Diese Hauswand ist kein Klo. Geh doch bitte an die Noh.
Schon merkwürdig, an was man sich so alles erinnert. Seit zig Jahren nicht mehr in Bad Kreuznach gewesen, fällt mir dieses Schild ein, das in irgendeinem Gässchen in der Nähe des Kornmarkts angebracht war. Und noch so einiges, so dass ich ein bisschen sentimental werde im Anblick all der zerronnen Zeit.
Ich fotografiere Panos von den Brückenhäusern, obwohl sie sich nicht gerade im besten Licht befinden und die Brücke mit Planen verhängt ist.
Die Straße, die man früher noch mit dem Auto fahren konnte, ist eine einzige Baustelle. Fahrradfahrer müssen absteigen und tun das auch, was mich wundert. Also schiebe ich das Radel über die Brücke und treffe in der Mitte drei Polizisten – If The Cops Are United – ein Schwätzchen halten wir.
Ob die Leute wohl alle absteigen, weil sie wissen, dass Sie da sind? – Wahrscheinlich. – Wir lachen.
Ich frage mich durch zu dem Schild mit dem Hauswand-Spruch. Niemand erinnert sich. Ich finde es nicht. Durchschreite die berühmten Gässchen. Nicht umsonst nennt man die Bewohnerinnen und Bewohner der Stadt „Kreiznacher Gässje“.
Dann raus aus der Stadt. 18 Kilometer bis Bingen. Der Memory-Effekt, den die Gegend auf mich ausübt, tut mir nicht gut. Ich bin froh, als ich vorbei an meiner alten Schule endlich nach Bretzenheim komme. Dort kaufe ich in einer Bäckerei ein, in der es die Süßigkeiten noch einzeln gibt.
Schnuggeltüten würden die Kinder bei ihr immer kaufen, sagt die Bäckerin und ich kann sie sehen, die ABC-Schützen mit Schulranzen und Händen voll Klimpergeld, das sie unentwegt zählen, um sich eine Erdbeere zu kaufen und eine Brausestange.
Die folgende Bildcollage ist der Wand gewidmet, ihrer sowohl schützenden, als auch trennenden und informativen Funktion.