Die Isobaren des Todes

Verflixte Künstlerbude. Krümel auf dem Boden, schmutziges Geschirr in der Spüle, Katze auf dem Sofa. Beide Öfen eingeschürt. Langsam steigt die Temperatur auf 13 Grad. Die Künstlerbude ist das perfekte Modell für eine Wetterkarte. Isobaren denke ich mir aus, bessergesagt Isothermen, Linien gleicher Temperatur – so entsteht ein Zwiebelschalenmodell. Direkt am Ofen und im Hochbett ist es am Wärmsten, drüben in der Küche auf dem Fensterbrett, wo das Thermometer steht ist es am Kältesten. Hier am PC angenehme Arbeitstemperatur, Prozessor bei 40 Grad, Festplatte dito, dicht gefolgt von mir mit 37 Grad Betriebstemperatur.

Bei der Beerdigung meines Onkels (Cousin meines Vaters) vor ein paar Wochen dachte ich schon einmal über die Isobaren und ihre fernere Verwendung nach. Die Isobaren des Todes und formulierte ein seltsames Bild, eine Karte, in die man seine Mitmenschen einzeichnen könnte, und eine Zeitlinie, welche das eigene Leben kennzeichnet. Danach würde man getreu der mathematischen Wahrscheinlichkeitslehre ein realistisches Bild für die Häufung von Todesfällen mit zunehmendem eigenen Alter feststellen. Warum? Weil die Nächsten eben meist auf einer ähnlichen Isobare des Tode liegen, wie man selbst und je älter man wird, desto mehr Freunde sterben, weil auch sie älter werden. Kurzum: alte Leute gehen öfter zu Beerdigungen, als junge.

Guter Onkel W., war so seltsam einer meiner Lieblingverwandten

2 Antworten auf „Die Isobaren des Todes“

  1. was für ein thema …
    verrückterweise macht mir dieser von dir erwähnte aspekt des altwerdens fast am meisten angst: dass alle meine freunde und freundinnen wegsterben und ich – die ich gar nicht so sehr am leben hänge – ganz alleine übrigbleibe. wie viel weniger angst macht mir da die eigene vergänglichkeit … seltsam.

    starkes bild mit den isobaren und isothermen.
    wärme: wie wichtig für die lebensqualtiät. ich wünsche dir immer genug holz.

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