Wahrheit über den Da Vinci Code

Wenn man in Dan Browns Buch 6 cm vom oberen Rand und 6 cm vom rechten Rand mit einer Nadel ein 6 mm tiefes Loch bohrt, so stößt man auf Seite 66 in der sechsten Zeile auf den 6ten Buchstaben von rechts.

Ein E.

E, wie Es ist vollbracht oder wie Esus von Nazareth oder wie Eben mal schnell noch rüber zum Supermarkt, um ein paar Kerzen zu kaufen; die stelle ich mir dann ins Fenster, weil es ja so schlimm regnet, dass sich kein Schwein vor die Tür traut, dabei ist doch Frühling, aber nun ist das Jahr schon wieder halb rum, Kinners wie die Zeit vergeht.

Ich finde diese verschwörerischen Worte bemerkenswert.

Weiß Dan Brown etwa mehr, als er zugibt?

Die Kreissäge, das Arbeitsamt und all der Rest

Sollte eigentlich im Bett liegen. Habe aber noch recherchiert. Außerdem festgestellt, dass der Shop zweifelhaft ist. Quelle Dommage. Aber egal. Ein Anfang ist gemacht. Nicht immer liefert der Shop die deutsche (und einzig bearbeitete) Version aus. Vielleicht hätte ich von Anfang an auf Internationalität setzen sollen? Bearbeiteste alle Sprachversionen, ist der komplette Shop lauffähig.

Kürzlich mit dem Bauunternehmer A. telefoniert. Er bot eine Arbeit, irgendwas mit Bau. Da dacht ich mir, das wäre gut, man muss so herrlich wenig dabei denken. Die Sache hatte sich jedoch schnell erledigt: „Ja steht denn das immer noch in der Datenbank vom Arbeitsamt?“ Sie sind drollig und müssen sich den Ehrentitel Agentur für Arbeit erst noch verdienen, denn sie sind träge, müde, und ruhen sich aus. Ein interessanter Aspekt – ich nenne es den potenzierten Beamtenstreich – ist die Tatsache, dass man auf Angebote, auf die man sich per Mail bewerben kann per Postbrief aufmerksam gemacht wird. So geschehen kürzlich. Ich möchte hinzufügen, dass es keine Seltenheit ist, dass ein Brief von Zweibrücken nach Zweibrücken zwei Tage unterwegs ist.

Wie dem auch sei. Die Kunst ist in weite Ferne gerückt. Die Tage hechten dahin. Neulich gegrillt. Seitdem befindet sich die Küche wieder unter dem Vordach. Gras gemäht. Und die alljährlichen Aufräumarbeiten durchgeführt. Dabei festgestellt: es gibt Unwegwerfbares. Das einsame Gehöft ist groß und bietet jede Menge Lagerplatz. In der Familie Irgendlink herrscht die grundlegende Meinung: Das könnte man ja nochmal gebrauchen. So sedimentieren sich alte Fenster, Baustoffe, Türen, Eisen in den heiligen Hallen. Alljährlich räume ich auf, weil die Dinge ein Eigenleben entwickeln und einem im Weg stehen. Ich differenziere zwischen Brennbarem, Kunststoff und Eisen. Dann wird sortiert und Haufen gebildet. Letztes Jahr habe ich dummerweise versäumt, das Brennbare zu zersägen und der reinigenden Kraft des Feuers zuzuführen. Mit dem Resultat, das letztjährig Brennbare auch dieses Jahr wieder irgendwo herumliegen zu haben.

Das sollte sich heute ändern.

Ein lustvoller Moment, wenn die Kreissäge buchene Türrahmen in ofengerechte Stückchen verwandelt.

Der Spatz in der Hand der Lohnsteuerklasse 1

Morgens den Klitschenbesitzer N. angerufen. Er hatte eine Stelle als Internetśhop-Betreuer ausgeschrieben, Zusatz Content-Management. Genau meine Interessen. Versucht’s um Acht geht keiner ran, versucht’s um halb neun, geht keiner ran, klingele um halb 10 nochmal rein, ahnend, dass Klitschenbesitzer Langschläfer sind. Da wusste ich allerdings noch nicht, dass N. ein unhöflicher, sich selbst als Global Player bezeichnender Klitschenbesitzer ist. Das stellte sich erst im Laufe des Gesprächs heraus. Zunächst echoffierte er sich darüber, dass permanent Telefonbewerber anriefen. Ich sagte: „Das haben sie so in die Datenbank des Arbeitsamts eingestellt.“  Er antwortete: „Können Sie E-Bay? Ich brauche nämlich einen Contentmacher … (ellenlanger Sermon wie global er doch played und dass es kein Zuckerschlecken ist) … wissen sie, einen Content Mann suche ich, der Ebay Sachen einstellen kann.“

Ich schwieg. Er redete weiter. Zuvor hatte ich mich per Web kundig gemacht, wie denn sein Shop aussieht, ein unförmiges Ding, welches, wer auch immer mittels Frontpage 4.0 in ein Frameset gezwängt hatte. Da habe ich mir noch die Finger gerieben und „lecker lecker“ gesagt, denn das Ding müsste dringen barrierefrei und suchmaschinenfreundlich optimiert werden. Pustekuchen. Minutenlang erklärte mir Herr N., wie global er doch playe, und dass die Messlatte sehr hoch liegt, weil ja E-Bay und so weiter und so fort, ein Wunder, dass es mir gelang, das Gespräch in Frieden zu beenden. Mit der Option, eine Schriftliche Bewerbung vor die Säue zu werfen.

Später dann im Garten geschuftet. das tat richtig gut. Ich überlegte, ob die Vorboten von Harz vier an die Pforte klopfen. Schließlich ist es ein markantes Merkmal, dass Harz Vier Menschen alles mögliche tun würden, um sich wertvoll zu fühlen. Schwielen an den Händen wären gut.

Nun, da ich hier sitze, fabuliere ich über einer Bewerbung beim Klitschenbesitzer N.  Schließlich ist der Spatz in der Hand besser … ich bin der Spatz in der Hand der Lohnsteuerklasse 1.

Die Dinge müssen benannt werden (damit man dafür werben kann)

Unterwegs zwischen Stadt und einsamem Gehöft, den neuen Router im Gepäck, traf ich auf dem höchsten Punkt der weißen Driesch den Konzeptkünstler R. Er hockte auf einem Grenzstein unweit eines Funkmastes und starrte gen Süden.

„Naa? wieder Steine stapeln?“ grüßte ich.

„Hier gibt es keine Steine“ antwortete er, „kennst du Walther von der Vogelweide?“

„Den Dichter?“

Der Konzeptkünstler legte ein Bein über das andere: “ Ja, genau den, ich saz ûf eime steine
dô dahte ich Bein mit Beine
.“

„Ahahaha,“ lachte ich, „ich saß auf einem Stein und dachte: Bein mit Bein.“, aber für diesen verhonepipelnden Scherz hatte der philosophierende R. in diesem Augenblick keinen Sinn.
„Ja schon recht, aber gut,“ befand der Konzeptkünstler, „ich meine, die Dinge müssen benannt werden. Die Welt ist voller benannter Objekte. Erst dadurch, dass man Begriffe prägt, entsteht die Welt. Unbenanntes ist fad, es hat keine Würze, keinen Biss, keine Eigenschaften.“

Der Konzeptkünstler war so tief versunken in seine Gedanken, dass er sie laut aussprach und ich, der hier nur zufällig vorbeikam, allenfalls die Rolle eines Beichtvaters spielen konnte.

„Die Wiese zum Beispiel“, versonnen blickte er aufs frische Grün, „was war eigentlich, bevor es den Begriff Wiese gab?“ – „Für das erlebende Wesen existierte sie nicht,“ antwortete er, „und genauso ist es mit Waschmittel.“

„Waschmittel?“

„Ja, Waschmittel. Es braucht einen Namen, Persil zum Beispiel. Erst dann kann man es mit Eigenschaften ausstatten. Und erst wenn es Eigenschaften hat, kann man sie hervorheben und dafür werben. Oder der Himmel …“ so sprach der Konzeptkünstler und ich nutzte die versonnene Minute, in der er ins dichte Dunstwerk starrte, um leise zu entkommen.

Später brachte ich seine Gedankenspiele mit seiner Kunst, dem Steinestapeln, im Zusammenhang und ich vermute nun, er macht das, weil er auf der Suche ist nach dem einzig unbenannten Ding in der Welt. Dem Ding ohne Eigenschaften.

Das Problem scheint allerdings: Die Benennung der Dinge und ihre Ausstattung mit Eigenschaften geht Hand in Hand mit dem Wissens- und Erlebnisbereich des (benennenden) Menschen. Will sagen: auf der Suche nach dem Nichtvorhandenen wird der Konzeptkünstler das Nichtvorhandene benennen (wenn er es nicht tut, tut es ein anderer) und es ist fürderhin vorhanden – eine echte Syssiphos-Arbeit.

Gott seis getrommelt und …

Blitz und Donner, so gegen 23 Uhr rissen mich aus dem wohl verdienten Künstler- und Jobbewerber-Schlaf. Da mein Bett ein Hochbett ist und nur anderthalb Meter unter dem Giebel liegt, hab ich mich eilends nach draußen auf die Sperrmüllcouch verkrochen. Sie steht unter einem riesigen Betonträger, der einem das Gefühl von Farradayschem Käfig vorgaukelt. Im Halbschlaf beobachtete ich das Spektakel. Das Unwetter kam immer näher. Die Notausgangsschilder, die  noch vom letzten Hoffest an den Wänden hingen, funkelten, weil sich die Floureszenz durch die Kraft der Blitze auflud. Es war unheimlich. Dann plötzlich ein Blitz mit sofortigem Donner. Er muss im Haupthaus eingeschlagen haben. Direkter Blitzeinschlag klingt wie wenn ein Luftballon platzt, nur viel lauter. In Panik mit einem Feuerlöscher unter dem Arm rüber, glücksbetend, dass niemand im Haupthaus ist, denn meine Eltern haben Urlaub. Mit dem Schlimmsten rechnend um die Ecke, doch da war nichts. Am nächsten Tag würde ich die Bäume untersuchen, denn irgendwo im Umkreis von 100 Metern muss dieser Blitz eingeschlagen haben.

Frühmorgens Mails abrufen. Doch das Netz tut nix. Netzwerkkarte ausgetauscht, Zweitrechner eingeschaltet, Router geprüft, Telekom angerufen, Gott gibt mir volles Programm, Computer ins Haupthaus geschleppt, um Kabeldefekte auszuschließen, tausendmal von Netzwerk auf Einzelrechner umprogrammiert, unter auschluss des Routers. Nud as Modem und der Splitter waren nicht prüfbar. Um 12 Uhr immer noch kein Netz. Runter in die Stadt, bei meiner Tante einen DSL-Splitter abgeholt und im Computerladen einen Router mit Modem gekauft. Eilends installiert. Nun sitze ich hier im Haupthaus auf dem rosa Teppich mit einem Computer ohne Gehäuse. Werd wohl nachher versuchen das gesamte Netzwerk wieder herzustellen.

Unglaublich wie abhängig man von Internet ist. Ich konnte ja noch nichteinmal einkaufen.