St. Jean Pied de Port – örtliche Pilgerherberge

Hum. Wassen Tag. Die Ereigniase seit Bqyonne überschlagen sich. Ich habe die Sache völlig falsch eingeschätzt. Am Bahnhof Saint Jean plötzlich wunderbare Koreaner-Vermehrung. Wie aus dem Nichts taucht Töng mit seinem schweren Rucksack auf. 19:49, schon dunkel. Die drei Freaks steigen auch aus und sollen sich später als Slowenen entpuppen, einer wird geradewegs auf mich zu kommen und mir die Hand geben und sich als Jan vorstellen.
Doch zunächst folgen Jon Su und ich Töng, der zu wissen scheint, wo wir hin müssen. Erst bei einer dunklen Kreuzung machen wir alle suchend halt, entdecken an einer Hauswand den gelben Pfeil. Für die nächsten 800 km unser Wegbegleiter. Gleich um die Ecke unterhalb des alten Kastells stolpern wir ins hell erleuchtete, von drei ehrenamtlichen Menschen besetzte Pilgerbüro. Es hat immer auf bis der letzte Zug eintrifft. Man versorgt uns mit Pilgerpässen (2€), Jakobsmuschel (Spende 1€), und Kopien mit dem Weg der ersten Etappe, sowie einer Liste aller offenen Pilgerherbergen.
Die Herberge in St. Jean kostet 8 Euro incl. Frühstück. 16-Bett-Zimmer ist nun voll belegt. Ein Österreicher stellt sich mir Zähne putzend vor, die Bürste im Mund reden wir eine Weile. Er ist schon seit Salzburg auf dem Weg, freut sich riesig, weil es morgen nach Spanien geht.
Ich frage mich, ob die Herbergen im Laufe des Weges immer leiser werden. Es ist nämlich so: jetzt um zehn Uhr wühlen alle unerfahrenen Neupilger, so auch ich, wie verrückt in ihren Rucksäcken, weil sie irgendwas suchen. Eine Packordnung muss sich erst einstellen. Es war auch keine gute Idee, das Hygienezeug in eine Knistertüte zu stopfen, um Gewicht zu sparen. Apropos Gewicht: eigentlich hätte ich können den Winterschlafsack daheim lassen, den Reiseführer sowieso, weil die redseligen Leutchen am Weg viel bessere Reiseführer sind. Die Solarzelle kann auch weg, weil es genug Steckdosen gibt in den Herbergen. Ich habe eigens einern leichten Verteiler eingepackt, falls noch andere i-Dogmatiker unterwegs sind.
Ich will jetzt enden. Die ersten schnarchen schon und es riecht nach tausend Füßen.

7 Antworten auf „St. Jean Pied de Port – örtliche Pilgerherberge“

  1. eine großartige Berichterstattung, das ist ja besser als ein Münster-Tatort…das Live-Gefühl kommt perfekt an. Ich freu mich auf die nächsten Wochen..

    Dir einen bon camino

  2. wieso bloß muss ich jetzt an jene szene aus st.jean-le-meques (pilgern auf französisch) denken, wo die girls hinter den felsen ihre shampoos und dergleichen mehr entsorgen. also: falls du was brauchst unterwegs, guck erst hinter den felsen, bevor du was neues einkaufst. :-)
    deine vielen blogartikel finde ich zwar toll und freut mich riesig, doch ich hoffe, dass es dich nicht hindert, den moment auszukosten. zum beispiel den geruch von tausend füßen ;-)
    bis bald …

  3. da fällt mir ein, dass ich bald wieder den guten demeter käse holen will.
    toll find ich das mit den vielen gleichseelenwellenlängen ähnlichen leuten.
    ich hab hier nur den bunten specht.
    herr knecht.
    weiterlauf DU gut!!!

  4. Na das mit den füßen hättest du auch bei uns haben können. Viel Spaß und gutes durchhalten auf deinem Kreuzzug…
    Freu mich auf weitere Berichte

  5. Oha… ich hab mir gerade mal im Netz die heutige Strecke und das Wegprofil dazu angeschaut: die ersten 27 km ab St. Jean Pied de Port gehts nur (!) bergauf! Du hast mein ganzes Mitgefühl, du ganz armer Pilger, du. ;)

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