diktiergerät des iPhones.

Das iDogma war geboren.

iDogma ist jedes Bild, jeder Text, jeder Film und jede Tonaufnahme, die mit dem iPhone kreiert und mit dessen Apps veröffentlicht worden ist.

iDogma-Kunst ist die einzige Kunst, die das künstlerische Hirn verlässt ohne auch nur einmal in den Händen der Künstlerin oder des Künstlers gewesen zu sein.

Mit dem vorliegenden Rohdokument ist innerhalb von knapp fünf Wochen auf der entberhungsreichen Wanderschaft in Nordspanien das womöglich erste Buch, das auf einem Smartphone geschrieben wurde, entstanden. Kommentatorinnen haben mir versichert, dass es „Ich bin dann mal weg“ von Hape Kerkeling nur im rechtschreiberischen Sinne nachsteht. Denn: ein signifikantes Merkmal von iDogma-Texten sind markante Tippfehler – man kann einen Text, der auf dem iPhone geschrieben wurde ganz klar an seinem Tippfehler-Muster erkennen. An den folgenden Blogartikeln habe ich nichts verändert. Mit dem letzten Tipp auf dem Touchscreen, kurz vor Weihnachten 2010, war für mich das Projekt Liveblog vom Jakobsweg abgeschlossen.

Zur Zeit arbeite ich an einer Druckversion des Buches mit unveröffentlichtem Bildmaterial und Abschriften der Audionotizen.

Hier klicken zum direkten Einstieg, oder weiter lesen mit der Pilger-Vorgeschichte (Testwandern, Zweifel, Angst, pi, pa und po). Unter den Einzelartikeln wird eine Navigation angezeigt, mit der man vor oder zurück blättern kann.

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