Dann Amsterdam

Samstagsabends ortsunkundig durch Amsterdams Straßen gezockelt, die Wohnung meines Cousins suchend. Das ging so: Bei multimap.com Straße und Hausnummer eingegeben, und die Geo-Koordinaten ausrechnen lassen. Sodann, das GPS mit den Daten versorgt, 70 km vor Amsterdam eingeschaltet. Das Gerät zeigt nur die Richtung an. Keine Karte. Nichts. Weshalb die Suche im Einbahnstraßen-Djungel zu einem kleinen Abenteuer geriet. Immerhin gelang es mir, mich bis auf 300 Meter der Cousins-Wohnung zu nähern. Von dort zu Fuß weiter. Prima funktioniert.

Cousin J. zieht um

Sonntags früh: Umzug auf Niederländisch

Nur ein Schnippen mit göttlichen Fingern

Samstag Auto gemietet und den kürzesten Weg nach Amsterdam genommen. Der führt über Trier nach Belgien, wo mir unweit von Liége in den Sinn kam: „Dieses wunderbare Netz aus Straßen und Verkehrsknotenpunkten! Was haben wir es doch zu etwas gebracht in den letzten 3000 Jahren, wir Menschheit.“ Ich schmunzelte und versuchte die Windschutzscheibe des Vito mittels Scheibenwaschanlage zu reinigen. Scheiterte. Aber da ich nach Norden brauste, war es nicht so schlimm mit den Spiegelungen. Nähe Maastricht wunderte ich mich, wie nahe Menschen am Fluss wohnen können, stellte das Radio lauter, weil ein gutes Lied gespielt wurde. „In 3000 Jahren wird von alldem vielleicht nichts mehr übrig sein. Kein Lied, keine Straße, keine Häuser und vielleicht auch kein Fluss. 3000 Jahre sind eine lange Zeit. Da kann viel passieren“, fabulierte ich. Ich summierte die 3000 Jahre menschlicher Vergangenheit mit den 3000 Jahren mutmaßlicher Zukunft und errechnete 6000 Jahre Hochzivilisation. Eine lange Zeit für einen Menschen, aber nichts im Vergleich zur Unendlichkeit. Nur ein Schnippen mit Gottes Fingern.

Beim Arbeitsamtgentur für Arbeit

Viel passiert die letzten Tage. Vielleicht sollte ich mit dem Arbeitsamt beginnen, wo ich am Freitag einen zwanglosen Termin hatte, um mich über eventuelle artfremde Arbeitsmöglichkeiten zu informieren. „Der Künstlerberuf ist ein hartes Pflaster, warum also nicht Webdesign?“ fragte ich Beraterin C. „Wie wärs mit Fotografie?“ konterte sie. Sie hackte Daten in den Rechner, ließ drucken, überreichte mir drei Angebote. Eines als Fotograf, eines als Webseitengestalter und eines mit überdurchschnittlicher Verdienstmöglichkeit. Ich beneidete sie in diesem Moment um ihren ruhigen Job im warmen Büro, ignorierend, dass einen solcherlei Tätigkeit auf Dauer durchaus langweilen kann. Wie auch immer. Sie ist sie und ich bin ich. Die Zwanglosigkeit meines Besuches wurde mir erst in dem Moment bewusst, als Beraterin C. erwähnte: „Die Rückseite der Formulare müssen sie ja nicht ausfüllen, sie beziehen ja keine Leistungen.“
Blick auf die Rückseite. Die Bandagen sind hart. Der Markt ist gemein.
Später telefonierte ich die Stellen ab: Der empfohlene Fotomeister würde lieber eine Frau einstellen. Die Homepage-Gestaltung war an die Freundin des Sohns des Vorsitzenden der gemeinnützigen Einrichtung vergeben. Und die überduchschnittliche Verdienstmöglichkeit im Homeoffice erwies sich als noch dubioser, als erwartet.

20 Fragen

Beim Nackten Sekretär diesen Link entdeckt: Begriff ausdenken, 20 Fragen beantworten und die Maschine errät den Begriff.

Nachtrag: wenn man alle Fragen mit „Ja“ beantwortet, sagt die Maschine: „Ich schätze, dass es etwas ist“. Dumm isse nicht.

Hidden Art – Item Nr. 1, Vorankündigung

Schon spät. Die Glotze läuft. Es schneit. Nachmittags war ich draußen auf den Feldern, um mich nach einem Versteck für mein erstes „Hidden Art Item“ umzusehen. Ein lehmiger Stein neben einer riesigen Pappel schien mir geeignet, um darunter eine wasserdichte Box zu verstecken, die ein, in Folie verpacktes, gerahmtes Foto enthält. Bisschen Silikagel könnte auch nicht schaden, um die Kunst vor jeglicher Feuchtigkeit zu schützen. Ich fotografierte den Stein und einen Teil der Pappel. Dann versuchte ich, die Koordinaten zu nehmen. Aber der Empfang war so miserabel, dass ich zunächst ein paar hundert Meter Richtung Nordosten laufen musste, das Empfangsgerät zwischen gefrorene Gerstenschößlinge legen, warten bis es mindestens fünf Satelliten geortet hatte. Auf der Landstraße am Horizont pulste der Feierabendverkehr. Von Nordwesten gräute der Himmel. Schnee lag in der Luft. Ich allein auf weiter Flur. Kunstflausen im Kopf. Was will ich mit der Hidden Art erreichen? Bin ich womöglich der Erfinder der Hidden Art? Ich weiß es nicht. Tatsache ist, dass ich mir in den Kopf gesetzt habe, ein Kunstwerk zu verstecken, die Koordinaten hier im Blog bekannt zu geben und abzuwarten was passiert. (Höhöhö: in Anbetracht, dass ich womöglich post mortum berühmt werde, ist es nur ratsam, dieses allererste Hidden Art item zu ergattern!)

Zurück zur Pappel. Ein alter ehrwürdiger Baum, unter dem ich im Sommer 1971 fasziniert vor einem Flächenbrand stand. Ein halber Hektar Gras in Flammen. 1971 war es üblich, vertrocknete Felder einfach anzuzünden. Alle Bauern taten das. So auch mein Vater. Mit dieser Erinnerung im Kopf speicherte ich den Punkt. Das Kunstwerk ist noch nicht fertig. Es wird ein gerahmtes Bild, handsigniert, unikat hinter Glas im Format 7 mal 9 cm. Ich denke, das reicht fürs Erste.