Eunate

Santa Mari de Eunate, achteckige Kirche inmitten eines Maisackers. Ein 5 km Umweg, der keden Schritt wert ist. Noch eine Stunde bis zu meinem heutigen Etappenziel.

Die achteckige Kirche Santa Maria de Eunate, 4,5 km von Punt dela Reina

Herrn Irgendlinks superscharfe Menschenkennklinge

Gegen 16 Uhr laufe ich in Zariguiegui ein. Kurz vor dem kleinen Dorf, das nur 2 km vom Alto Perdóne entfernt ist, steht ein Stahlkreuz, das an einen verstorbenen belgischen Pilger erinnert. Schon das dritte Mahnmal seit St. Jean. Kurz vorm Alto Erro, vorgestern, steht ein Kreuz für einen Japaner, den es im August 2002 erwischt hat. Dem ersten Caminototen bin ich auf dem Pass hinter St. Jean begegnet. Dort hatte ich aber alle Hände zu tun, mich im Sturm selbst zu retten. Konnte nicht andächtig stehen bleiben und mir Gedanken machen, woher der Mensch kam und was ihn zu Tode gebracht hat. Seither fotografiere ich aber alle Gedenkkreuze. Ich schätze, die häufigste Todesursache ist Erschöpfung oder Hitzschlag.
Heute Morgen überraschte uns Team Korea mit einem angeblich typisch koreanischen Frühstück: Rührei mit Schinken, Hühnchen süßsauer, Algenblätter, undefinierbares Scharfes und einen Pot Reis. Der koreanische Hochleistungspilger entpuppt sich als Koch. Stolz serviert er das Essen. Er stellt sich als Bruce Lee vor. „Ich bin Chuck Norris“, sage ich, „und da drüben“, weise ich mit dem Kinn auf die Russin und den Chilenen, „das ist unser Napoleon und unsere Kleopatra.“
Was ne Klapse hier.
Später Schuhkauf und Liveblog geschrieben. Sorry für die vielen Fipptehler, aber im Stehen ohne Brille bei Wind und Wetter schlagen die fürs iDogma typischen Verhaspeler auf der glatten winzigen Tastatur voll durch.
Nun hier in dem winzigen Dörfchen, in dem die Hunde unheimlich gequält bellen. Etwa 10 PilgerInnen auf zwei eigentlich blitzsaubere Zimmer verteilt. EIGENTLICH. Hätte Amerikanerin Laura nicht diesen winzigen Käfer auf ihrem Kopfkissen entdeckt. A Bedbug, sagt sie, Bettwanzen. Die rührige Hostel-Wirtin rückt sofort mit einer riesigen Spraydose Gift an. Wir werden ins andere Zimmer evakuiert. Nur zwei stoffelige Spanier bleiben tapfer im verwanzten Giftstall zurück. Der eine, ein bärtiger Kerl, trägt seit seiner Ankunft vor zwei Stunden einen Zahnstocher im Mund. Warum muss ich die Menschen auf den ersten Blick immer in die Kategorien Arschloch oder Nichtarschloch einsortieren? In einem Italowestern könnte er prima den gewissenlosen Lump spielen.
Natürlich hat er noch eine Chance. Bei Bruce Lee hat sich das Blatt ja auch gewendet.
Im neuen Wanzenfreien Zimmer haben es sich die Slovenen gemütlich gemacht. Sie sind nur noch zu zweit. Einer hat sich das Knie verstaucht. Zum Glück nicht der knuffige Jan. Nein. Niemand sollte sich das Knie verstauchen. Niemand sollte einfach so aufhören müssen.
Alle ihre Sachen sind nass und kreuz und quer im Zimmer verteilt. Das Fenster offen, Zelt hängt raus, am Abend ein Streifen Sonne. Pfützen auf dem Boden. Mit im Boot sind zwei Franzosen, Unbekannte, hoffentlich keine Wanzen.
Nun im Salon, der seinen Namen zu ca. 10 % verdient: ovaler Tisch, Stühle, Sofa, Microwelle, Schreibtisch mit Gästebuch. Ehrlichgesagt: die ganze zweistöckige Bude ist recht klein, kaum doppelt so groß wie meine Künstlerbude daheim.
Ein rechtes Tohuwabohu. Die Raucher gehen vor die Haustür und lassen sie sperrangelweit offen. Kombiniert mit dem offenen Fenster fürs Zelt gibt das einen prima Durchzug. Bärtiger Zahnstochertyp flätzt in der Couch und starrt mich an. Laura isst Selbstgekochtes. Die Franzosen bücken sich über die Pilgerregistrierungsliste, alles in dem winzigen Salon, wobei dem einen die Hose runterrutscht, tiefer Blick auf seine mit seltsamen Zeichen tätowierte Lenden, der Zahnstochertyp schaltet die Glotze ein. Nun gibt es für ihn kein Zurück mehr von der Arschlochseite meiner superscharfen Menschenkennklinge … Ich muss aufhören zu schreiben, liebe Lesenden, sonst werdet Ihr noch verrückt.
Bis bald, Euer Chuckie.

Neue Schuhe, alter Weg

“ … Grad hocke ich auf einer Bank kurz vorm Alto de Peron. Unten wummert Pamplona. Botas sind gut …  “

„Regen? Ab und zu ein paar Tropfen. Füße ganz schön lädiert …“

aus zwei SMS von Irgendlink, am 23.11.10, 15:25 und 15:35

Bild: Pilgerzug am Alto del Perdón

Quelle: Wikipedia

by Sofasophia

raus aus Pamplona

Mit klammen Fingern schreibe ich diese Zeilen. Im Schneckentempo laufe ich die neuen Schuhe ein, die ich im Corte Ingles gekauft habe. Zur Ladenöffnungszeit um 10 Uhr hat sich eine Menschenmenhe vor dem Karstadt-ähnlichen Kaufhaus gebildet. Vor dem Glasportal sind betsekbare Stahlpfosten angebracht, damit niemand auf die Idee kommt mit dem Auto einzunrechen. Die Zeit bis 10 Uhr nutze ich, um Pamplona zu fotpgrafieren Ausnahmsweise regnet es nicht. Die Thermometer über den Apotheken zeigen zwischen 4 und 6,5 Grad. Nun stehe ich unter dem Vordach einer Bank (?) in der Calle Fuente de Metro. Wollte eigentlich nur das iPhone eintüten. Blogsucht? Oder die leise Hoffnung den Regen zu verbloggen. Die neuen Botas sind jedenfalls wassrrdicht – noch.