Das menschliche Belohnungssystem nach Journalist F.

Nach meinem guten Freund Journalist F.(der leider nicht mehr blogt) belohnt sich der Mensch in Form von Essen und Drogen. Manchmal auch dadurch, dass er sich die Umsätze auf seinem Konto betrachtet. Mehr noch: der Mensch erwartet von anderen Menschen auf ebendiese Weise, belohnt zu werden. Grundlegend natürlich will der Mensch, wie jedes Tier, für all seine Taten durch Essen belohnt werden.

Deshalb ist es jedem Arbeitgeber anzuraten, neue Mitarbeiter zu motivieren, indem er sie kurz nach ihrer Einstellung zum Grillen einlädt.

So geschehen bei Owner J. Nur eine Woche, nachdem ich auf seiner Lohnliste auftauchte, veranstaltete er ein opulentes Ochsenzungenfest, bei dem die fleischlichen Gelüste nichts zu wünschen übrig ließen. Alles war gegeben: literweise Bier, Fleisch vom Schwein, Rind und Lamm, eingelegt in verschiedenste süßsaure Saucen. Ein Traum im Mai letzten Jahres. Bäume standen im Saft. Krokusse senkten demütig ihre Köpfe im aufkommenden Grün der Wiese und eine dickleibige Skulptur von einem Künstler ohne Namen reckte ihren Bauch in die Gartenlandschaft. Ich erinnere mich noch gut an den Geruch von Salz und das feine Lable teuren Senfes.

Der (ehemalige) Kollege O. warnte: das sei Trug, aber Kollege T. und ich glaubten naiv, es sei das Paradies.

Der weise Journalist F. propagiert seit unzähligen Jahren: einen gefügigen Mitarbeiter kriegst du über den Magen.

Das ist das menschliche Belohnungssystem: gib den Mitmenschen Essen und sie werden gefügig.

In der Tat stellt dieses uralte, seit Millionen von Jahren geltende Gesetz, einen wichtigen Bestandteil unserer Gesellschaft dar. Belohne deinen Nächsten und er wird dir gefügig sein. Gib ihm Geld, Liebe, Anerkennung, ein Schnitzel, und er wird alles für dich tun.

Auch ich bin dem nicht unempfänglich. So richtig interessant wird das menschliche Belohnungssystem erst, wenn man es für sich selbst betrachtet und analysiert, wie sehr man im System der Selbstbelohnung gefangen ist. Alles, was wir tun, fordert unweigerlich eine Belohnung. Arbeiten wir hart und konsequent, so folgt auf dem Fuß etwa eine Zigarettenpause. Die wäre sicher nicht nötig. Wir trinken unser Feierabendbier. Nach erfolgreichen Geschäften laden wir unsere Liebste zum Essen ein. Immer hat es etwas mit der Verdauung oder mit dem Atmen zu tun, wenn wir erfolgreich waren. Wenn wir nicht erfolgreich waren, ebenso. Dann gerät unsere Belohnung zum Trost. Abgekapselt von der Allgemeinheit belohnen wir uns gerne selbst, indem wir rauchen, trinken, fressen, uns sedieren – streichelt uns jemand, was nötig wäre? Nein!

Niemand liebt uns. Wozu auch. Wir sind Hunderte von Hunderten. Das ist nicht genug.

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