Etwa 300 km von Zweibrücken entfernt. Bildpaar Zweibrücken-Andorra 2000 und 2010.
Ein Hoch auf den Regen
Ich liebe die Regentage in der Tackerwerkstatt – die Zeit wirkt dann weniger verschwendet.
Messlatte
Schon reut es mich, was ich da geschrieben habe im Artikel zuvor.
Du kannst nicht einfach die Messlatte hochlegen und dann dich weigern, darüber zu springen. Ab morgen wird täglich bis 22 Uhr im Atelier gearbeitet.
Wichtigste Aufgabe: Aufgabe
Heute das geopferte Wochenende in den Knochen. Nie hab ich das Licht der Sonne gesehn. Man munkelt, es sei ein schönes Wochenende gewesen und im Radio redet der Moderator von Herbst und dass es nun windig werden wird, regnen und man muss aufpassen, dass einem die ersten Blätter nicht auf den Kopf fallen.
Wie ich so vor mich hin schufte, den lieben langen Tag in der Tackerwerkstatt, fasse ich den gewagten Beschluss, das offene Atelier auf Eis zu legen, alles so zu lassen, wie es ist und mich nicht mehr um die Kunst zu kümmern. Die Bilder, die ich habe, werde ich einfach ungerahmt an die Wand pinnen. Ist sowieso viel besser, weil sie dann auch nicht gerade hängen müssen. Die frisch gepinselte Leinwand mit den Längen- und Breitengraden kann ich nach Lust und Laune bemalen. Morgen, habe ich mir vorgenommen, werde ich Autun hinkleksen. Autun ist mir sowohl aus der Reise 2000, als auch 2010 in bester Erinnerung. Es ist eine Benchmark des gelebten Lebens. Am Freitag male ich Millau und Ax und wenn ich guter Laune bin, pinsele ich noch das verwirkte Dijon rein.
Irgendwann ist es einfach Zeit aufzugeben. Man sollte sich nicht von seinen Ideen drangsalieren lassen.
Letztlich sind die Dinge ja auch dann noch schön, wenn sie weniger schön sind.
Flickwerk
Das zwei mal drei Meter große Bild sei erwähnt. Es ist im Atelier fest installiert, Holz, verschraubt, weiß getüncht. Vorhin male ich die Breitengrade 51 bis 43 darauf und die Meridiane 5 West bis 11 Ost. Grob etwa Frankfurt bis Barcelona und Brest oder Gijon bis Genua oder Frankfurt. Frankreich im Kern. Ziel ist, die beiden Zweibrücken-Andorra-Reisen von 2000 und 2010 hinein zu malen. Fiebrig arbeite ich am 7. Längengrad Ost: nur 5 cm rechts davon und 6 cm oberhalb des 49. Breitengrades liegt Zweibrücken. Als es daran geht, Seo d‘ Urgell, in Echt knapp 30 km unterhalb von Andorra einzuzeichnen, werden meine Augen groß. Mist. Der 43. Breitengrad führt nahe über den unteren Bildrand und Seo liegt schon fast beim 42. Es passt nur dann darauf, wenn ich die Breiten verschiebe, den nutzlosen 51. Breitengrad ganz oben auf der Fläche zum 50sten mache. So rutscht der 42ste Breitengrad unten mit rein in die Bildfläche und alles passt drauf. Alles klar? Da mein Bild bisher nur Linien enthält, kann ich sie nach Belieben umbenennen. Jetzt noch. Es gibt ja keine Details.
Also alles ganz einfach? Huuum, nuja. Wäre da nicht die Vision. Der Gedanke an die Zukunft. Wennste schon so ’ne tolle große Karte in dein Atelier malst, kannste ja auch gleich noch ein lang gehegtes Zukunftsprojekt mit drauf malen: Zweibrücken-Boulogne. Eine Bilderreise in die französische Partnerstadt an der Ärmelkanalküste. Dummerweise aber würde diese Strecke knapp am oberen Bildrand laufen, entlang des 51ten Breitengrads. Ich brauche den 51ten Breitengrad. Verflixte Zukunftsideen.
Kurzerhand flicke ich in der Ecke ganz unten, 1 Grad Ost und 42 Grad Nord, ein kleines Stück Bildfläche ein, so dass das Bild nun nicht mehr rechteckig ist, sondern noch einen Apendix hat. Ganz wie bei den echten Kartenmalern, die ja auch rumflicken müssen.
Nichts klar?
Ich werde nächste Woche mal Bilder posten.
