Außer die Datenbank der Arbeitsagentur nach Angeboten zu fleddern und Kunst, habe ich derzeit nichts zu tun. Keine Homepagebasteleien in Sicht. Die Seite des Mainzer Kunstvereins ist fertig. Fehlt nur noch die Kunst. Aber die stellen andere in die Online-Galerie.
Heute Morgen von Sonne geweckt, dicht gefolgt von einem heftigen Regenschauer. Da die Wasserleitung noch immer abgeschaltet ist, lief ich in den Garten und fing mit einem Topf Wasser aus der undichten Regenrinne. Dachte dabei: am Projekt Europenner arbeitest du vor allem in der realen Welt. Du bist dieser Europenner, ein gesättigter Mensch in einem reichen Land, der den Verzicht übt. Du bist das Weniger-ist-mehr der feinen Künste, die Uhr am Puls der Zeit, das Quentchen Glück zwischen zwei gelebten Momenten. Und noch so Einiges dachte ich, während der Topf in meinen Händen kreiste, weil exorbitanter Wind das Rinnsal willkürlich ablenkte.
Acht Uhr Arbeitsbeginn. Kaffee schnurgelt in der Maschine. Holzofen angefeuert. Ich muss ein paar Informationen liefern für den Galeristen B. Dort wird es im September eine Labyrinth-Ausstellung geben. Das anstrengendste an der Kunst ist, sie zu begründen. Warum sollte ich in der Gegend zwischen Homburg und Zweibrücken ein überdimensionales fotografisches Labyrinth bauen – eine selbstgebastelte Landkarte mit vielen reizenden Kniffen und Tricks? Ist das Spielerei? Or is it Art? Der Künstler reibt sich wohlgefällig den Bauch. Es macht ihm nunmal Spaß. Und er ist in der Lage, es auszuführen. Mehr noch: er ist der einzige, der es tun kann. Oder ganz allgemein gesprochen: Wer sollte die eigenen Interessen vertreten, wenn nicht man selbst?
Meine Interessen sind leider unwirtschaftlich. Es sprechen alle wirtschaftliche Gesetze gegen das Projekt, sprechen gegen die Kunst. Ich bin ein Ungläubiger im Lager der Fundamentalisten. Ich bin vermutlich nicht in der Lage, das Spiel zu spielen. Welches Spiel? Das Etepetete-Getue des modernen Kunstbetriebs. Mit einer feinen Begründung und einem guten Lebenslauf klappts auch mit den Kunstfachleuten. Das bewies schon Großkünstler H., als er sich Anfang der Neunziger als Franzose, mit einer mächtigen Vita bei angeblichen Südfranzösischen Kunstkoryphäen studiert zu haben, ausgab. Alle fielen darauf rein und lobhudelten seiner. Nur einmal kam er ins Schwitzen, als ihn eine Studentin in reinstem Französisch um ein Autogramm bat und er mit stark fränkischem Akzent radebrechen musste.
Zurück zum einsamen Gehöft. Die Zeiten zwischen Arbeitssuche und Kunst überbrücke ich damit, ein neues Projekt zu starten: Die Straße nach Gibraltar. Eine erste freie, dennoch autobiografische, Geschichte. Erzählt wird eine Radtour quer durch Frankreich bis nach Spanien, 4 Wochen allein, wobei wieder ein Stück Kunst mit ins Spiel kommt: Die Reise ist in zahlreichen Bildern dokumentiert. Alle 10 km ein Foto der bereisten Straße in Richtung Reiseziel. Die ersten beiden Tage gibts schon in der Galerie. Die Texte werden ab Montag, 8 Uhr automatisch von der WordPress-Software freigeschaltet.
Werd jetzt mal an den Landkarten arbeiten.