Eine verquirlt philosophische Betrachtung von Herrn Irgendlinks Gemütszustand

Wieder so ein seltsamer Abend. Herr Irgendlink beendete seine Arbeit als Tackerqueen um 22 Uhr. An diesem Abend hat er zum ersten Mal eine Vip-Lounge, wie er sie im Schweiße seines Angesichts täglich baut, in Situ gesehen. Direkt. Vor Ort in einem hundert Meter langen Zelt, das eine ortsansässige Maschinenfabrik für Ihr 40-jähriges Bestehen aufgebaut hatte. Staunenden Auges flanierte Herr Irgendlink durch den Tempel aus Licht, voll klimatisiert und mit etlichen tausend Watt illuminiert.

Mitunter erliegen Menschen einem unerklärlichen Rausch, wenn sie plötzlich erkennen, was sie als winziges Licht in einer Sinfonie von Photonen zu erreichen vermögen.

Irgend-Gänsehaut und ein winziger Jammer, die Kamera vergessen zu haben. Dennoch schuftete Tackerqueen Irgendlink hart, mit gewissem Stolz, dass ihr die erlesensten Aufgaben anvertraut wurden, die man wohl nur echten Künstlern anvertraut: Bspw.: gut eine Stunde konzentrierte sich Herr Irgendlink darauf, sündhaftteure Transferschriftzüge auf sechs Meter hohe Banner aus wetterfester LKW-Plane zu kleben. Etc. Die Aufgaben in der Veranstaltungstechnik sind bizarr. Ein Reizpunkt, gewiss. „Es ist wie Kunst,“ konstatiert Herr Irgendlink, „ich bin zu Hause. Ich bin angekommen. So soll es immer sein.“ – „Ich tue. Du denkst,“ sagt er dem Owner. Der Owner war bester Laune und progostizierte beste Zukünfte – für immer für alle.

Herr Irgendlink sitzt nun wieder in der Künstlerbude, welche sich in desolatem Zustand befindet. Der Mond scheint. Dunst liegt über den Feldern. Die Luft riecht nach Herbst. Der Computer spielt Sven Vaeth. An Schlaf ist nicht zu denken. „Ein perfektes Leben,“ denkt Herr Irgendlink, „nun müsste man nur noch sterben. Am Besten würde das nachts passieren mit einem Herzinfrakt oder einem Meuchelmord. Man müsste sich dann nicht so lange quälen.“ Ein paralleler Gedankenzug skizziert die nähere Vergangenheit und wirft Nachdenkliches in die Runde: „Hey, war es nicht immer so, dass in aller Scheiße, in der du stecktest, du das Gute gesehen hast, das Aufwärts, das Besser, das Mehr und das Glücker? Kann es denn immer aufwärts, besser, mehr und glücker gehen?“

Berechtigte Frage.

Mit aller Kraft verinnerlichte sich Herr Irgendlink die miesen letzten Momente in denen er stets sich wohl fühlte, weil er daran glaubte, dass es besser werden würde.

„Und es ward besser, sage ich dir, lieber Admin. Ich habe einen Bandscheibenvorfall überlebt, gräßliche Angst und viele verlorene Lieben. Elend, Leid, Not, Armut und die Unlust, einen roten Mond kurz über dem Horizont zu betrachten. Und mich dennoch immer wohl gefühlt. Warum? Weil ich etwas vom Licht weiß.“

Es ist dennoch zu befürchten, dass Herr Irgendlink eines Tages erleben wird, dass die Dinge, von denen er glaubt, dass sie besser werden, wider Erwarten nicht besser werden. Sicher wäre dies sein Aus.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

%d Bloggern gefällt das: