Nach dem Frühjahrsputz in der Wohnung, nun die Seele aufräumen. Viel Ruhe, wenig Exzess. Und obwohl ich wieder ganz Unten angelangt bin, fühle ich mich nicht schlecht. Es fällt mir schwer, auf dem Balkon der Seele die Müllsäcke und alles Gerümpel zu stellen, denn der Balkon der Seele hat kein Geländer. Schon immer hat es mich magisch beschäftigt, dass man auf einem Balkon im 10ten Stock nur 30 cm vom Abgrund entfernt prima plaudert, wenn es ein Geländer gibt. Wenn aber das Geländer fehlt, würde man nicht mal durch die Balkontür gehen.
Eine grandiose Szene ereignete sich mit Kollege T. während einer Radeltour: in einem Mülleimer fand er eine leere Weinflasche: „Jaawoll“, sagte er, „das passt zu uns,“ zeigte mir das Etikett: Grand Ordinaire stand darauf. Am sonnigen Tag sitzen wir wie die Penner auf einer Parkbank und vergessen, das leere Ding zurück in die Mülltonne zu werfen. Sieht so aus, als hätten wir es gerade leer getrunken. Und in der Tat sind wir ja nur noch einen Steinwurf entfernt von den unrasierten Typen unserer Heimatstädte, die schon mittags mit reichlich Alkohol ausgestattet die Parks unsicher machen.
Vielleicht trinken wir nur deshalb Wasser, weil wir kein Geld für den „großen Ordinären“ haben?
Hat der Balkon der Seele kein Geländer,
fallen die Müllsäcke und das Gerümpel runter.
Irgendwann .. sicher.
Pah, jetzt frage ich mich tatsächlich, ob ein Geländer dann wünschenswert sein kann;-)