Nach nunmehr 10 Tagen unterwegs hat sich eine Art Reisealltag eingestellt. Der Körper ist wie umprogrammiert. Es macht mir nichts aus, sechzig, siebzig und mehr Kilometer zu radeln. Auch die Kälte macht mir nichts aus. Wieder einmal wird mir bewusst, wie sehr wir in unseren Gewohnheitsnetzen hängen und wie engmaschig diese Netze sind. Ob es sich nun um die Gewöhnung an Temperaturbereiche handelt oder um unser Konsumverhalten. Alles ist Gewohnheit. Und Gewohnheit ist alles, damit wir uns in unserem Leben wohl fühlen können. Somit ist das Schlimmste, was einem Menschen passieren kann, dass er mirnichts-dirnichts aus seinem Gewohnheitsnetz gerissen wird und sich von heut auf morgen umgewöhnen muss. Ein Temperatursturz zum Beispiel. Das Bild vom Frosch im Topf, den man auf den Herd stellt, kommt mir in den Sinn. Ich weiß nicht, ob die Geschichte stimmt, oder ob es nur eines jener Internetmärchen ist. Wer probiert so etwas schon aus: Wenn du den Frosch im kalten Wasser langsam erwärmst, bleibt er sitzen und stirbt, wenn es zu heiß wird. Wirfst du ihn in warmes Wasser, springt er wieder raus. Analog muss der Europenner, moi-même, sich behutsam an den Reisealltag und das Leben da draußen im Zelt bei jedem Wetter gewöhnen.
Aber nicht nur Temperaturen und äußere Lebensumstände betreffen unser Gewohnheitsnetz. Es durchzieht wie ein Gewebe unsere Existenz. Hörgewohnheiten sorgen dafür, dass, wenn man lange genug mit „Nossa! I’ve got a Hääängover oho“ und Konsorten aus den Radios dieser Welt zugeballert wird, bis einem diese Art Musik schließlich auch gefällt. Gewohnheiten lassen uns im Supermarkt zu bestimmten Produkten greifen, mehr noch, sie bringen uns sogar dahin, dass wir mit dem Auto raus fahren zum Supermarkt an den Stadtrand, anstatt in dem Tante Emma-Laden direkt neben der Haustür einzukaufen.
Jeden Herbst und jeden Frühling, kriegt man die Macht der Gewohnheit zu spüren: 10 Grad Celsius fühlen sich im Herbst kalt an, im Frühling jedoch warm, obwohl es sich dabei um die gleiche Temperatur handelt.
Wer ein Buch online am offenen Herzen des gelebten Lebens schreiben möchte, muss sich wohl nachts um 4:33 einen neuen Knoten im Gewohnheitsnetz machen. :-)
(entfipptehlert und gepostet von sofasophia)
öhm… WANN schläfst du?
nachtgedanken sind anders als taggedanken, denke ich am späteren abend, während ich deine lese und mich gleichzeitig an all meine gewohnheiten erinnere, liebgewonnene und lästige… brüche zulassen -m- für diese inspiration danke ich dir sehr und sinne ihr noch ein bißchen nach… das ist gute kost für die kommende nacht… in der ich gewohnheitsmäßig schlafe ;o)
gute nacht und herzlich gegrüßt Li Ssi
Lissi, also die letzte Nacht von Freitag aus Samstag, hab ich geschlafen wie ein Stein. Hier in Deal weht eiskalter Wind und ich war froh, dass ich im Hotel war Gute Morgengedanken wünsche ich.