Wie eine verrottende vier Meter hohe Sonnenblume, die dem ersten Herbstwind zum Opfer gefallen ist | #UmsLand

Vielleicht ist es eine Täuschung. Vielleicht nicht. In der Erinnerung liegt das Neuste meist klar und deutlich ganz oben wie eine verrottende vier Meter hohe Sonnenblume, die dem ersten Herbstwind zum Opfer gefallen ist und die man, in Stücke gehackt, auf dem Komposthaufen entsorgt hat.

Nach über zwei Jahren habe ich nun endlich mein erstes UmsLand-Projekt beendet. Die gestrige Etappe war definitiv die schönste. UmsLand ist der Hashtag in den sozialen Medien, ursprünglich kreiert für die Umradelung des Bundeslandes Rheinland-Pfalz auf der Rheinland-Pfalz-Radroute. Eben besagter Erstling. Seither gab es weitere ‚UmsLands‘, die ich sogar teils ‚in einem Rutsch‘ vollenden konnte.

Begonnen im Frühling 2017, musste ich die Reise unterbrechen und bin seitdem nicht mehr dazu gekommen die restlichen Kilometer, nur zwei drei Reisetage, zu erkunden. Bis letzten Samstag. Von Ludwigshafen bis zur französischen Grenze südlich von Wörth und entlang der Grenze bis zurück nach Zweibrücken klaffte dieses schmerzliche Loch in der Radelstrecke. Einige weitere UmsLand-Projekte folgten, erfolgreich, rund ums Saarland, das ähnlich wie Rheinland-Pfalz einen ausgeklügelten, grenznahen Radweg ausgeschildert hat. Vermutlich sind diese beiden Bundesländer im Südwesten der Republik die einzigen, die solch einen Radweg kennen. Rund um Bayern, das ich seit letztem Jahr bloggend und fotografierend und radelnd erkunde, gibt es keinen solchen Weg. Aber ich konnte auf Basis der Strecken des Bayernnetzes eine eigene Runde designen, der ich nun folge. Mit dem Paminaland habe ich letztes Jahr im eigens angelegten Paminablog ein weiteres UmsLand-Projekt erfolgreich beendet.

Doch zurück nach Rheinland-Pfalz und seiner 1040 Kilometer langen Rundtour auf verschiedenen Themenradwegen. Der gestrige letzte Abschnitt führte in etwa vom Rhein entlang der französischen Grenze bis zurück nach Zweibrücken, wo alles vor zweieinhalb Jahren begann. Ziemlich genau 100 Kilometer folgte ich dem gelben Radelsymbol, das die Runde auszeichnet durch den Bienwald in den Pfälzer Wald und den Wasgau durch stille Täler und verschlafene Orte. Meist auf gut ausgebauten Forstwegen, oft geteert, vorbei an alten Burgen und durch wie aus dem Fels gehauene Ortschaften, deren Häuser meist aus dem roten Sandstein gemauert sind, den es in der Gegend zu Hauf gibt. Die schönste Strecke!, dachte ich unterwegs. Jawohl, definitiv die schönste Strecke. Selbst die Bahntrassenradwege in der Eifel können da nicht mithalten. Natur pur, garniert mit diversen Abenteuermöglichkeiten. Hier mal eine Burg besichtigen, dort die Biosphäre zwischen Dahn und Fischbach, der ein eigener Rund-Radweg gewidmet ist und der am Biosphärenhaus mit Baumwipfelpfad in Fischbach bei Dahn gipfelt. Stille. Fernab der Straße. Hier ein Kleinod, zum Beispiel ein Stundenstein, der als Wegmarkierung außerhalb Rumbachs auf einer Anhöhe steht und der der Messung alter Postrouten diente. Hochsitze en Masse (ich gebe zu, das ist speziell, ich fotografiere liebend gerne Hochsitze; ich sammele sie geradezu).

Und Apropos sammeln, dieses Jahr ist ein grandioses Pilzjahr. Riesige Schirmpilze abseits des Weges begegneten mir und in den Dörfern war ich erpicht, bei jeder Gelegenheit irgendwo einzukehren, einen Kaffee zu trinken und ein Stück Himbeerkuchen zu verspeisen. Es gibt nicht allzu viele Einkehrmöglichkeiten auf der 100 Kilometer langen Strecke. Eigentlich nur in Fischbach und Eppenbrunn und gegen Ende, in Hornbach.

Eine Abwandlung der Radroute erlaubte ich mir auch und ich kann Nachfolgenden nur dringend empfehlen, darüber nachzudenken, ob sie stur den gut platzierten Wegweisern des großen Rheinland-Pfalz-Radwegs folgen, oder doch lieber meine Alternative wählen. Als Ortskundiger weiß ich um die Beschaffenheit des Radwegs zwischen Großsteinhausen bis Bottenbach und nach Vinnigen: Es gibt ihn nicht! Die Route führt auf garstiger Höhe auf einer Landstraße, auf der nicht gerade zimperlich gefahren wird. Nicht schön das. Obschon ich gut verstehe, dass man besagte Dörfer gerne in die Route einband. Die Alternative südlich durch Frankreich und durch das Dorf Walschbronn ist viel schöner. Man muss auch nicht auf über vierhundert Meter Höhe hinauf kraxeln, sondern man folgt Waldwegen durch die Täler. Einziger Wermutstropfen: Die Wege sind eben Waldwege und entsprechend matschig. Im Blogbeitrag zuvor ist die Reiseroute als Track einzusehen. Gegen Ende des Tracks (links, ich radelte ja im Uhrzeigersinn um Rheinland-Pfalz) findet Ihr die besagte Alternative zwischen Eppenbrunn und etwa Riedelberg.

Gegen Abend erreichte ich Hornbach und von dort aus sind es nur noch 11

Reiserade mit Gepäck vor weißen Barockbauten
Finale im Regen, zweieinhalb Jahre nach Start der Radreise rund um Rheinland-Pfalz. Herzogplatz und Rathaus Zweibrücken. Start und Ziel der Rundreise.

Kilometer bis zum Zweibrücker Herzogplatz, an dem die Runde 2017 begann. Über einen schönen Bahntrassenweg rollt man rein ins Städtchen und ich muss sagen, gar nicht so übel schneidet meine Heimatstadt ab ins Sachen Stadtdurchquerung im Vergleich zu anderen Stadtdurchquerungen, die ich absolvierte. Wobei ich natürlich die Strecke kannte und mich somit gar nicht verirren konnte, wie dies Fremde vielleicht tun.

Mein kurzes Fazit zur Rheinland-Pfalz-Radroute: Ein wirklich gut gemachter Fernradweg, der natürlich verbessert werden kann. Insbesondere im Westerwald und in den großen Städten am Rhein. Die Zeit, die man benötigt, etwa 10 bis 15 Tage, ist knapp. Es gibt viel zu sehen am Rande der Strecke und man könnte hie und da eine Pause einlegen. Sportlich ambitionierte Radlerinnen und Radler, die mit dem Begriff Transcontinental Race etwas anzufangen wissen, könnten die Strecke jedoch auch in drei bis vier Tagen bewältigen.

Ich verabschiede mich nun an dieser Stelle aus dieser Tour und harre weiterer UmsLand-Projekte (aktuell und noch nicht beendet (es fehlen 1000 Kilometer) zum Beispiel mein Projekt rund um Bayern (oben schon verlinkt). Danke fürs virtuelle Mitradeln.

8 Antworten auf „Wie eine verrottende vier Meter hohe Sonnenblume, die dem ersten Herbstwind zum Opfer gefallen ist | #UmsLand“

  1. Ich freue mich mit dir, dass die Umradlung nun abgeschlossen hast, Glückwunsch und Prost!
    Mir fällt immer wieder auf, wie Deutschland ein Spannungsland zwischen verschlafenen und idyllischen Orten und Gebrumm und Hektik ist, wahrscheinlich ist das in der ganzen Welt mittlerweile so, mal mehr, mal weniger, eine gespaltene Welt eben, was man ja auch weltweit an den Wahlergebnissen studieren kann … huch, abgeschweift!
    Liebe Grüße
    Ulli

  2. Glückwunsch!
    eine Runde zu Ende… Ja ist das denn möglich*lächel
    wo doch eine Runde
    also ein Kreis
    kein Anfang kein Ende…
    und doch:
    umrundet
    voll endet
    erledigt geschafft
    und
    und überhaupt
    beglückt
    beglückwünscht

    darauf ein Stück Himbeertorte*lach
    herzliche Grüße von deiner treuen und immer wieder begeisterten heimlichen Mitreisenden

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