Schon spät. Habe bis eben an einem Artikel gearbeitet über das Museumsfest heute in der Stadt. Harter Job. Die Redakteurin hat mir zwar ans Herz gelegt: „Tu einfach so locker flockig wie im Blog.“, aber das geht nicht. Die Zeitung ist anders. Sie ist seriös. Das Mundwerk darf nicht lose und spontan sein. Die Schreibe muss verstehbar sein. Man kann nicht einfach nur so aus Laune seine Texte verschlüsseln, um zu spielen. Auch Ironie und Witz müssen im Zaum gehalten werden. Das Scharfe Schwert des Blogs sollte in viel Kleinarbeit gestumpft werden, damit man niemandem auf die Füße tritt. Viele Hände gedrückt am heutigen Tag und mich mit den Menschen im Museum unterhalten. Am schönsten war Barfußläufer F. Das muss man sich mal vorstellen, schlappt mit langem wehendem Haar ins Museum, wo all die ehrbaren Leute gerade damit beschäftigt sind, zu vernissieren und der Kultur zu lobhudeln. Das fand ich gut. Ich liebte ihn, wie er am Treppengeländer lehnte und mir plausibel machte, ich selbst sei auf Spurensuche, weil der Stammsitz der Familie doch nur 100 Meter von dem Ort entfernt ist, an dem wir gerade standen. In der Tat ist das Nachbarhaus des Museums das Geburtshaus meines Vaters.
Eine geschichtsträchtige Stadt ist das. Nach sechs Jahren, die ich hier lebe, fange ich an, mich wohl zu fühlen. Das läuft ziemlich konträr zu den Stimmen im Museum. Wenn man die Gesprächsfetzen analysiert, die man zwischen Tür und Angel belauscht, kommt man zu dem Schluss, die Stadt ist total mies. Selbst an den Hauptstadtflügen kritteln sie herum. Hey, ist doch klasse, denke ich mir dann, die Hauptstadt ist endlich eingemeindet und wir können abends auf eine Weiße mit Schuss unter den Linden fliegen. Ist nicht mehr so anstrengend wie früher nach Saarbrücken und dauert auch kaum länger.