Vor der Reise habe ich versucht, mir vorzustellen, wie dieses live geschriebene Buch denn aussehen könnte. Wie ich Leserinnen und Leser dafür begeistern könnte und wie ich künstlich eine Struktur hinein bringen könnte. Drei Elemente hatte ich rein gedanklich im Gepäck: Richtungsphilosophie, die sich mit dem simplen Thema auseinandersetzen sollte, ob es eine Rolle spielt und wenn ja welche, in welche Richtung der bereiste Weg führt. Ressourcenphilosophie, die von der begrenzten Verfügbarkeit aller Güter und sonstiger wertgeschätzter Elemente dieser Erde handeln sollte. Als drittes regte Künstlerin M. an, ich könne etwas mitnehmen, es unterwegs abliefern und von unterwegs wieder etwas mitbringen. Keines der drei Jokerelemente spielt bisher eine tragende Rolle in diesem live geschriebenen velosophischen Buch. Stattdessen bieten mir die bereiste Strecke und die vielen kleinen Tagesbegebenheiten reichlich Nahrung für ein standhaftes Gerüst.
Frau Freihändig (kurz FF), hatte jedoch für unerwarteten Besuch in meiner Packtasche gesorgt, indem sie Klausbernd, den ich in seiner Heimat Cley in Norfolk kurz nach Ostern besuchte, in Berlin ein Päckchen in die Hand gedrückt hatte. Das Ei. Ich solle es nach Stavanger bringen, zu einem alten Freund, der dort als Ölprofessor an der Uni arbeitet.
Das Ei ist ein Reclambüchlein, das halb zerfleddert voller Notizen verschiedene Besitzer hatte. Auf der Douglas Adams‘schen Seite mit der Antwort auf die Frage nach dem Sinn des Lebens findet sich folgendes Zitat:
„Hätten wir aber vergessen, dass wir von dort herkamen, […] wer wollte uns sagen, dass dieser Funke mehr wäre, als der letzte glühende Funke am Zündholz […]“
aus: Dada Berlin, Texte, Manifeste, Aktionen, Reclam
Hum?
Schleppe ich das Ding fast 2000 km per Radel durch England, Schottland, über die Orkneys und Shetlands und durch Fjordnorwegen bis zur Öl-Uni Stavanger. Paar Tage her. Vor dem Bauwerk, in dem meine Kontaktperson, Agent Udo, sein Büro hat, haben sich Streikposten aufgestellt. In Norwegen wird nämlich seit ein paar Tagen um mehr Geld gestreikt. Längst maile, skype und kommentiere ich mit der FF, im folgenden auch Miss Ponymany genannt, in mysteriöser Agentensprache. Nur so zum Spaß. Der Adler fliegt übers Nest, der Fuchs verlässt den Bau. Frage nach dem rosa Kaninchen und man wird dir antworten, wie lange habe ich diesen Tag herbei gesehnt.
Unsere feinen Spiele.
Die Uni liegt still. Das Institut für Petrogeologie ist auch so eine seltsame Ausblüte des Nordseeölbooms, der Stavanger vollpumpt mit Geld, mit Forschung, mit Wissen, mit internationaler Kultur. Ich frage mich, was wohl wird, wenn die Quellen einmal versiegen. Nicht nur mit Stavanger, mit uns, der ganzen Welt. Erinnere mich, dass ich als Kind während der Ölkrise Anfang der 1970er Jahre sogar Angst hatte, dass ich kein Öl mehr kriege für meine Fahrradkette. Haha.
Egal. Auf dem Flur vor Udos Büro steht ein Modell einer Ölplattform. Man sieht die wuchtigen Füße, vier Stück, die aussehen, wie in die Erde gerammte Zeppeline. Technik und Kram aus Plastik – aus Öl! – obendrauf im Spielzeugeisenbahnformat. Zimmer 007 ist abgeschlossen. Unser Freund ist ausgeflogen, liebe Miss Ponymany. Der Kollege im Nachbarzimmer nimmt das Ei entgegen. Als ich ihn nach dem rosa Kaninchen frage, guckt er mich nur ungläubig an und sagt: „Ich wusste, dass eines Tages mal so ein Spinner durch die Tür kommt und diese Frage stellt.“
Dieser Blogbeitrag vernichtet sich in fünf Minuten selbst.
(sofasophiert von Sofasophia, autsch, heiß!)
…jetzt sitz ich hier und denk an 6 scheinbar unmögliche Dinge vor dem Frühstück !
Witzig, mir fällt auf, als dein Radeln schwierig war, gab`s Mengen von Kommentaren. Jetzt läuft alles angenehm und die Kommentare ebben ab. Man scheint in wacker christlicher Tradition das Leiden zu lieben ;-)
Nur so eine Bemerkung von der heidnischen Buchfee
Selma
Ich habe auch in Norfolk feenhaftes Sonnenwetter, schwitz und puh!
Ich glaube, das liegt daran, dass viele in den Pfingstferien sind. Auszeit vom PC.
Heute war die härteste Etappe. 80 km Berge. Und was für welche. Mein Ziel Südkapp liegt zum greifen nah, da ich aber keine ungekocht verzehrbaren Lebensmittel mehr habe, werde ich jetzt nachtlagern und kochen.
Liebgrüß auch an Klausbernd und Siri und Dina und die ganze Bande :-)
Ja, auch ich denke, das wird eher an dem grandiosen Wetter und die Pfingstferien liegen. Das kann die liebe Selmafee nicht wissen – ich vermute, in England ist heute ein ganz normaler Werktag, die feiern kein Pfingsten wir wir – oder?
Liebgrüße zurück nach Süd-Norwegen , in die Schweiz, nach Norfolk und überhaupt.
Dina
liebgrüß (zurück) aus der schweiz nach
köln,bonn, nordfolk und südnorwegen :-)soso
Ich werde berichten, wie es weitergegangen sein wird mit dem Ei (auf Ei reimt sich Futur Zw….) . Hoffe, das mitzubekommen. Danke vielmals fürs Mitmachen und für die unterhaltsame Schilderun.
@ Klausbernd: Danke auch nochmal fürs BetEiligen.
ganzliebgrüßt überallhin
die ff
genau… AUSZEIT hieß das zauberwort, wenn auch nicht pfingstferien ;o)
denke gerade an das kinderspiel taler, taler du musst wandern… aber menno, is doch en ei ;o) und nu…? wo der empfänger kein rosa kaninchen parat hatte? was denn nu? blaues kängeruh oder doch wieder nur ein faules ei…?