Kontinente verlassen den Planeten

Cousine Monika hat es gesagt in einem Kommentar bei Blinkyblanky, etwa so: „Die Kontinente verlassen den Planeten.“ Notiz für den Zettelkasten – du musst dir nur vorstellen, das pelzige Asien und das freche Frettchen Europa und das von Kleintierneurosen geschüttelte Amerika, wie sie sich unnötigen Ballast aus dem Fell schütteln auf der aussichtslosen Suche nach einem besseren Planeten.

Gib mir ein Immer zwischen zwei Jetzt

vs.

Das Jetzt ist eine Insel im Immer

Engelberts Peak

Gestern noch einen Kommentar bei Engelbert geschrieben zum Thema Sport allgemein, Schulsport im Besonderen. „Schulsport ist Erstkontakt mit der Leistungsgesellschaft“ schrieb ich. Dafür gabs denn einen Direktlink in mein Blog, was mir nun wieder mit den Statistiken zu schaffen macht. Engelberts Peak nenne ich das. Ein Link von Engelbert treibt nunmal die Statistiken von Ottonormalblogger in immense Höhen und man sieht sich dann an einem Abend mit dem Quantum an Reinguckern und -guckerinnen konfrontiert, die man normalerweise pro Woche oder Monat verzeichnet.

Im Schulsport hat man sich ja grundsätzlich mächtig angestrengt, weil man nicht schlechter sein wollte als die Anderen oder wenigstens nicht der Schlechteste. Diese seltsame menschliche Reaktion setzt sich ein Leben lang fort und wird erst am Grab enden. Dann hat man seine Ruhe.

Oft denke ich, wie es wohl wäre, wenn man sich statt der Beste sein zu wollen, schon gleich in der ersten Sportstunde zum Ziel gesetzt hätte, der Schlechteste zu werden, wenn man früh gelernt hätte, mit der Demütigung zurecht zu kommen, nur einer von Vielen zu sein und nur ganz ganz selten auch mal in einer Disziplin der Beste. Was man sich Mühen gespart hätte. Herausgekotzte Lungen beim 1000 Meter Lauf etwa. Hochroter Kopf, wenn man als letzter in die Mannschaft gewählt wurde.

Oder neuerdings: ein Blog zu führen, das niemand liest (ich bin ein fanatischer Vertreter der Meinung, dass es Weblogs um ihrer Selbst willen geben muss und nicht, weil viele sie lesen. Ein Blog, das nur von einem einzigen Menschen gelesen wird, ist es wert, geschrieben zu werden) … jaja, aber gerade das Statistikding macht mir Kopfzerbrechen. Je mehr dich lesen, desto mehr bist du versucht zu schreiben (die Leistungsratte dreht sich im Kreis und beißt sich in den Schwanz). Man könnte sagen, okay, Leistung bringt die Menschheit voran, macht Raumfähren, Medizin und Elektroherde). Aber könnte einen nicht auch der Müßiggang voranbringen? Sollte man nicht besser mal hie und da versagen, sich versagen, um ein gesundes Maß dafür zu gewinnen, dass man sich nicht überanstrengt. WozuWozuWozu? Diese kindischen Scheinwerte wie Siegerurkunden und gute Noten damals in der Schule, sie sind allgegenwärtig im richtigen Leben noch da. Für Orden haben sie sich in den Weltkriegen abknallen lassen und schlimme Dinge getan, diese Kinder. Für vielfältige Scheinwerte kämpfen wir im Berufsleben und tun Dinge, die wir niemals tun würden (kaufen uns Autos und Motorräder, die wir nur brauchen, um unser Selbst/Siegerbewusstsein aufzupäppeln) – das würden wir nicht tun, wenn wir den Leistungsgedanken nicht schon sehr früh verinnerlicht hätten.

Und das sagt Euch einer, der die 100 Meter in 11.6 gerannt ist, ein Gimpel, ein Naivling, ein Quotenrenner …

„Ich will meine Ruhe“, sollte man die Kinder lehren, „ich will letzter sein“ oder noch besser, „ich will irgendwer sein und ich will nicht gewertet werden. Lasst mich in Ruhe ichen!“

Der Turmbau zu Bierbabel

Rumgetrödelt. Und somit noch den Auftritt der Reggaerockers auf der Rockbühne an der Feuerwache Zweibrücken mitgenommen. Jetzt kommt die nötige Ruhe in die Radtour nach Süden. Man sollte nie ohne vorheriges Reggaerockers-Konzert in Urlaub fahren!

Ich will nicht allzu lobhudeln, aber die Band zeigte sich vor heimischem Publikum enthusiastischer denn je, Bühnenshow eine fünfundzwanzigjähriger als die andere absolut perfekt. Die Reggaerockers in ihrer Musikhauptstadt Zweibrücken. Großer Vogel sticht im Dämmerlicht gen Norden und göttlicher Kollege T. raunt mir im Konzertgetümmel ein Wort zu, weil wir dauernd Bier trinken und die Pappbecher vor einem dicken Mann auf einer Partybank stapeln. Das Wort heißt Bierbabel, sicher ein Großwort dieses Weblogs. Bierbabel, ich lasse es mir auf der Zunge zergehen, während die Reggaerockers den utopischen Musikplaneten Musopia fabulieren, auf dem alle Menschen hüpfen und auf dem ein ganz anderer Wind weht.

Es ist schon spät. Kollege T. und ich haben alle Kippen, derer wir habhaft wurden geraucht, nun schlummert T. firedlich auf der Künstlercouch, während ich diese Zeilen hacke. Jawohl. Ich habe es geschafft. Das Fahrrad innerhalb einer halben Stunde heute Nachmittag gepackt und noch einiges Wichtiges erledigt. Trübe dem verpassten Zeitplan hinterher getrauert, aber was ist das schon, einen Tag später, als geplant loszukommen? Früher, als ich noch mit Freund QQlka den Kontinent durchquerte, waren es Wochen, die sich unsere Reise verzögerte, weil wir mit den Finanzämtern im Clinch lagen, oder Nachlässe zu verwalten hatten. Kann ich nun sagen: wenn ich Morgen um zehn Uhr endlich in Frankreich bin, ist das doch eine Punktlandung mit gerade mal 16 Stunden Verspätung. Das soll mir die Deutsche Bahn mal nachmachen ;-)

Nachtrag: nun ist es schon fast elf. Total verpennt. Verhängnisvolles Bierbabel. Kollege T., der eigentlich um pervers sechs Uhr früh hätte arbeiten müssen, hat es immerhin geschafft, um zehn Uhr dort zu sein. Owner, falls Du das liest. T. trifft keine Schuld. Ich habe ihm die vielen Biere eingeflöst und ihn dann mit Witzen aus meinem Witzebuch „So lacht der Intellekt – Kompendium für unterhaltsame Seichtkonversation“ bis spät in die Nacht vom Schlaf abgehalten. Ich schwörs. Mein Eid drauf.