Das Leben ist eine Melange verschiedener Sackgassen

Spät. Trotzdem noch paar Zeilen. Bisschen aufgeräumt. War so schön sonnig. Das Thermometer zeigte 25 Grad auf der Südterrasse. Ich breitete den Inhalt zahlreicher Werzeugkästen aus, sortierte alles und konfigurierte die Kästen neu. Ist eigentlich wie Festplatten aufräumen, nur dass man dabei schmutzige Finger kriegt. In den Dämmerungsphasen hab ich mir Drupal gründlich vorgeknöpft, das Deutschpaket installiert und ein paar Module. Mittags wurde mir klar, wo das Problem liegt im Leben. Es ist die Angst vor dem Vorstellbaren. Das Vorstellbare befindet sich am einen Ende der Sackgasse, man selbst am anderen. Wenn man das Vorstellbare erreicht hat, hat man die gesamte Sackgasse durchwandert und es gibt nichts mehr zu tun.

Außer: die Sackgasse zu erweitern, indem man sie mit den Sackgassen der Mitmenschen kreuzt. Das nennt sich Netzwerk oder Kommunikation oder – ich werde diesen Beitrag mit drei Punkten beenden …

Liebe “Ah, das Love-Ding” Suchende

laut Statistik wird dieses Blog per Suchmaschine nur durch den Suchbegriff „Ah, das Love-Ding“ gefunden. Damit Ihr nicht ins Leere tappt: ja, ich kenne die Autorin, und ja, ich habe ein Nacktfoto von ihr – aber Ihr wollt sicher ihre Homepage ansteuern, das Begriffsstudio (das schreibt man mit doppelEFdoppelES).

Das Love-Ding gibt es für 18,90 € bei kookbooks ISBN-10 3-937445-20-X

Letzte Ausstellung

Allgemeines Lebensgewirre. Am Wochenende letzte Ausstellung (zusammen mit dem Mainzer Kunstverein) – Ingelheim, Bahnhofstraße 78, Kunsthalle Schwaab, freundlich gesponsort von dem rheinhessischen Möbelgiganten und unzähligen Pizzabäckern und Weinhändlern.

Die Kunst ist endlich abgewickelt. Gute Position, wie man sie etwa als Kletterer auf rotem Fels im Pfälzer Wald hat: du hast mit allmöglichen Tricks und viel Mut den Felsvorsprung erreicht und schaust, beraubt jeglichen Atems, hinab ins Tal. Ein lauer Wind umspült die Nase. Der Wald riecht gut. Befriedigendes Gefühl. Aus dem Rucksack kramst du eine Flasche Bier, öffnest sie mit dem Karabinerhaken, der dich sicherte, legst die Beine übereinander, lässt den lieben Gott eine gute Fiktion sein.

Zum ersten Mal seit Jahren habe ich die Fernsicht und das Gefühl auch im richtigen Leben. Der Kopf ist endlich frei. Neues Leben steht bereit. Wenn alles gut geht, ist die Sache schon am Freitag im Kasten.

Punktlandung.

Nebenbei die Welt des CMS entdecken. Drupal entwickelt sich zu meinem Lieblings Content Management System. Befindet sich zwar derzeit noch in englischer Oberfläche, aber es ist ein selbsterklärendes Etwas. Erste Serverumzugexperimente waren erfolgreich, so dass es ein gut praktikables Ding ist, mit dem man durchaus Kunden zufrieden stellen kann. Zwei Kunstvereine stehen als Testkandidaten zur Verfügung
Beim Telefonieren mit dem potentiellen Chef tauchte die Frage auf, ob ich Typo3 kann. Ich sagte nein. Drückte es aus wie etwa ein Vampir, der fleht, tu das Kreuz weg! Typo ist eine Strafe. „Das dauert einen Monat, und dann ist noch nichts designed,“ sagte ich. Der potentielle Chef beruhigte mich: „Macht nichts, war ja nur eine Frage.“ Um mich zu beschwichtigen, lockte er mit einer sündhaft teuren Kamera, die sie gekauft haben, und die noch niemand in der Firma bedienen kann, von 30 Megapixeln war die Rede. Ich phantasierte von einem drei Meter breiten Plotter und einem Ultra an Technik.

Phantastische Gebäude.

Weiß nicht, ob ich dieses Blog beenden muss, wenn ich mich demnächst auf dem Arbeitsmarkt tummele – ich hätte, im Gegensatz zu Momentan, etwas zu verlieren.

Wie geht es weiter? Werden die beiden Bücher des Jahres 2006 noch fertig? Werde ich das wilde Pferd Typo3 reiten lernen müssen? Ist dem Scheitern nun endgültig ein Riegel vorgeschoben? Obsiegt die unterdrückte Lust auf Lohnsteuerklasse 1? Wird die verrückte R. mit dem aufgespießten Kopf von Ex M. eines Tages vor meiner Haustür stehen? Wird es je wieder eine Irgendlink-Kunstausstellung geben? Was machst du wenns brennt?

Ah, das Love-Ding

Heute Abend 20:30, Deutschlandfunk
Monika Rinck liest “Ah, das Love-Dingâ€? (Teil 1).

(Teil 2 am 15.11.06).

Live-Stream wahlweise als Flash, MP3, OGG oder WMP bei www.dradio.de.

Spaziergang im Bliestallabyrinth

War ein guter Tag. Vor dem Spaziergang durchs Blieslab hatte ich ein bisschen Sorge. Das ist ein allgemeines menschliches Prinzip und lässt sich am Ehesten etwa damit vergleichen: du planst einen Ausflug in eine große Stadt, in der du noch nie warst. Natürlich denkst du darüber nach, ob du den Weg dahin übehaupt findest, ob es unterwegs einen Stau gibt, ob du die Straße und die Hausnummer im Gewirr der garstigen fremden Großstadt findest, ob es dort einen Parkplatz gibt und noch so einiges. In fremden großen Städten lauert grundsätzlich Gefahr. Jugendbanden mögen ganze Stadtteile beherrschen, man hört da ja Sachen. Die Bewohner der fremden garstigen gemeinen Großstadt sind derart krass drauf, dass sie dich Landei im hektischen Straßentreiben einfach nieder machen.

Nichts weiter als die allgemeine Sorge vor dem Unbekannten, welches man sich am besten nienienie vorzustellen versuchen sollte. Jede Vorstellung, die man sich vom Unbekannten macht ist nur ein Abgleich mit Gerüchten, die man über Ähnliches gehört hat. Mehr noch, für das Unbekannte gibt es keine Vergleichsmöglichkeit, weil es ja unbekannt ist. Trotzdem wagt man den Vergleich und mag sich vielleicht bei einem Ausflug nach Straßbourg Szenen aus der Glotze in Erinnerung rufen, die umgekippte brennende Autos in der Banlieu zeigen. Das kann einem das Unbekannte vermießen, weil man mit dem Gedanken, ich parke mein Auto in Straßbourg und es wird umgekippt und angezündet, stundenlang auf die Stadt zusteuert.

Wenn man das Ziel erreicht, erweisen sich alle Vorstellungen, die man sich zuvor gemacht hat als Humbug.

Straßbourg ist klasse. Man kann es prima mit dem Fahrrad durchqueren. Noch leichter per Auto.

Doch darum geht es nicht.

Die Vorstellung vom Spaziergang heute nachmittag war auch Humbug. Weder Oberbürgermeister, noch sonstige Honoratioren oder gar Spaßbremsen hatten sich vorhin in der Galerie Beck versammelt. Ein Club von netten Menschen, teils Bekannte trudelten nach und nach ein, so dass der Nachmittag vielversprechend gemütlich werden würde. Die P.s waren gekommen, die mir das Ubuntu-System empfohlen hatten. Fotograf M. ließ sich kurz blicken und schenkte mir ein Buch. Zwei Damen aus der Stadt hatten ihre Hunde zu Hause gelassen. Laudatorin J. war auch zugegen. Wir spazierten hinauf zur Klosterruine. Spazieren gehen ist eine gute Möglichkeit, um zur Ruhe zu kommen. Man atmet im Takt des Schritts. Der Wald war gut. Degeneriert stand er im Wind. Die Klosterruine ist unheimlich. Vor aller Augen prüfte ich das Erdversteck, welches dort oben verborgen liegt. Wie Zauberei, niemand erkennt den Trick. Mit der Laudatorin über Autos und wie man sie selbst repariert geschwätzt. Sie ist eine Bastlerin. Das imponierte mir und ich stellte sie mir vor, wie sie im Blaumann unter ihrer uralten Karre liegt und den Auspuff mit Gipsbinden repariert. Diesen Trick hat sie mir erzählt. Kreative Frau.
Mitten im Wald eilte ein Nachzügler, fragte, ob wir die Bliestallabyrinth-Gruppe seien. Sofort klingelte sein Handy. Ein Flugingenieur. Weiter weiter weiter. Bei der Ruine war ich unvorbereitet. Um den Kunden das Beste zu bieten, hätte ich mir die Geschichte des Klosters in Erinnerung rufen sollen. Einzig verbrieft konnte ich ihnen somit nur erzählen, dass die Ruine vor hunderten von Jahren einst blühte. Fromme Menschen ein und aus gingen. Dass es ein Benediktinerkloster war hätte ich berichten können, war mir dessen aber nicht mehr sicher. Die Infotafel, die noch vor zwei jahren am Forsthaus neben dem Kloster hing war verschwunden. Vielleicht war es auch ein Kapuziner, Johanniner, Schlawiner, sonstiges Kloster? Einzig erinnerte ich mich an das dramatische Ende des Klosters: ein Knecht hatte es versehentlich angezündet in irgendeinem Sommer. Er sollte Schlangen ausräuchern und hat es ein bisschen übertrieben. Das Arreal brannte bis auf die Grundmauern nieder.

Ja, Liebling, das war mein Alltag.

Auf Anraten der Hauptstadtethnologin beende ich diesen Artikel mit einem Gedankenstrich –