Morgens ein paar zaghafte Sonnenstrahlen, die sich im Laufe des Tages zu wolkenlosem Himmel manifestieren. Mehr oder weniger folgen wir dem Fluss Skellefteälven via Ardak und Malå zur Straße 370, kilometerweit südwestlich. Ein Besuch eines einsamen Gehöfts, drei Kilometer weit abseits über eine Schotterpiste im Wald, das mit Hinweisschild „Samekultur“ eine Art Museum suggeriert, man haushohe Jurten und Rentierherden erwartet, erweist sich als Flopp: mitten im Wald steht ein etwa 12 qm großer Souvenirshop. Nix Jurte. Und der 300 m lange Weg zu den Rentieren kostet umgerechnet 10 € Eintritt.
In der Gegend um Norsjö kreuzt unser Weg den Kapschnitt, jene 3600 km lange Radstrecke, die ich 1995 zusammen mit Galerist QQlka als kombiniertes Radtour- und Kunstprojekt realisiert habe. Leider habe ich meine Aufzeichnungen vergessen und kann mich nach den 15 Jahren auch nicht an den genauen Streckenverlauf erinnern. Grob aber folgt der Kapschnitt einer Inlandsbahnlinie von Südwest- nach Nordostschweden. Auch der Sverigeleden, wohl eine Fernradstrecke, dessen Beschilderung wir immer wieder sehen, führt durch diese Gegend.
Das schräge Sonnenlicht. Ewige blaue Stunde, von der wir Fotografen des Südens nur träumen können. Dies ist das Licht, aus dem die Fotobildbände gemacht sind.
Gestern, im Angesicht der milden Sonne und der autolehren Straßen und der immer wieder lockenden Fernradwegsschilder, ist die Sehnsucht groß, das Land zu erradeln. Kaum hält es mich im Auto, die Erinnerung an die Kapschnitttour im Kopf.
Aber nun, windig, trüb, drohender Regen, 200 Meter über den Bach säußelt die E4 … graues, nimmerendendes Band.
Es ist gut wie es ist und ich kehre irgendwann wieder. Mit dem Fahrrad; vielleicht sogar kommt QQlka mit?
Bild: alte Fahrräder hinter einem Schuppen auf dem Campingplatz von Bureå.