Beim nächsten Allradauto wird alles anders

Wo war ich stehen geblieben? Ah ja, die Kunst und all der Kram. Das Bliestallabyrinth hängt nun in der Galerie Beck. Gibt erste Resonanz, durchaus positiv. Am Samstag gab es so eine Art Pressekonferenz, in der ich die Journalisten saarländischer Zeitungen mit Informationen füttern musste. Mühselig radebrach ich an so einer Art Labyrinth-Philosophie. Eine Sache, die zwar von Anbeginn da ist, die ich aber nicht wirklich beschreiben kann. Sonst hätte ich es schon längst an dieser Stelle gebloggt. Vielleicht liegt es daran, dass es, so verwunden und verworren es scheint, doch recht einfach ist: Das Labyrinth ist eine Metapher für den Lebensweg. Und der ist nie gerade. Mal wittert man das Ziel um die nächste Kurve, biegt ein und ist überrascht ob der Weite bis zum Horizont – keine Spur mehr vom Ziel. Es muss also woanders sein. Je mehr man sich dem Ziel nähert, desto mehr scheint es sich einem zu entziehen. So läuft das in der Kunst und so läuft das auch im Leben. Mancheiner mag sich ein sündhaft teures Auto mit Allradantrieb wünschen, bloß, wie kommt er da hin? Er muss sparen und ackern, mehr noch, er muss seine Frau davon überzeugen und über weite Strecken der Entscheidungsfindung muss er sogar sich selbst vom Nutzen des – was wars noch, ah – Allradautos überzeugen. Das Labyrinth des Lebens ist eine profane Glaubensfrage. Jeder Schritt, den du gehst ist verknüpft mit dem Glauben an die Richtigkeit dessen was du tust. Zweifel sind dein größter Feind.

Es war nicht sicher, ob das Bliestallabyrinth jemals mit solcher Kraft existieren würde. Im Nachhinein kann ich sagen, ein Glücksfall, dass das Kunstwerk überhaupt entstanden ist. Ursprünglich hatte ich zwei höchst teure Drucke geplant, welche an den Wänden der Galerie einander gegenüber hängen und irgendwie den diffusen Weg zwischen Blieskastel, Zweibrücken und Homburg darstellen. Weder kannte ich die Strecke, noch hatte ich einen Plan, wie ich das Ding überhaupt umsetze. Eine Herausforderung. Dass es nun eine klassische Kunststraße geworden ist, liegt nur daran, dass ich im Labyrinth meiner Gedanken – „Mann, wie könntste das denn jetzt umsetzen“ – gewandelt bin. Ich verirrte mich ab und zu in der Sackgasse der Finanzen, fand schließlich einen Ausweg – et voila.

Zurück zum Allradauto. Das ist nicht so abstrakt. Das kann sich jeder vorstellen. Angenommen, Ihr würdet ein Auto kaufen wollen. Dann hättet Ihr eine ungefähre Vorstellung, wie es aussieht. Vielleicht habt Ihr euch sogar auf eine Farbe festgelegt. Silbermetallic. Nun stellt sich das Problem, dass sowohl Nissan, als auch Hyundai, BMW, und Opel metallicfarbene Allradautos bauen. Sogar VW macht das und Mercedes und Skoda bestimmt auch. Aber Ihr habt beim ersten Gedanken, ich will ein Allradauto, noch keinen Schimmer, welches Ihr denn nun auswählt. Ihr wisst nur, dass es Allradantrieb hat und silberfarben ist. Im Müllberg der Sorgen wühlt Ihr nach Testberichten, um das beste silbermetallicfarbene Auto der Welt zu finden. Nissan ist ein Japaner, hmm? Kann man das riskieren? Skoda kommt aus dem Osten. VW ist ziemlich teuer. Leisten die das, was sie versprechen? Ein Patchwork aus Testberichten pflastert Eure Seele.

Genauso verhält es sich mit Bildern. Das sind rechteckige Dinger, die man an die Wand hängt (ein äquivaltent zum Allradauto, es hat vier Räder, die allesamt angetrieben werden). Es empfiehlt sich, ein ansprechendes Format zu wählen, irgendwas im Goldenen Schnitt oder so, auf keinen Fall fünf Meter lang und 20 cm hoch. Das sieht scheiße aus. Man würde ja auch kein Allradauto wollen in dieser Größe, oder?

Was will ich damit sagen? Die Dinge liegen im Ungewissen. Man hat eine Menge Sorge bis sie gewiss werden.

Wenn sie aber schließlich da sind, die Dinge, dann fragt man sich manchmal, Mann, was hab ich mir darüber nen Kopp gemacht?

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