Zweibrücken-Andorra 2000 Tag 1

16. April anno 2000. Ich habe mir das Rauchen abgewöhnt, den Winter überlebt, Ideen im Kopf großwachsen lassen und nun drängt der Körper, sich hinaus zu begeben in die echte Welt, Abenteuer zu erleben, Unbekanntes zu erforschen, dem Ich ein neues Gesicht geben. Eine Idee lautet: fahre mit dem Fahrrad nach Gibraltar, fotografiere den Weg in Abständen von 10 Kilometern, atme tief im Rund der Pedale.

Zweibrücken-Hornbach

Auf dem alten Bahndamm Richtung Hornbach: bemerkenswert: das alte Hotel in Hornbach wirbt auf der Fassade mit Zentralheizung. Sicher eine der Denkaufgaben dieser Tour: zu begreifen, wie gallopierend sich die Welt verändert.

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Im namenlosen Bachtal Richtung Bitche, Frankreich

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Lemberg, Goetzenbruck, Wingen sur Moder

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Über Phalsbourg zum Canal de la Marne au Rhin, Lutzelbourg

Zum Weiterlesen

Teil 2

Tag 1 -> Zweibrücken bis Lutzelbourg

Beinahe abgeschlossen

Packen ist ja nicht die Welt. Ich erlebte Reisen, bei denen ich gar nicht gepackt habe, sondern einfach losgezogen bin. Diese Reise ist aber anders. Eigentlich ist es Arbeit. Ich gehe wieder meinem alten, geliebten Künstlerberuf nach. Und wenn ich das tue, wird es kompliziert – wie das bei uns Konzeptuellen nun mal ist: Die Welt ist nur im eigenen Kopf, ein wohl gefügtes Getriebe, das gefälligst zu funktionieren hat; mit Siebenmeilenstiefeln im land der eigenen Vorstellungen und das Werkzeug und das Material, mit dem man arbeitet, muss man sich tunlichst vorher beschaffen, denn sonst läuft die verflixte Kunstmaschine nicht.

Sowohl Werkzeug, als auch Material sind nun da. Ich habe ein Mini-Abbild meiner Reise im Jahr 2000 geschaffen. Nehme Fotos und Notizen von Damals mit auf den Weg, radele die nächsten Wochen runter nach Andorra auf den eigenen Spuren und schaue:

  • was hat sich draußen in der Welt verändert
  • wie habe ich mich verändert
  • gibt es Schönes, was ich damals übersehen habe
  • kann ich den Weg – im Gegensatz zur Tour 2000 – fortsetzen und endlich mit dem Fahrrad Gibraltar erreichen ;-)
  • ach fahr doch liebe nach Santiago, iss besser für die Seele

Wie auch immer. Gestern, der eigentlich geplante Start, wäre nicht gut gewesen wegen des Regens. Heute schon besser, aber ich hatte ja meinen Plan auf nächsten Montag verschoben wegen des durcharbeiteten Wochenendes.

Die Vorbereitungen sind nun beinahe abgeschlossen – übers Wochenende werde ich mich von dem Stress in der Schweiz in der Schweiz von dem Stress (Danke, liebe A.) kurieren.

Hallo Welt

Liebe Welt,
Nach einem Blog-Upgrade-Marathon und ein paar Querelen mit dem I-Telefon ist dies nun mein erster Mobilfon-Blogbeitrag auf Irgendlink.de. Ich werde Dich nächste Woche besuchen in Frankreich, liebe Welt und über Dich berichten.

Vom Tackerhof ins Djungelcamp

Mein Vorschlag, einen Barbier in die Werkstatt zu bestellen, der uns alle rasiert und die Haare schneidet, wurde aus Zeitnot leider abgelehnt.

Wie ich mich also aus den Federn quäle, gestern extrafrüh und in den Rasierspiegel starre, schabschab, kratzkratz, das ewige Auf und Ab der Rasierklinge, das ewige Rein und Raus der Zahnbürste und das Hin und Her von wasweißdennich – seit Ostern bin ich um Jahre gealtert.

Ins Djnugelcamp müsste man mich mal einladen, phantasiere ich vor dem Spiegel. Warum immer nur diese B-Promis, die abgehalfterten Filmdiven, die heruntergekommenen Schlagersänger. Als Blogger ist man doch auch irgendwie prominent und abgehalftert. Den Machern des Djungelcamps würde sich sogar eine ganz neue Zielgruppe erschließen (IQ 140+). Oke, hier gibts eigentlich nur 20 Leserinnen und Leser, aber vielleicht mit ein bisschen viraldingsda und hin und her und weitersagen? Im Djungelcamp hätte ich es besser, als in der Tackerwerkstatt. So träume ich vor dem Spiegel, während ich den Viertagebart abschneide. Sehe mich schon als hysterischen kleinen Kübelbock, wie er unter dem Kakerlaken – Verzeihung TackerlakenFass liegt, gruselig schön. Liebend gerne würde ich lebende Schlangen essen, mit haarigen Spinnen ins Bett gehen, Smalltalk mit den B-Leuten.

Den Kollegen T., Sch. und dem Owner hab ich noch gar nicht erzählt, dass wir demnächst in Australien sind …

Traum und Wirklichkeit sind leider differgent. Ich glaube, der Owner plant einen Roadtrain zu kaufen, diese 120-Tonnen LKWs, die es normalerweise nur in Australien gibt mit zwei, drei oder vier Anhängern; im ersten Anhänger das Mini-Atomkraftwerk, das die nötige Energie für die Tackerwerkstatt im zweiten Anhänger liefert, im dritten Anhänger das Lager und im vierten und größten und Kristallglasvertäfelten Anhänger das Büro … doch zurück in die Wirklichkeit: Kollege T. erwähnte gestern gegen 19 Uhr erstmals, dass er dieses Tackergeräusch nicht mehr hören könne, geradezu allergisch darauf reagiere. Er schob mir einen Zettel über die Werkbank, auf der er seine Hochrechnung bis zum Ende des Auftrags notiert hatte: 24 Stunden standen unter dem Strich, also nur 12 pro Nase. Sonntage haben glaub ich nur zwölf Arbeitsstunden, oder?

PS: als Comfort-Gegenstand nehme ich ein schneeweißes Loungemöbel mit in den Djungel.