Unterwegs in Sachen Multisite

WordPress, herrjeh, endlich konnte ich das Problem erkennen, warum eine Seite mit eigenem Domainnamen bei Multisite-Installation immer wieder auf den Namen der Subdomain zurück fällt, auf die sie gelegt wurde – im Fall zeigte idogma.com bei allen Unterseiten stets auf idogma.appspressionism.com – und warum? Etwa irgendwas mit dem Rewrite Vodoo verkehrt? Neee. Monsieur hatte einfach versäumt in der Site-Übersicht des WordPress-Netzwerks den Hauptpfad auf idogma.com umzustellen.

Dann war der Umzug, bzw. die Zusammenlegung von idogma mit dem appspressionism-cluster, wie ich das Ding liebevoll nenne, ein Kinderspiel: Mittels Export und Importfunktion (im WordPress-Dashboard unter Werkzeuge /Tools zu finden) wurde eine xml-Datei mit allen Kommentaren und Artikeln transferiert. Die Bilder holte sich das Importtool aus dem alten Blog. Zu beachten war hierbei, dass die Speicherbegrenzung, die in einer Multisite meist eingerichtet ist, für das neue Blog groß genug ist. Beim ersten Versuch scheiterte der Umzug, weil nicht alle Bilder in den begrenzten Speicher passten.

Sowie ein Experiment mit einem neuen Galerieplugin gemacht. Mit Slideshow-Funktion. Sozusagen ein privater Intensivkurs, Operation am offenen Herzen der Webanwendung.

Eine Grundrenovierung inmitten des Lebens

Frühjahrsputz. Und abendliches Grillen. Künstler P. fegt den Außenbereich auf der Südseite des einsamen Gehöfts, schürt Feuer, legt das Grillgut auf. Die lieben Freunde und Freundinnen! Während ich selbstgestochenen Löwenzahn putze, Eier koche, multitaskend einen griechischen Salat baue und eine 40 cm Pfanne mit vegetarischem Grillgut bestücke, wird mir klar, wie reich ich bin. Alleine wegen meiner lieben Freunde. Kein Pfennig in der Tasche und trotzdem so reich.
Wir müssen sowohl geben, als auch annehmen können, schießt es mir in den Sinn, sowohl loslassen, als auch im rechten Moment zupacken. Binsenweisheiten, aber guuut
Nun setzen SoSo und ich unsere beiden zerlegten Leben neu zusammen. Sie wird nächste Woche im Aargau in der Schweiz wieder Fuß fassen, „mit alles“ – Wohnung, Arbeit, pi, pa und po. Und ich starte voraussichtlich Mittwoch auf die 6000 km Reise ums Meer. Der Nordseeküstenradweg. Ganz schön mulmig. So „Nie“, wie ich 2010 Achthundert Kilometer wandernd zurück gelegt habe, habe ich auch 6000 km radelnd geschafft. Verdammt „Nie“. Am schwierigsten fällt mir, mir vorzustellen, mich für satte drei Monate aus meinem friedlich eingependelten Alltag zu entfernen. Spätabends wird mir das Problem endlich bewusst: das Leben ist nicht nur eine Kombination verschiedener Gewohnheiten, es ist eingebunden in das Gewohnheitsgewebe der lieben Mitmenschen und wenn ich meine Gewohnheiten für drei Monate so dramatisch ändere, dass ich faktisch nicht mehr existiere ( weil ich ja unterwegs bin), hat das auch Auswirkungen auf die Gewohnheitsgefüge meiner Liebsten.
Symbolisch könnte ich wohl von einer Totalrenovierung mitten im Leben sprechen.
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Der heilige Gral der Bloggosphäre

W, W, W, W wache ich auf. Der Klassiker unter den Schreibtipps, wenn es darum geht, Nutztexte mit hohem Informationsgehalt zu schreiben. Wer macht wann was wo. Wenn man diese Fragen beantwortet, hat man schon fast einen Zeitungsartikel in der Tasche.
Ich spüre, dass mein bald zehn Jahre währender Ausflug in die Bloggosphäre mit der kommenden Livereise in eine neue Runde geht. Viele neue und auch ein paar alte Schreib-Ideen warten darauf, endlich umgesetzt zu werden. Es kommt mir so vor, als wäre ich von Anbeginn meines Internetschreibens auf der Suche gewesen nach einer Art heiligem Gral. Einer Geheimformel, die fremde BesucherInnen sofort in ihren Bann zieht und und den direkten Einstieg in die gebloggte Lebensgeschichte ermöglicht. Eine Art Brückenschlag zwischen Roman und dem, was ihr gerade hier lest.
Wie oft bin ich gescheitert!
Auch gestern, als ich mir überlegt habe, mach doch mal einen Tag im Twitterstyle. Rette über den Tag verteilt Satzfetzen und Worte, Geräusche, Gerüche, Bilder in den Speicher deines iPhones und stückele abends die Fetzen zu einem Blogartikel in Listenform, etwa so:

  • 8:12 Hallo Welt!
  • 8:18 SoSo prophezeiht: du wirst gleich aufstehen und eine Kanne Kaffee aufsetzen, dich duschen und rasieren. – Du kannst in mir lesen, wie in einem offenen Buch, wie in einem schmutzigen Heftchen, das man im Straßengraben findet.
  • 9:37 Krähe auf Straße. Ich bremse. Was bin ich gut zu Vögeln!
  • 9:50 Versuche SoSo Siri anzutrainieren.
  • Twittern ist total bescheuert
  • Das ist ein Blogolerisches Experiment.
  • Soll noch einer sagen Siri ist nicht lernfähig

SoSo, die als Siri, sprich iPhonefunktion mit Dialogfähigkeit, fungiert, während der Autor Auto fahrend Satzfetzen in den Raum wirft (ob nun Cyberspace, Weltraum oder Autoinnenraum bleibt den Lesenden und deren Phantasie überlassen) sagt hier: Ähm, aber Siri wirds wenigstens nicht schlecht, wenn sie während der Fahrt auf das Display des iPhones schauen muss.

Herrjeh. Dieser konfuse Artikel istja wohl ein Bisschen zu lang. Schon wieder haarscharf am heiligen Gral der Blogliteratur vorbei gelangt.

  • Scheitern am Morgen vertreibt Kummer und Sorgen.
  • Ich war soo sauer! Da kommt das so schluckzessive aus ihm raus.(Belauschtes Gespräch, Rheingoldhalle Mainz, Foyer. )

Der Schluckzessive Tweet ist leider der Letzte, den ich am gestrigen Tag ins iPhone Notizbuch retten konnte. Danach schlugen die Wogen der schlecht besuchten Kunstmesse über mir zusammen.
W, W, W, W: Irgendlink um 10 Uhr früh am Küchentisch in Freund QQlkas WG, bloggend, Kaffee trinkend, mit blinzelnden Augen durchs Fenster in den trüben Luftraum über Rheinmain blickend.

Testlauf für Ums Meer – Textteil

Die erste Technik-Test-Radtour unter ungefähr realen Bedingungen: Ziel war, herauszufinden, wie die Kunststraße 2.0 gebaut werden könnte. Im Einsatz zwei iPhones (eins zum Track aufzeichnen, eins fürs Fotografieren), der Nabendynamo und der Zwischenakku zum Stromsammeln. Etwa 50 km Radfahren. Irgendwie hat alles geklappt wie geplant und trotzdem lief einiges schief. iPhone Nr. 2 hat den Track nicht aufgezeichnet, weil Monsieur Irgendlink zu doof war, die Software zu bedienen. Das Nicht-Aufzeichnen des Tracks hätte ich mir mitten in der Tour eigentlich schon denken können, da der Akku nicht nennenswert abgebaut hatte. Mit dem Photo-iPhone habe ich alle 2,5 km ein Hipstamatic-Foto gemacht, wobei ich die Software-Einstellungen der Hipstamatic App alle 10 km verändert habe, um den richtigen „Film“ und die richtige „Linse“ herauszufinden. Die Bilder zeigen die komplette 2,5 km-Serie von 0 bis 47,5 km, wobei die 16er-Gruppen aus je vier Vierergruppen zusammengesetzt sind, von oben links nach unten rechts als Viererbild eins bis vier. Die Viererbilder enthalten wiederum die Bilder 0, 2.5, 5, und 7.5 km. Soweit so kompliziert. Auch hier hat Monsieur etwas geschusselt, weil er bei der Filter-Umstellung nicht so recht aufgepasst hat, die immer vor dem nächsten Zehner-Bild zu tun. Auf der zweiten 16er-Kombi sind noch einige Schnappschüsse einkompiliert, damit das Blatt voll wird.
Ich denke, ich werde das sture Konzept mit den 10-km Bildern zwar durchführen, aber der werten Blog-Gemeinde die Direktuploads von unterwegs, die ich vor Ort übers Handynetz per Software „WordPress“ hochgeladen habe, sein lassen. Das verstopft nur unnötig das Blog.
Für die Nordseeumrundung hoffe ich, dass ich schon nach wenigen Tagen derart gut in der Reise „drin“ bin (fest im Sattel quasi), dass der Textteil des Blogs wieder zum Tragen kommt, so wie er es auf dem Jakobsweg ja auch getan hat. Ich bin ein bisschen aus der Übung, in Vielerlei Hinsicht, merke ich.

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Reise ist Kunst

Ich komme – hoffentlich – wieder in eine Phase des kreativen Arbeitens. Will sagen, ich kann mich wieder mehr dem Blog widmen, nachdem endlich die Vorbereitungen für die Kunstmesse in Mainz ab 16. März und für das Ums Meer Projekt vom Tisch sind. Schon Samstag, als die ersten Pakete mit Bilderrahmen, Bildern, Postkarten, Visitenkarten, eben allem, was das moderne Kunstbübchen so braucht, ins Haus trudeln, wird mir bewusst, wie aufwändig die letzten Wochen waren. Selten bin ich vor zwei Uhr ins Bett gekommen. SoSo hat mich glücklicher Weise massiv unterstützt und ein waschechtes Sponsoring/Spenden/Pressepaket erstellt mit Kontaktlisten und wohlgeformten Texten. Ihre Arbeit trägt schon Früchte, hat sie doch gleich zwei Zeitungsartikel bei den beiden führenden Tageszeitungen der Stadt ausgelöst, die letzte Woche erschienen sind.

Der „Presserummel“ macht mich leider unruhig und das ist geradezu schizophren: munter leutselig in diesem Blog drauflos zu zwitschern, wenn aber die Printmedien berichten, sich so seltsam entblößt vorzukommen. Insbesondere, wenn auch die Blogadresse genannt wird. Vielleicht ist es mein Argwohn, diejenigen, die heutzutage noch Zeitung lesen, könnten das Blog-Gerede womöglich nicht verstehen, falsch verstehen, sich ein Bild von einem eigenartigen Menschen machen? Verflixt, ich bin eigenartig!

Journalist und Künstlerkollege K. war vor zwei Wochen zu Gast für ein Interview. Dabei erzählte er mir von einem Berliner Künstler, der aus Pirmasens stammt und der sich strikt weigert, in der hießigen Presse aufzutauchen, weil er nicht möchte, dass seine Verwandtschaft durch den Bericht womöglich ein falsches Bild von ihm kriegt.

Mir geht es eigentlich genauso. Nur, dass es einfach nicht möglich ist, im Internet groß herumzuposaunen, „ich radele live ums Meer und hänge es an die große Glocke“, und dabei gleichzeitig anonym zu bleiben. Dilemma.

Heute frühmorgens auf dem Weg zum Brotjob, lichten sich die letzten Nebel (das meine ich sinnbildlich), Schleier vor verschwommen abstrakter Zukunft,  und ich greife eine alte Idee wieder auf, die ich zusammen mit meinem Freund QQlka vor einigen Monaten erdacht habe: die Tonaufnahmefunktion auf dem iPhone besser zu nutzen und bei der bevorstehenden Livereise verstärkt auf Sprachbeiträge zu setzen und auf Videos. Wie es funktionieren kann, die große Datenmenge, die dabei entsteht, ins Netz zu bringen, weiß ich allerdings nicht. Aber ich bin ja Pionier.

Während der monotonen Tackerstunden, in denen ich einige Möbel reparierte, kamen immer wieder Gedanken, die ich sofort notierte. So ähnlich funktioniert ja auch die Livereise: der Artist in Motion durchquert die bunte Welt und versucht, die Atmosphäre so gut wie möglich in Text und Bild festzuhalten. Am Abend oder in ruhigen Minuten am Wegrand beginnt die minimalistische, journalistische Arbeit und in kurzen Statements wird das Tagesgeschehen hier in diesem Blog veröffentlicht.

Ganz wie auf dem Jakobsweg. Nur, dass alles anders wird. Gegen Feierabend kommt mir die kühne Idee, das Projekt derart an die große Glocke zu hängen, dass wir die Presse rund ums Meer informieren. Kleinstädte wie Zweibrücken mit eigenen Tageszeitungen, gibt es bestimmt zwanzig dreißig Stück an der Nordsee. Dazu Radiosender, Fernsehen, pi, pa und po. Ob das so spaßig wird? Ständig interviewt werden ist Knechtschaft.

Als ich vorhin meinem alten Freund Don Hirtho zum Geburtstag gratuliere, erzählt er mir von einem längst vergessenen Kunstprojekt, bei dem ich ihm offenbar von meiner ersten Zweibrücken-Andorra-Radtour jeden Tag eine Ansichtskarte geschickt habe. Hatte ich völlig vergessen. Ich hatte schon immer einen Hang zu seriell-abstrakten, selbstgebastelten Reisekonstrukten mit künstlerisch-intelektuellem Touch :-)