Zweibrücken – Andorra 2020
Auf den eigenen Spuren der Jahre 2000 und 2010 von Zweibrücken längs durch Frankreich bis in die Pyrenäen. Radtour im März/April 2020 mit täglichen Blogberichten, Fotos und Tweets.
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Es gibt kein Anhalten, kein Zurück, es gibt nur noch das Weiter | #zwand20
Maschinengewehrgeballer mitten in der Nacht. Endzeitstimmung. Träume vergessen. Hin und her wälzen. Aufstehen. Es dämmert. Wieder ein sonniger Tag, vermutlich. Wie heißt das aktuelle Hochdruckgebiet? Die ewige Sonnenstimmung geht mir langsam auf den Sack. Wir haben April! Es sollten hohe, graue Wolken von Westen übers Land ziehen, die ab und zu Regen, Graupel, Schnee bringen. Aprilwetter adieu. Das ist Maiwetter. Wenn nicht sogar Juniwetter. Fast 25 Grad in der Südwestpfalz. Die lehmige Erde reißt auf, zeigt ihre Wunden. Knoblauch stirbt von Oben. Ich muss täglich gießen. Die Obstbäume blühen. Kaum Insekten, geschweige denn Bienen. Kaum noch Vögel. Nur noch dieser wolkenlose, erbarmungslose Himmel mit dem Schönwetterschmeicheln, das mich umlullt. Erst…
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Habe ich je den Hund der Rezeptionistin des Campingplatzes Cambrils vorgestellt? | #zwand20
Habe ich mich je vorgestellt? Als ich gestern die ersten Einträge zum aktuellen Projekt #zwand20 anschaute, kamen mir Zweifel, ob es stimmig ist, wie ich dieses Buch ‚aufziehe‘. Allgegenwärtig von Anbeginn die Figur Ich. Ich bins, Dein Erzähler. Nimm Platz auf dem virtuellen Gepäckträger. Du kannst mir vertrauen. Wir radeln durch Frankreich bis runter nach Andorra. Du hast doch zwei drei Wochen Zeit, oder? Auf den beiden Radtouren Zweibrücken-Andorra 2000 und 2010 befinden wir uns auf dem Rückweg. 13. Mai 2010. Der Campingplatz in Cambrils ist sehr sauber. Er liegt auf einer planierten Terrasse oberhalb einer Weide. Ich höre Kuhglocken. Abends quaken Frösche. Ich stecke mitten in den Wolken in…
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Wie der Schwede der iberischen Halbinsel den Manolo des Nordens traf | #zwand20
Rialb-Stausee, Katalanien, 9. April 2020. Ein Ruhetag. Just als ich den vorigen Blogartikel fertig geschrieben hatte und am ersten Korrekturdurchlauf arbeitete, näherte sich ein Mann mit Hund übers Feld. Das Schneidersitzbüro im Europennerzeltlager ist dieser Tage ziemlich komfortabel. Dank des anhaltend schönen Wetters – kein einziger Regentag bisher – kann ich den Außenbereich nutzen. Ich sitze sozusagen auf meiner Terrasse. Isomatte auf trockener Erde neben ockerfarbenem Acker. Kaffee köchelt auf dem Trangia. Schon von Weitem lächelt der Mann, ein Signal, dass er mir wohlgesonnen ist. In Spanien, respektive Katalanien hatte ich ohnehin noch nie Probleme wildzeltend. Nicht mit Menschen. Niemand kümmert es. Niemand ruft die Polizei. Niemand zeigt dich an.…
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Radeln wie durch eine nordschwedische Baustelle, die niemals endet | #zwand20
Ich loddere. Ich schludere. Ich gehe hart am Limit dieser Tage. Ich erinnere mich an keine Zeit des Lebens, in der ich produktiver war, in der das Hirn ratterte wie ein freigelassener Hamster, der dem Rad entronnen ist. Überall Futter, überall Weite, überall Licht. Die Außenwelt mag eng geworden sein, unpassierbar, aber innen, und darauf kommt es an, ist mächtig Bewegung entstanden. Vielleicht handelt es sich hierbei um eine Art Antidepression. Vollgepumpt mit bordeigenen, vom Körper selbst erzeugten Hormonen surft man auf einer Welle des Glücks. Die Fähigkeit, ungutes Unabänderbares emotional auszublenden, tut Ihr Übriges. Kann ich mich glücklich schätzen? Mann, Mann, Mann, brummt mir der Kopf. Hätte ich bloß…
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Mequinenza | #zwand20
Ich darf entführen ins Jahr 2016? Die gestrige Konjunktiv-Etappe ist ungefähr deckungsgleich mit einer Etappe während des Blogprojekts #Gibrantiago – die Straße nach Gibraltar. Über Hauptstraßen führte der Weg am 31. März 2016 über Balaguer nach Lleida bis zu einem Wildzeltplatz in der Nähe von Mequinenza am Ebro. Von Engeln und Wahrscheinlichkeiten auf europenner.de Wenn ich jetzt unterwegs wäre, hätte ich den in der Karte verzeichneten Weg eingeschlagen (Ebene Supplement 2020 einblenden und mit der Suchfunktion Mequinenza oder Lleida suchen). Ab dem Wildzeltplatz beim Golfplatz wäre ich dem als iCat bezeichneten Radweg bis Lleida gefolgt und dort auf flussnahen Seitenstraßen südwärts geradelt. Ich hatte (oder hätte) mich ja schon an…