iDogma Postkarten eins bis fünf #AnsKap

Die ersten fünf iDogma-Postkarten sind unterwegs. Am 20. Juni habe ich Nr. 1 versendet. Peu à peu folgen weitere.

Das Postkartenprojekt ist ein Projekt im Reiseprojekt ans Nordkap. Alle Karten werden individuell auf dem iPhone gestaltet und beschriftet und versendet. Erst der Versendedienst belichtet sie dann aus und verschickt sie an die gewünschte Adresse. 

Ich spiele ja gerne mit Gedanken an die Zukunft. Eine meiner Phantasien ist: Herr Irgendlink findet seinen Platz in der Kunstwelt und ein Kurstor/Kuratorin im imaginären Museum für Digitale Frühgeschichte trommelt in zig Jahren alle iDogmakarten # AnsKap zusammen für eine Ausstellung.

Eine Brotkrümelspur des Kartenversendens wäre das.

Hier Handyscreenshots der ersten fünf Karten. Wenn ich mal wieder Schnellnetz habe, sende ich die Originale an die Homebase.

   
       

Ihr seht, die Karten sind sehr unterschiedlich. Falls Ihr über den PayPal Knopf links eine bestellt habt, hebt sie gut auf und schützt sie vor Licht. Als Unikate mit individuellem Text werden sie vielleicht mal etwas Wert sein.

Wegwahlabsolution (by SoSo und Der Emil) #AnsKap

Irgendwie sind wir uns einig, dass Reisen das Gemüt erhellt, den Horizont erweitert, die Seele milde stimmt und einen die Welt schlag auf schlag mit ganz anderen Augen sehen lässt. R. Und ich. Wir spazieren nebeneinander her in Richtung seines Grundstücks. Dort könne ich das Zelt aufbauen. Es gibt einen Teich und eine Trinkwasserquelle.

R. hat mich ertappt, wie ich suchend die Wiesen hier an der Sülz – oder sagt man dem Sülz? – abgrase. Er kennt den Blick, weil er selbst oft genug gereist ist, suchend, nicht wusste, wohin. Wir haben sogar eine gemeinsame Reise: 2009 pilgerte R. den Jakobsweg zusammen mit seiner Hündin H.

Das Bad im Teich, mit dem ich abends für morgens noch geliebäugelt hatte, spare ich mir vorhin. Der Nebel, seine dumpfe Feuchte, hat Brrr-Faktor. Meiningen nur noch ein Steinwurf entfernt. Die Welt könnte heute lieblicher nicht sein. Aber sonniger.
Die erste Reisewoche ließ sich gut an. Nach einer kurzen, schnellen, hektischen Rhein-Main Durchquerung bin ich endlich angekommen in der Tour. Habe meinen Workflow gefunden, den Denk-, Schreib-, Fotografierrhythmus.

Im Blog ist ein neuer Redakteur als Archivar beigetreten. Herzlich willkommen, lieber Emil.

Er erteilte mir auch in diesem Artikel die Wegwahlabsolution (wortgeschöpft von Frau SoSo).
Es gibt da nämlich ein kleines Problem. Mein Versprechen, die Bildstandorte von 1995 aufzusuchen und zu fotografieren, kann ich nie und nimmer einhalten. Es hat sich zu viel verändert in den zwanzig Jahren. So bin ich bis auf eine kleine Spessart-Eskapade auf der B26 fast ausschließlich auf gut beschilderten Radwegen unterwegs, die es damals noch nicht gab.

Dennoch ist das Urkonzept der Kunststraße geblieben. Alle zehn Kilometer stoppe ich und mache ein Foto Richtung Reiseziel.

Freund QQlka erklärte es etwa so: der Mensch, unterwegs mit den Mitteln seiner Zeit und dem Wissen seiner Zeit, muss sich unweigerlich auch auf den Wegen seiner Zeit bewegen. Daran kommt niemand vorbei.

In einer winzigen Blog-Hütte am Rhön-Rennsteig-Radweg schreibe ich diese Zeilen. Die alte Kapschnitt-Route führt ein paar Kilometer südöstlich über eine Bundesstraße hinauf zur „Höhe des Gebirgs“. Was hab ich damals über den Verkehr geflucht. Doch der fließt nun ohnehin durch einen frisch gebauten Tunnel gen Erfurt.

Tag 8 | Der Streckenlink und so

Was für ein Tag!

Die heutige Strecke war nicht nur Radeln, sie war auch Schieben, Rad im Wald berganschieben.

Und nun? Nun hat Irgenlink ein Zimmer mit Aussicht. Auf einem Tunnel-Lüftungsschacht-Turm oben hat er auf einer Wiese sein Radel geparkt und sein Zelt aufgebaut.

„Ob es noch regnet? Frag nicht!“, schrieb er um halb acht. Und ich habe nicht gefragt. Bestimmt wird er uns bloggend und twitternd die eine oder andere Frage beantworten.

„Ich bin guter Dinge!“, schreibt er später. Was mich riesig freut.

Zum ungefähren Streckenlink hier → klicken.

Der 404. Twitterfollower, aktuell der Nächste, die Nächste, bekommt übrigens eine iDogma-Karte geschenkt. :-)

Zur Höhe des Gebirgs #AnsKap

Jede Reise hat ihren höchsten Punkt, ihren düstersten Moment, ihren am weitesten vom Meer entfernten Ort, ihr witzigstes, peinlichstes, angenehmstes und unangenehmstes Erlebnis.Wann das alles ist, wissen wir im Voraus nicht. Und hinterher interessiert es und nicht mehr. Es ist pure Statistik. Der Umgang mit Extremen nivelliert sich in der Ungewissheit der Zukunft und er relativiert sich in der Schemenhaftigkeit unserer Erinnerung.

Ich sitze ganz schön in der Scheiße. Seit gestern Nachmittag regnet es ununterbrochen. Es ist lausig kalt. Wenn ich nicht so viel Reiseerfahrung hätte, hätte ich spätestens unter dem Vordächlein zur Martin Luther Grundschule in Zella-Mehlis aufgegeben. Auf zum nächsten Bahnhof, laut ‚Hilfeee Mamaaa‘ schreiend. Und ab nach Hause in die eigenen vier Wände.

Der Kokon ist weit weg.

Ich tippe ein paar Tweets unter dem Vordächlein. Es liegt direkt am Radweg nach Oberhof. Körper ist verschwitzt, Hände klamm, das Spiel der Regentropfen in den Pfützen. Keine Menschenseele zu sehen, 18 Uhr. Wer traut sich auch bei dem Sauwetter raus auf die Straße?

In voller Regenmontur ächze ich hinaus aus der Stadt Richtung Oberhof. Froh, dass es eine dritter- bis fünfter-Gang Steigung ist. Das gibt warm. Unter dem Goretex trocknet sogar das T-Shirt, fühlt sich zumindest so an.

Vor zwanzig Jahren ächzte ich die Bundesstraße gleich nebenan hinauf, die zweispurig aufwärts, einspurig abwärts führt.

Oberhof dürfte fast der höchste Punkt meiner Reise sein. Wieviele Meter? Oben werde ich es erfahren. Da steht eine Steinsäule mit einer Inschrift, in der die Worte ‚Zur Höhe des Gebirgs‘ vorkommen. Stand zumindest von zwanzig Jahren da.

Bis kurz hinter dem Bahnhof Oberhof, der drei Kilometer außerhalb des Dorfs liegt schwitze ich aufwärts, vorbei an einem Hotel und an einzelnen Häusern.

Ein verlassenes Waldrestaurant mit viel Müll vor der Tür ist Zeuge geplatzter Menschenträume. Die Insolvenz am Wegesrand. Ich glaube, das Tal heißt Laubachtal oder so ähnlich.

Hinter dem Bahnhof türmt sich ein Betonkoloss. Ein gigantisches, sechs Meter hohes Portal, vergittert. Edelstahlröhren inside. Da kann man das Rauschen der – ich glaube – A71 hören, die unten durch den Berg fließt. Vögel nisten hinter den Gittern im Bergschlund. Vornedran könnte ich übernachten. Trocken und geteert. Zerbrochene Bierflaschen liegen da und Kippen. In meinem Kopf bastele rich einen Ort, an dem sich nachts die Jugend der Umgebung trifft, um Party zu feiern. Kein guter Platz.

Auch drüben unter einem Baum gefällt es mir nicht. Der Platz liegt in der Außenseite einer Kurve der Bahnhofstraße. Da leuchten die Scheinwerfer ins Zelt, falls jemand vorbei fährt.

Bleibt nur weiterfahren oder …

… das Dach der Tunnellüftung ist etwa dreißig Meter breit, scheint flach zu sein und wegen der Röhren, die aus der Betonballustrade ragen, mutmaße ich, dass es begrünt ist.

Als ich das Rad hinaufgeschoben habe, erwartet mich ein topfebener Platz. Ein Karnickel starrt mich ungläubig an.

Im Regen baue ich das Zelt auf. Ich trage mittlerweile alle Kleider, die ich eigentlich für Lappland dabei habe. Alles ist klamm. Islandtrocken sozusagen. Dennoch guter Dinge. Schlimmer, als die vier Wochen Regen und Sturm während der Nordseeumrundung kann es eigentlich nicht werden. Kann es? Nein, kann es nicht!

Tag 9 | Die Tagesstrecke

Den Link zur heutigen Ungefähr-Strecke gibt es hier → klicken.

„Wie war dein Tag, Liebling?“
„Liest du denn meine Tweets nicht?“ :-)