Beim Arbeitsamtgentur für Arbeit

Viel passiert die letzten Tage. Vielleicht sollte ich mit dem Arbeitsamt beginnen, wo ich am Freitag einen zwanglosen Termin hatte, um mich über eventuelle artfremde Arbeitsmöglichkeiten zu informieren. „Der Künstlerberuf ist ein hartes Pflaster, warum also nicht Webdesign?“ fragte ich Beraterin C. „Wie wärs mit Fotografie?“ konterte sie. Sie hackte Daten in den Rechner, ließ drucken, überreichte mir drei Angebote. Eines als Fotograf, eines als Webseitengestalter und eines mit überdurchschnittlicher Verdienstmöglichkeit. Ich beneidete sie in diesem Moment um ihren ruhigen Job im warmen Büro, ignorierend, dass einen solcherlei Tätigkeit auf Dauer durchaus langweilen kann. Wie auch immer. Sie ist sie und ich bin ich. Die Zwanglosigkeit meines Besuches wurde mir erst in dem Moment bewusst, als Beraterin C. erwähnte: „Die Rückseite der Formulare müssen sie ja nicht ausfüllen, sie beziehen ja keine Leistungen.“
Blick auf die Rückseite. Die Bandagen sind hart. Der Markt ist gemein.
Später telefonierte ich die Stellen ab: Der empfohlene Fotomeister würde lieber eine Frau einstellen. Die Homepage-Gestaltung war an die Freundin des Sohns des Vorsitzenden der gemeinnützigen Einrichtung vergeben. Und die überduchschnittliche Verdienstmöglichkeit im Homeoffice erwies sich als noch dubioser, als erwartet.

20 Fragen

Beim Nackten Sekretär diesen Link entdeckt: Begriff ausdenken, 20 Fragen beantworten und die Maschine errät den Begriff.

Nachtrag: wenn man alle Fragen mit „Ja“ beantwortet, sagt die Maschine: „Ich schätze, dass es etwas ist“. Dumm isse nicht.

Hidden Art – Item Nr. 1, Vorankündigung

Schon spät. Die Glotze läuft. Es schneit. Nachmittags war ich draußen auf den Feldern, um mich nach einem Versteck für mein erstes „Hidden Art Item“ umzusehen. Ein lehmiger Stein neben einer riesigen Pappel schien mir geeignet, um darunter eine wasserdichte Box zu verstecken, die ein, in Folie verpacktes, gerahmtes Foto enthält. Bisschen Silikagel könnte auch nicht schaden, um die Kunst vor jeglicher Feuchtigkeit zu schützen. Ich fotografierte den Stein und einen Teil der Pappel. Dann versuchte ich, die Koordinaten zu nehmen. Aber der Empfang war so miserabel, dass ich zunächst ein paar hundert Meter Richtung Nordosten laufen musste, das Empfangsgerät zwischen gefrorene Gerstenschößlinge legen, warten bis es mindestens fünf Satelliten geortet hatte. Auf der Landstraße am Horizont pulste der Feierabendverkehr. Von Nordwesten gräute der Himmel. Schnee lag in der Luft. Ich allein auf weiter Flur. Kunstflausen im Kopf. Was will ich mit der Hidden Art erreichen? Bin ich womöglich der Erfinder der Hidden Art? Ich weiß es nicht. Tatsache ist, dass ich mir in den Kopf gesetzt habe, ein Kunstwerk zu verstecken, die Koordinaten hier im Blog bekannt zu geben und abzuwarten was passiert. (Höhöhö: in Anbetracht, dass ich womöglich post mortum berühmt werde, ist es nur ratsam, dieses allererste Hidden Art item zu ergattern!)

Zurück zur Pappel. Ein alter ehrwürdiger Baum, unter dem ich im Sommer 1971 fasziniert vor einem Flächenbrand stand. Ein halber Hektar Gras in Flammen. 1971 war es üblich, vertrocknete Felder einfach anzuzünden. Alle Bauern taten das. So auch mein Vater. Mit dieser Erinnerung im Kopf speicherte ich den Punkt. Das Kunstwerk ist noch nicht fertig. Es wird ein gerahmtes Bild, handsigniert, unikat hinter Glas im Format 7 mal 9 cm. Ich denke, das reicht fürs Erste.

Der Künstler ist stets bestrebt, sein Hobby zum Beruf zu machen

Qualmt einem schon wieder der Schädel. Ich baldowere neue Kunst aus. Eine Kombination aus Geocaching, Google-Maps und Fotografie, gemischt mit GPS-Drawing. Dieses Sache wird mich das ganze Jahr beschäftigen (und im Oktober in der Galerie B. gezeigt werden). Konstatiere: der Künstler ist stets bestrebt, sein Hobby zum Beruf zu machen.
Ist noch ziemlich kühl in der Künstlerbude. Das Feuer will nicht so recht. Ich bin sowieso recht tief gesunken. Der Kaffee ist alle. Aber in der Thermoskanne war noch ein Rest von Vorgestern, welcher gerade noch so als lauwarm durchgehen würde. Sollte ich diese letzte Grenze überschreiten?

Ich kippte die Plörre in die Kanne und stellte sie auf den Ofen. Wartete. Trank.

Fahle Sonne. Das Thermometer zeigt 8 Grad Minus. Ich muss Kaffee kaufen. Sowie ein Auto mieten, mit dem ich am Wochenende meinen Cousin in Amsterdam abholen kann.

Der Weg könnte eventuell das Ziel sein.

Guten Morgen. Schon spät.

Gestern, spätabends habe ich so etwas Ähnliches wie den 2400 Meter hohen Pyrenäenpass der Computerei erreicht: ein selbst zusammen gebasteltes Betriebssystem zum Laufen gebracht und mich obendrein mit dem Netz verbunden. Der Browser, den ich dazu verwendete heißt Lynx, ein reiner Textbrowser, welcher seltsamer Weise auch gut benutzbar ist, um Gestaltungsfehler in High-Tech-Design-Webseiten aufzudecken: Wenn Du mit Lynx nicht schnell und einfach den Inhalt der Seite lesen kannst, dann taugt die Seite entweder nichts oder sie hat keinen Inhalt. Beides macht keinen Sinn.

Man möchte vielleicht glauben, dass das Erklimmen von hohen Bergen mit vollbepacktem Fahrrad eine elende Schufterei ist, was ja auch stimmt. Nur eben. Es geht ja nicht um die Schufterei, sondern um das Zurücklegen des Weges im Einklang mit der Natur und sich selbst. Die schönste Alpenstraße, die ich per Fahrrad erkundete war der San Bernardino-Pass, von Süden kommend. Eine ruhige, pittoreske Strecke. Eine der großen Schweizer Fernradstrecken führt über den San Bernardino bis ins Tal des Hinterrheins. Somit ist die Strecke in zweierlei Hinsicht von hoher philosophischer Bedeutung: Erstens: Der Weg, du und die Natur in konspirativer Auseinandersetzung. Zweitens: Das Ziel ist eine Quelle, besser gesagt, eine der beiden Quellen des größten westeuropäischen Flusses.

Während ich so am Computersystem schufte, breite ich Bücher und Kritzelzettel aus, schalte vom einen aufs andere Betriebssystem, telefoniere mit Fachleuten, trinke Kaffee. Man könnte sagen, die Informationen häufen sich unter mir wie der Abraum kilometerlanger Gletscher. Nach und nach entsteht so ein Thron, auf dessen Spitze ein kenntnisreicher Mensch sitzt. Stets schuftend, schwitzend, lernenden, niemals aufhörend.

Eine interessante Eigenschaft von Bergen ist die Möglichkeit, seine Sichtweise zu verändern, indem man sie erklimmt. man erweitert buchstäblich seinen Horizont. Deshalb sind Berge in meiner bescheidenen Halbphilosophie so wichtig