Flashback > Mai 2000

Puuh, jetzt qualmt mir der Schädel wegen anstrengender Arbeiten mit Computerdingen, von denen ich (noch) keine Ahnung habe.

Hat je ein Eichhörnchen sich mühsamer ernähren müssen?

Allgemeines Fazit: Was klappt macht Spaß. Was nicht klappt, bringt einen zur Weißglut.

Nebenbemerkung: die Sonne scheint. Es ist eiskalt. Bäume zittern im Wind. Kurzfristig mit den Gedanken abgeschweift ins Jahr 2000, als ich mit dem Fahrrad die Pyrenäen überquerte. Frühmorgens in Ax les Thermes gestartet und mich bis zur 2400 Meter hohen Porte d’Envalira hinauf gekurbelt, was anfänglich, bis zu einer Stadt namens L’Hospitalet noch sehr viel Spaß machte. Ab elf Uhr setzte heftiger Verkehr ein. Konsumwillige französische Tagesausflügler stürmten das Steuerparadies Andorra. Die letzten neunhundertHöhenmeter bei recht dichtem Verkehr waren nicht unbedingt die Hölle, aber es ist doch numal so, dass man als kurbelnder Radler ganz gerne seine Ruhe hat.

Wie auch immer. Die Computerschufterei weckt die Erinnerung an den Pass, weil sie sich so ähnlich anfühlt. Fängt harmlos an und legt gegen Ende hin ordentlich zu. Zu guter Letzt trägt man hoch oben auf der Passhöhe die Früchte seiner Arbeit in Form einer Riesenabwärtssauße nach Hause. Ähm. Das heißt: ich raste mit siebzig Sachen nach La Vella, Andorras Hauptstadt, hinunter. Und die Computerschufterei? Noch keine Passhöhe in Sicht.

Und was ist mit den Unterhosen, die zwischen den Pobacken verschwinden?

Bizarrer eiskalter Morgen. Kokolores musste früh raus, weshalb wir einen schnellen Kaffee nahmen, den Hund und eine halbe Wohnungseinrichtung im Auto verstauten und uns beide in dicke Winterklamotten packten, denn die sibirische Kälte hat heute Nacht die Pfalz erreicht. Ein eiskalter Wind drückte von Osten. Sterne funkelten.

Zwischen Tür und Angel fragte Kokolores: „Sag mal, rutscht dir die Mütze auch immer ins Gesicht?“ Ich sagte: „Ja …“, rieb mir grübelnd das Kinn, doch Kokolores hatte schon eine Erklärung parat: „Vielleicht wäre sie lieber ein Schal?“ Solche Kommentare erheitern meinen Tag. Auf der Suche nach der Jacke spann ich an einer Allgemeinen Formel zur Unglückseligkeit der westlich zivilisierten Winterkleidung. In meiner Theorie waren die Kleidungsstücke beseelt. Mehr noch, sie waren schizophren, neurotisch und psychisch gestört. In einer dunklen Ecke tastete ich nach der Jacke, fand ein Stück Stoff, das sich anfühlte wie eine Hose, zog es hervor. Es war die Jacke. Kokolores schmunzelte: „Die wäre wohl lieber eine Hose, so wie sie die Kappe hängen lässt und um die Taille betont eng fällt?“ – „Da ist etwas wahres dran.“ Ich strippte das widerspenstige Kleidungsstück über den Pullover, der sich anfühlte wie ein Mantel. Der Schal leistete erheblichen Widerstand, als ich den Reißverschluss zuzog. „Ich glaube, die Sache lässt sich nur bauesoterisch erklären“ sagte ich, „die Welt ist verrückt, der Mensch ist verrückt und da ist es kein Wunder, wenn auch seine Kleidungsstücke ein bisschen komisch sind.“ Kokolores verabschiedete sich mit den Worten: „Und was ist mit den Unterhosen? Jaja, die Unterhosen, die immer zwischen die Pobacken rutschen …?“

Vom retrospektiven Umkehrschluss der Kunst oder so ähnlich …

Seltsamer Weise ist es nicht ohne, mit dem Blog umzuziehen. Es ist sogar so ähnlich wie das Umziehen in der realen Welt. Die alte vertraute Heimat zu verlassen und sämtliche Nachbarn, mit denen man eben mal ein Schwätzchen zwischen Tür und Angel zu halten pflegte, zu verlieren. Neue Nachbarn finden. Andere Wohngegend, paar Blocks weiter bzw. neue Stadt. Wie dem auch sei. Die Blogadministration ist gleich zu setzen mit der Wohnung. Sie ist bei WordPress geräumiger als bei Myblog.
Theoretisch könnte ich im neuen Blog die gesamte Designwut des Universums ausleben. Theoretisch müsste ich einen Grund gehabt haben, umzuziehen. Viele ziehen vom einen ins andere Blog, weil im einen etwas schief läuft und sie sich vom anderen mehr erhoffen.

Ich war mit Myblog zufrieden. Eine einfache Sache. Zudem kostenlos und ohne jegliche Kenntnisse administrierbar. Über die kleinen Unebenheiten sieht man dann gerne hinweg.

Warum experimentiere ich nun mit WordPress? Weil mich das Neue reizt. Und so ist es tatsächlich wie im richtigen Leben. Vielleicht kennzeichnet das den Künstler: Er tut Dinge, die im Grunde überflüssig und unnnötig sind. Neugier ist sein Motor, Beharrlichkeit sein Getriebe. So saußt er mit der Geschwindigkeit des Lichts durch ferne feine Flitterwelten, um erst post actum die Begründung für seine Taten zu liefern. Wenn überhaupt.

Vom Geocachen

Nix Besonderes heute. Freitag, nicht? Guter Tag. Ziemlich grau. Hier siehts übel aus. Wilde Tiere haben die gelben Säcke zerfetzt. Dunst und Temperaturen, die einem, dank der Kälte letzte Woche, sehr erträglich vorkommen.

Gestern König für einen Tag. Das hab ich Kokolores zu verdanken, die mich, anlässlich meines Geburtstages mit absolutistischer Macht ausgestattet hatte. Eine Rolle, die mir nicht unbedingt liegt. Trotzdem konnte ich ihr befehlen, mir beim Geocachen Gesellschaft zu leisten.

Seltsamer Weise werden wir neuerdings oft gefragt: „Na, wart Ihr wieder Kästchen suchen?“ Das Geocachen übt selbst in unbeteiligten Kreisen eine gewisse Faszination aus. Ich kann das auch gut verstehen. Es sind die kleinen, selbstgebastelten Geheimnisse, die dieses Hobby so spannend machen. Im Grunde ist es ganz einfach: Bewaffnet mit einem GPS-Empfänger, den es schon für weniger als hundert Euro zu kaufen gibt, und den Hinweisen, die man sich auf der Internetseite (siehe oben) ausdruckt, begibt sich der Geocacher auf die Suche nach einem Schatz. Der Schatz, das sind meist Tupperdosen, gefüllt mit mehr oder weniger wertvollem Kleinkram sowie einem Gästebuch. Im Gästebuch schreibt man ein paar Zeilen und loggt seinen Geocacher-Namen, damit man später auf der Geocache-Webseite den Besuch höchst offiziell loggen darf. Schließlich tauscht man noch einen Gegenstand in der Box. Je nach Cache sind manchmal echte Schätze dabei. Bücher, CDs, Kerzen, Spielzeug. In einer Box fanden wir einen Baseball, kennt man hierzulande ja kaum, den womöglich ein in Ramstein stationierter GI beigesteuert hatte. Von einer gewissen Combatnurse, habe ich ein echtes amerikanisches Coollight ergattert.
Unsere gestrige Tour führte uns in die Guldenschlucht, 5,3 km südwestlich vom einsamen Gehöft. Die Guldenschlucht ist eine, knapp ein Kilometer lange Klamm, die mit zahlreichen Brücken und steilen Steintreppen für den geneigten Wanderer erschlossen ist. Sie ist auch (inoffizieller) Teil des Pfälzer Jakobswegs. Hatte nie geahnt, dass es in unserer Gegend solche Kleinodien gibt, wie man sie normalerweise nur in Bayern findet. Wildromantische Felsen, Überhänge, Eiszapfen und ein kleiner Bach. Unter einer der Brücken waren die Koordinaten versteckt, die einen zu dem Cache-Versteck führten. Wir programmierten sie ins GPS und folgten dem Pfeil bis zu einem verfallenen Bunker. Normalerweise führt einen das Empfangsgerät fast metergenau bis zum Versteck. Nur manchmal, wenn der Empfang nicht so gut ist, weil Bäume oder Berge zwischen Satelliten und Empfänger sind, muss man in der Umgebung ein wenig suchen. Meist hilft einem dann die Vorgabe, wo würde ich selbst die Box verstecken?, weiter.

Erstaunlich ist auch die Tatsache, dass weltweit zigtausende dieser Verstecke existieren, und dass es also auch etliche Anhänger dieses Hobbys geben muss. In Deutschland liegen mehr als 15.000 Boxen versteckt.