Tag vierzehn. Der Techniktest läuft gerade ziemlich schief. Die externe Tastatur hat sich auf englisches Layout verstellt. Das Tablet will nicht roamen. Im Grenzgebiet zu Frankreich befinde ich mich also im deutschen Steinzeitnetz ohne taugliche Tasten im Krieg zwischen IOS und Android, die einander nicht verstehen, die ich nicht verstehe.
Was wäre es doch so einfach, wie früher, vor dem Jahr 2000 einfach nur per Hand in Kladden zu schreiben! Dazu eine analoge Spiegelreflexkamera, eine Packtasche voller schwarz-weiß-Filme …
Finde dich mit der hohen Technik ab, die dich umgibt, würde Jack Kerouac wohl schreiben.
Drei Uhr nachts. Die Turmuhr schlägt. Das letzte Dorf, an das ich mich erinnere hieß Scheibenhard. Grenzdorf. Etwa 20 Kilometer abseits des Rheins, wieder ‚landeinwärts‘. Auf dem kleinen Picnicplatz am Radweg zwischen Lauterbourg und Wissembourg war ich schon 2016 einmal Übernachtungsgast. Während der Flussnotenreise.
Die gestrige Strecke führte in entgegengesetzte Richtung hierher. Grob von Ludwigshafen über Speyer, Germersheim und Wörth, fast immer am Hochwaserdeich entlang auf geteerten, autolosen Wegen. Nicht besonders abwechslungsreich, aber dafür rasant. Viele Radler unterwegs. Viele Ebikes. Sonne satt. Ein Sommertag im Herbst. Gegen 15 Uhr schlafe ich auf einer Bank sitzend ein und werde erst wach, als der Kopf kippt.
Die Tour ist hektisch, fast wie 2017, als ich nach Tag dreizehn die Tour unterbrach. Wieder keine Zeit, wieder stampft die Lokomotive und es gibt keinen Weg, sie abzubremsen, um einmal einen Song von Jethro Tull zu bemühen. Dienstag sollte ich wieder daheim sein, erfahre ich unterwegs, so dass klar ist, dass ich die Gegend um Lauterbourg anpeile. Von da entlang der Grenze ist es bequem an einem Tag zu schaffen zurück in die Westpfalz. Noch einmal unterbrechen will ich jedenfalls nicht.
Eigentlich habe ich viele Bekannte am Weg, in der Gegend, die ich besuchen könnte. Aber keine Zeit.
Die Etappe? Eher ereignisloses Flussradeln auf ruhigen Wegen garniert mit hektischen Ballungsgebietsdurchquerungen. Besonders übel Speyer, wo der Radweg entlang der stark von LKW befahrenen Hauptstraße führt. Ludwigshafen umfahren durch den Maudacher Bruch war fast perfekt, müsste man nicht am Ende noch durchs dörfliche Rheingönheim irren.
Germersheim im Wortsinn passabel und Wörth katastrophal mit einer extremen Gefahrstelle im Fernradweg.
Noch ein Wort zum Artikel. Er wäre sicher ganz anders geworden, wenn nicht die Technikprobleme aufgetaucht wären. Aber dafür sind diese kurzen Tests am offenen Herzen des Unterwegs-Blogprojekts auch da, das Zusammenspiel von Hard- und Software ausbaldowern und Lösungen finden.
Vielleicht sollte ich tatsächlich zu Papier und Bleistift zurückkehren und den ganzen fruchtlosen Online-Direktreisemist lassen?
Morgen Tag fünfzehn der Rheinland-Pfalz Umradelung. Zweieinhalb Jahre nach Beginn dieses ersten der UmsLand-Projekte schließt sich der Kreis. Es stand nie unter einem guten Stern.
Bildtexte und -beschreibungen folgen.
Das mit dem Nie-unter-einem-guten-Stern-gestanden-Haben von UmsLandRPL sehe ich anders. Obwohl beide Reiseteile mit schwer kranken sehr lieben Menschen einher gehen, war diese Tour doch auch Anlass und Ausgangspunkt der Doku 70JahreRPL des SWF und deiner weiteren UmsLand-Projekte.
Und trotz allem Schweren im Hintergrund hattest du auch viel Erfreuliches erlebt. Und feine Gepäckträgermitreisende hast du auch immer dabei.
Blöde Technik, aber wir sind trotzdem da und fiebern mit. 💕
Jaja, Du hast recht. Es ist nicht so dramatisch wie es sein könnte und die Tage werden auch wieder besser. Alles in Allem sehr rund gelaufen, was das rein körperliche angeht. Radel und Mensch in Tateinheit, aber eben die Übertragung der Reise ins Web wurde ein bisschen ausgebremst durch die technischen Hürden, für die ich ja nicht verantwortlich bin. Ich bin nur der Ochse, den die Softwareleute am Nasenring durchs Internet ziehen.
Alles hat seine Zeit. Zu Altbewährtem zurückzukehren wird heute ja geradezu tabuisiert.
Allein deswegen wäre ja eine analoge Reise eine gute Idee. Sich nicht beugen.
Für Dich, nicht für die Anderen könnte die Reise sein und wirken.
Schöne Bilder. Und danke für Deine Gedanken.
Lieber Stefan, da finde ich sicher einen Weg. Im Prinzip ist es aber in diesem Fall auch der Krieg, den die Software-Herstellenden gegen die Konsumenten und Konsumentinnen führen. Wir werden in die Unselbständigkeit geknechtet, sei es nur, indem man die Dinge so komplex macht, dass der bequeme Mensch nicht mehr mithalten kann und selbst der ambitionierte schon auf der Strecke bleibt, wenn er sich nicht anstrengt.
Schade, dass diese Reise nicht unter einem guten Stern steht!
Analog statt digital, ich mache ja beides. Was mir bei der digitalen Welt immer wieder auffällt ist, dass sie mir eine gewisse Nervosität beschert, analog ist deutlich ruhiger (für mich), aber eben auch langsamer. mensch, was willst du ;)
herzliche Grüsse
Ulli
Jaja, ein bisschen ärgerlich ist es, aber eben, es ist wie es ist. Es regnet eben, rein technisch und irgendwann scheint wieder die Sonne. Und ich will es auch nicht überbewerten. Aber einen Beitrag über die technische Misere muss ich wohl demnächst noch verfassen, sei es nur, um es zu dokumentieren.