Die Wahrheit – vor dem Bild

Vorhin mit Journalist F. über die Bilder geredet, die wir uns von der Wirklichkeit machen. Eine Interpretation der Welt, die in verschiedenen Köpfen ganz unterschiedlich aussehen mag.

Man sollte versuchen, jener zehntel Sekunde zu trauen in der man einen Menschen erkennt. Dann, wenn man ihn zum allererstenmal trifft im Leben. Es ist der erste und einzige Moment, in der man die Wirklichkeit sieht. Alle folgenden Zeiteinheiten, Stunden, Monate manchmal sogar Jahre, sind willkürliche Projektionen der eigenen Phantasie. Ein Konglomerat von Spekulation und Wunschvorstellung.

Aus diesen Zehntelsekundenblitzen hat man ruckzuck perfekte Männer mit Geld gebastelt, und einfühlsame Frauen voller Sinnlichkeit, je nachdem wie es einem beliebt. Die Wahrheit verschmiert. Hervor kommen die eierlegenden Wollmilchsäue unserer Phantasie.

Wir leben in einer Welt der Bilder. Das heißt: es gibt gar keine Wahrheit. Und es gibt auch keine gemeinsame Wirklichkeit. Wie Schollen im Packeis schieben sich unsere (Welt)bilder übereinander. Manchmal sind sie deckungsgleich. Meist jedoch redet der Eine dies, der Andere versteht jenes und noch ein Anderer wundert sich, wie chaotisch sich die Wahrheiten übereinander schieben.

Vernissage und der Rest

So, wie ziehe ich das nun auf? Ich bin müde. Es ist spät. Die Vernissage des Bliestallabyrinths geht gerade zu Ende. Und wie das bei Kunstvernissagen so üblich ist, gibt es jede Menge zu lästern.

Ich sollte am Besten stillschweigen und von der Tour nach Hause erzählen. Mit dem Fahrrad durchs Bliestallabyrinth. Ein wenig angetrunken, denn der Wein war umsonst.

Vielleicht bin ich seit heute gar kein Künstler mehr? Das Labyrinth war das Finale. Ich finde Ruhe. Durch die Nacht kurbelnd, dachte ich über das Leben nach, stellte fest, dass ich unglaublich fit bin und im Grunde genommen viel zu schade dafür, auf knapp 400 Metern Höhe zu radeln, sondern vielmehr sollte ich mich darauf vorbereiten, die Pyrenäen radelnd zu überqueren oder den Pico del Teide zu erklimmen. Das ist ein Traum. In Wirklichkeit kurbelte ich mühelos über den Bergrücken Weiße Triesch und bewunderte die Horizonte rings herum: Das Saarland mit seinen dampfenden Kohlekraftwerken und den Flughafen Ramstein mit den immertoten Irakveteranen, wie sie landen im Dunst von Hunderttausendwattstrahlern. Lothringen im Süden und die unheimliche Dunkelheit des Pfälzer Waldes.

Ist für die Bürofraktion montagfrüh. Ich wünsch Euch nen guten Wochenstart, Ihr Lieben. Ausführliche Berichte mit philosophischen Ausschweifungen werden folgen wenn mein Hirn wieder funktioniert.

Drupal, Spip und Seemann S.

Passiert ziemlich viel derzeit.

Seemann S. hat angerufen und seinen Besuch für nächste Woche angekündigt. Als er das letzte Mal auf Besuch war, fand ich mich zwei Wochen später auf einem schaukelnden Kahn in Lissabon wieder. Le Courant, der große Strom des Lebens machte es möglich.

Zum Glück gibts die Bliestallabyrinth-Ausstellung und damit verbunden zwei offizielle Termine. Ich kann also nicht weg.

Auf der Web-Ebene damit begonnen, die CMS Spip und Drupal zu erlernen. Erstes Resüme: Spip installiert sich fast von selbst und kommt im Standard mit einer teils deutschsprachigen Benutzeroberfläche daher. Ist nicht schön zu administrieren. Drupal ist etwas schwieriger zu installieren, brilliert aber in sauberstem Englisch mit schönen Designvorlagen. Beide auf Apache 1.3.xxx, was für eine Anwendung bei herkömmlichen Providern funktioniert. Zwei Arbeiten im Fortschreiten.
Nun auf in den Wald, ein paar Bäume fällen.

Unterschicht-TV

hehe, auch so ’ne Sache. Das Volk verarmt. Es glotzt das Gammelgfleisch der Information: unterhaltsames Gerichtszeug und sonstiges Material intermenschlicher Konfiktbewältigung. Das ist abgrundtief nieder. Aber es trifft den allgemeinen Geschmack. Mit dieser kulturellen Verarmung befindet sich sogar der Hochintellektuelle auf dem abschüssigen Pfad der Verdummung.