Unvermutet besuchte mich Kollege T., brachte Freund Sch. mit und M., den ich vor anderthalb Jahren auf einem Geburtstagsfest kennen gelernt hatte. Sie trugen Mäntel. Die hatten sie im hießigen Designer Outlet Center günstig gekauft. Sehr schicke Mäntel mit modernem Schnitt. Die Taschen waren noch zugenäht. Überall hingen Preisschilder und sonstige Schildchen, wie man sie eben bei frisch gekauften Mänteln vorfindet.
In einer Vorahnung hatte ich eine Kiste Bier gekauft. Wir saßen um den Ofen und unterhielten uns über den Mantel an sich, und darüber, dass Männer ohne Mäntel nichts wert sind.
„Stellt euch nur vor. Ihr könnt mit diesen Mänteln im April, wenn es wieder wärmer wird und man nur mit Stringtanga und Mantel bekleidet unterwegs sein kann einfach so in Parks spazieren gehen, ab und an den Mantel öffnen, Frauen, Kinder, Rentner erschrecken. Allein diese Möglichkeiten!“ scherzte ich.
M. schien das nicht zu verstehen. Er lachte nicht. Ohnehin war sein Mantelkauf eine von Zweifeln behaftete Aktion. Er habe mit seiner Tante, seiner Mutter, und seiner Schwester telefoniert, sagte Kollege T. Alle haben gesagt: Zu dem Preis? Kauf ihn! Nun hat M. einen Mantel.
Wir gruppierten uns um den Ofen, schwätzten dies und das. Dann breitete ich den Jahreskalender 2009auf dem Boden aus, weil Kollege T. gewisse Termine festhalten wollte: „Wir sind nicht mehr die losen Leichtfüße, die wir einst waren,“ sagte er, „Irgend, wir müssen planen.“
Der Kalender war ein zusammen gerolltes Ding von einer Baufirma. Um ihn auf dem Boden auszubreiten, tranken wir erst einmal vier Bierflaschen leer, die wir dann an den Ecken draufstellten, damit er schön plan liegt.
In KW 24 machte ich einen breiten Strich: „KW 24, die brauche ich, das ist Anfang Juni, da will ich mit Freunden dies und das dort und dort erleben.“ Groß. Außerdem markierte ich die Woche für das Jazzfestival im Nachbarstädchen S., mitte März. Und Ostern? Hmm, nix vor. Aber die Geburtstage. Schnell markierte ich die Geburtstage von Sch., T. und M., den Mantelmännern und noch ein paar Freudenfeste. Okay. Soweit ist mein Jahr komplett. „Ist das nicht traurig,“ rief ich, „was für ein leeres Jahr. Sch. beruhigte mich: „Streich alles weg, was du eingetragen hast, dann hast du mein Jahr 2009“.
Wir tranken weiter. Das Gespräch mäandrierte, kaum möglich es strukturiert weiter zu geben. Einzig fällt mir nun ein, dass wir überlegten, ein Internetportal für Mantelfetischisten einzurichten: www.mantelfetisch.de.
Ich finde es schön, wieder so viel von dir zu lesen.
Ich habe im Moment nichts zu sagen, aber das hat hochsubjektive Gründe und ist eigentlich auch ganz schön.
Überhaupt.
Manchmal liegt die Mystik und das wahre Wunder doch in der Stille und im Nichtgesagten.
Trotzdem sag ich jetzt: Ich wünsche dir ein wunderbares neues Jahr. Immerhin erwarten dich offenbar noch ein paar Überraschungen, die noch nicht in einen Jahresplaner eingetragen werden können …
Lieber Gruß von Kati