Zweibrücken – Andorra 2020
Auf den eigenen Spuren der Jahre 2000 und 2010 von Zweibrücken längs durch Frankreich bis in die Pyrenäen. Radtour im März/April 2020 mit täglichen Blogberichten, Fotos und Tweets.
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Zweibrücken-Andorra, die Dritte
Ich muss verrückt sein, damit zu liebäugeln, Anfang März das Reiserad zu satteln und quer durch Frankreich zu radeln, vom ‚Großen Osten‘ des sechseckigen Landes einmal mitten durch bis in die Pyrenäen, mehr noch, dort auch noch hinauf auf den über 2400 Meter Hohen Pass namens Porte d’Envalira und weiter, weiter, weiter in einer geradezu abartigen Rutsche auf der unheimlich stinkenden, dieselrußgesättigten Passstraße bis nach La Vella, Andorras Hauptstadt. Gerade habe ich mir verschiedene Webcams angesehen, um herauszufinden, ob der 1500 Meter hohe Mont Lozère, der auf der Strecke liegt, Schnee hat und wie die Hauptstraße zwischen Ax-les-Thermes und Andorra ausschaut. Bilder sagen weniger als tausend Temperaturanzeigen an den vielen…
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Hey, denk mal nach, die Hauptwindrichtung führt doch vom Bärlauch zum Kernkraftwerk und nicht umgekehrt!
Das chinesische Insekt ist auch hier, sagt der Mann. Ein sonniger Tag in einem gespenstisch leeren Aargauer Dorf. Eigentlich wollten Frau Soso und ich nach einem Spaziergang entlang der Aare – wie schon so oft – in dem feudalen Café im örtlichen Schloss eine heiße Schokolade trinken und den Sonntagnachmittag genießen. Das Café ist aber zu. Vor der Tür liegen Kisten. Der Briefkasten quillt über. Es sieht ein bisschen verwahrlost aus oder mindestens, um es brachial schwedisch zu sagen, ‚for ever stengt‘, für immer zu. Wir setzen uns auf Korbsessel in dem parkähnlichen Innenhof und Frau Soso versucht, die Baumart zu bestimmen, die uns überragt. Buchen vielleicht? Oder Eichen, mutmaße…
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Quäl dich, du Sau! Schreib!
Nachmittags lief es ziemlich verquer mit einem ersten, informierenden Blogeintrag über das bevorstehende Projekt Zweibrücken–Andorra 2020, bekannt unter dem Hashtag #zwand20. Irgendwie radebrechend an einem Artikel über das Vorhaben und die vielen Unsichtbarkeiten, die – arbeitstechnisch – dahinter stecken, verrannte ich mich in einen Blogartikel, der mir so ganz und gar nicht gefallen wollte. Ein holperndes, seelenloses Etwas, so diagnostizierte ich resigniert beim ersten Korrekturdurchlauf. Das darf nie nie nie an die Öffentlichkeit, dachte ich. Ich legte das digitale Machwerk zu den Privatnotizen ins Blog und hielt erst einmal ein Mittagsschläfchen. Ziemlich geknickt. Wie soll das bloß werden mit den kommenden Tour, wenn ich denn nächsten Dienstag schon losradele und…
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So lange rund ums Saarland radeln, bis die Pandemie vorbei ist
Hygiene, jawohl, Hygiene, das wäre mal ein Vorname, Hügiene mit fettem Ü und einem schönen, langgezogenen I wie in Gesine. Man könnte diesen Namen als Zweitnamen einsetzen wie zum Beispiel Maria: Rainer Hygiene Rilke, Hygiene Theresia, Klaus Hygiene Brandauer, Hygiene Magdalena, Hygienekäfer, ich hatte eine Hygieneerscheinung usw. Spaß bei Seite, bzw. ein bisschen Galgenhumor. Die Pandemie macht mir im Vorfeld der Reise zu schaffen. Noch vor anderthalb Wochen schien die Welt halbwegs in Ordnung. Damals, als ich eigentlich hätte starten wollen, wäre das Wetter denn nicht so schlecht gewesen und, naja, hätte ich das Fahrradersatzteil rechtzeitig gekriegt. Vermeintlich Schuldige am Ausgang der Dinge und an den Zuständen wie sie herrschen…
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Vom Hühnerfred, Olivenbäumen, Blutsbrüderschaft und schwer fassbaren Ichs
Ein Spaziergang im Wald am gestrigen, brilianten Sonntag. Wir sammeln Birkenrinde zum Feueranzünden. Daheim tauen die Grillwürste auf, die beim Wintercamping mit Freunden Ende Februar noch übrig geblieben sind. Offizielles Angrillen. Frau SoSo fragt, was ich mir bei einem Blogartikel, den ich kürzlich geschrieben habe, gedacht habe; wie ich auf diesen oder jenen Gedanken kam. Ich weiß nicht mehr, um welchen Artikel es ging. Ich antworte spontan, ich habe gar nichts gedacht. Ich denke nicht. Es denkt in mir und ich bin mir nicht sicher, ob es mich als Ich überhaupt gibt. Die Bezeichnung Ich für sich selbst ist doch nur ein Notbehelf für etwas, das man bezeichnen muss, das…