Ich sitze droben beim Funkturm und schaue ins Saarland. Die Kraftwerke Bexbach und Neunkirchen stoßen weißen Dampf in die Luft, schwerbeladene Obstbäume auf dem Höcherberg, ein Prachtland. Der Rapsacker direkt bis hinüber zum Bannstein wirkt zerzaust, leere Stellen blecken vom Platzregen kurz nach der Einsaat. Von links nach rechts der Feldweg direkt vor meinen Füßen.
„Wow, diese Ruhe,“ denke ich, „so müsste es immer sein.“
Da höre ich von links ein Auto. Wer das wohl ist? Hier oben darf doch niemand fahren. Es kann eigentlich nur ein Auto mit drei nackten Frauen sein. Die Fahrerin trägt Stiefel bis zum Oberschenkel, sonst könnte sie ja das Gaspedal nicht betätigen. So ganz barfuß. Von den beiden anderen Frauen kann ich mir nichts vorstellen, weil das Auto noch so weit weg ist. Mein Pornohirn kommt nur mühsam in die Gänge. Noch klammert es sich an die langen schwarzen Stiefel und die Nacktheit. Das Motorengeräusch wird lauter. Und lauter. Und lauter. Mein Gott, schleichen die dahin! Schnecken!
Nun kann ich das Auto sehen. Ein weinroter Nissan. Gleich werden sie hier sein und stoppen und aussteigen und … das Pornohirn versagt seinen Dienst. Leise meldet sich das Vernunfthirn: „Ist doch Quatsch, warum sollten die drei nackten Frauen ausgerechnet bei dir anhalten und …?“
Dass die Geschichte mit den drei nackten Frauen überhaupt stimmt hat es anstaltslos geschluckt, das Vernunfthirn. Hehe.
Das Auto braust vorbei, verzweifelt versuche ich einen Blick ins Innere zu erhaschen, aber alle Scheiben sind angelaufen. Nass von Schweiß und den Ausdünstungen der Hemmungslosigkeit. Die fahren einfach so weiter. Tse. Miststücke.
Schon beäuge ich wieder den Rapsacker wie er ruhig und zerzaust wie eine mitgenommene Zunge ins Saarland ragt. Die kahlen Stellen sind Inseln im Leben. Da stoppt die Karre, der Rückwärtsgang springt krachend rein, naja, mit hochhackigen Stiefeln ist nicht gut schalten. Eine Ewigkeit dauert der Stoß zurück. Das Auto stoppt direkt vor meiner Nase. Jemand hat ein Herz in den Dunst an der Scheibe gemalt. Mit laufendem Motor steht die Karre. Zeit rinnt. Pornohirn läuft auf Hochtouren. Zwei Hintern kommen zum Vorschein, pressen an den Seitenscheiben. Wow, ganz wie auf dem perversen Foto von Terry Richardson.
Schon will ich aufstehen, hinübergehen, Halllloho sagen, da meldet sich mit aller Wucht der Vernunft-Schädellappen: „Das ist mal ne Story, die musst du aufschreiben, glaubt dir zwar niemand, aber schreib die mal auf, damit die lieben Leserinnen und Leser sehen, was da oben, weit draußen über den Feldern zwischen Saarland und der Pfalz so vorgeht.“
So verrinnt wertvolle Zeit, die Pornohirn hätte nutzen können, die Geschichte bis ins Exzessivste zu spinnen. Aber der Vernunftbereich ist schließlich schuld, dass diese Geschichte so enden muss. All die quälenden Bedenken: „Aus der Story kommst du doch nie wieder raus, du könntest es zwar bis zum Äußersten kommen lassen mit diesen Ausschweifungen, aber mal ehrlich, wie würdest du die Story zu Ende bringen, wenn die drei Frauen aussteigen, hm? Hm?“
Ca. 3 bis 11 mal musste ich Rapsacker in der Überschrift lesen, ehe ich zu der Erkenntnis kam, dass es kein Rap-Sacker(whatever that means) sondern ein Raps-Acker war. Gott, was ein Morgen heute. Macht’s Licht aus, wenn Ihr geht. Ich leg mich hin. ;-)
Terry Richardson! Wie gut, dass Du den erwaehnst. Ich hatte ihn schon sehr weit nach hinten im zugestaubten Erinnerungsregal gepackt. Guter Mann. Klasse Bilder! Nachstellungswuerdig, finde ich.