Aktualisiert 2023-05-24 (Link zum Artikel von Maria Herzger)
Das zweite recht intensive Jahr als Selbstversorger lässt sich gut an. Der Garten gedeiht prächtig. Erdbeeren und Salat sprießen im Überfluss. Die Tomaten sind vom Pilz verschont trotz teilweise hoher Luftfeuchtigkeit. Eine Phalanx Zwiebeln steht einer Schar Karotten gegenüber. Rukula will wachsen und Bohnen und Kartoffeln und Kürbis ohne Ende.
Zur Bewässerung benutzen wir Regenwasser, da der hofeigene Brunnen kaum genug Kapazität hat für Trink- und Waschwasser. Das Regenwasser wird mit einem ausgklügelten System aus Schläuchen hin und her geleitet und wird letztlich im Garten vergossen.
Der Artikel von Maria Herzger (Archivartikel gibt es in der Waybackmachine) beunruhigt mich. Gift aus dem Gartenschlauch! Es erinnert mich an die Untersuchungen von Kinderspielzeug auf Gifte. Gift ist überall. Ahnungslos verteilen wir es. Wie Hundescheiße, die an uns klebt.
Wir können noch so sorglos und gesund leben wollen, als Einzelne, relativ abgeschottet von der Gesellschaft, letztlich holt uns die Gesamtheit der Menschen oder besser die Gesamtheit der Prozesse auf diesem Planeten doch ein.
Dieses Gefühl, dass es kein Entrinnen gibt und dass soziale und ökonomische Mehrheitsprozesse oder Stimmungsprozesse (die größtenteils auf Egoismus und Ahnungslosigkeit fußen) dafür verantwortlich sind, dass (wir) die Umwelt und unseren Lebensraum zerstören (ohne es zu ahnen oder wahrhaben zu wollen), macht mich manchmal ganz verrückt.
Ich meine, was nützt mir die ganze Gartenschinderei, wenn sich das Gift durch den Gartenschlauch einschleicht, durch die Luft, oder gar durch das Saatgut selbst, das ich immer noch kaufe?
Ein anderes Thema wären die Meinungsgifte, die durch die Medien – das sind ja auch so eine Art Schläuche – zu uns hereinschwappen.
Lassen wir das. Ich gieße jetzt ein bisschen Phtalate.
Wir haben als Kinder immer Gartenschläuche gesteckt aus Löwenzahnhälsen. So konnten wir weit weg vom Bach kleine Zwergenbrunnen in Betrieb nehmen. Doch einen Tag später waren die Leitungen gefressen. Riesige Schneckenmonster legten alles lahm.
Toll. Das gefällt mir. Solche Idylle liebe ich. Stelle es mir gerade bildlich vor.
Zum Verrücktwerden.
Zum Glück können wir aber auch Ungift teilen. Wie du hier im Blog. Gutes Gedankenfutter.
Ich danke dir!
Hallo Jürgen,
danke für den Artikel. Das war mir noch neu. Nur, was sollen wir machen? Als Einzelne, wie Du sagst, könnten wir schon etwas tun, aber das hilft nicht. Und dazu kommt das, was auch wir Einzelnen anrichten, ohne es zu wissen.
Etwas anders, weil nicht auf Umweltgifte bezogen, sondern auf (Trink)wasserverbrauch: hier war neulich ein Artikel in der Zeitung, dass z.B auch wir hier in Texas, ebenso wie Leute in anderen Bundesstaaten, mit für die Dürre bzw. den hohen Wasserverbrauch durch die Landwirtschaft in Kalifornien schuld sind, weil wir die Produkte essen, die dort unter hohem Wasserverbrauch produziert werden. Es war sehr aufschlussreich, zu sehen, wie viel Wasser die einzelnen Produkte verschlingen. Aber auch hier wieder: was sollen wir machen? Kein Obst und Gemüse mehr essen? Denn wenn es nicht aus Kalifornien kommt, dann woanders her, wo es auch nicht (immer) besser bestellt ist.
Zu Deinem Garten: ich hoffe, dass Du immer genügend Regenwasser speichern kannst, um Deinen Garten zu versorgen.
Wir haben immer wieder überlegt, ein „water harvesting“ System, wie man es hier nennt, einzurichten, aber das scheitert an den Kosten. Und an den Problemen, es dann an die richtigen Stellen zu bekommen, denn z.B. mit Schläuchen von über 100 Meter Länge wollen (und können) wir nicht (ständig) hantieren. So bleiben wir dann eben beim Wasser aus unserem Brunnen, setzen es aber so sparsam wie möglich ein – sowohl für den Garten als auch für’s Haus.
Hab‘ einen feinen Tag und sei ganz herzlich gegrüßt,
Pit
Das Problem ist ja, dass man im Kleinen für sich selbst noch so viel denken kann und versuchen zu richten und zu ordnen, die globale Lebensgemeinschaft wirkt dem entgegen und man kann diesen Abläufen noch nicht einmal böse sein – außer den wirklich Korrupten, die aus purer Rücksichtslosigkeit und Profitgier handeln. Ich glaube, die Mehrheit der Menschen ist gut.
Hallo Jürgen,
ich glaube auch nicht, dass die Menschen an sich schlecht sind. Aber zu viele sind einfach gedankenlos [wenn ich z.B. hierzulande, aber auch in Deutschland sehe, wie man einfach den Motor des Autos laufen lässt, wenn man irgendwo auf dem Parkplatz steht] und/oder egoistisch.
Aber das wird sich – auf lange Sicht – schon selber richten, wenn wir uns einmal selber zugrunde richten.
Sorry wegen der negativen Gedanken.
Gute Reisevorbereitung, und liebe Grüße,
Pit
Nunja, ein bisschen habe ich ja auch diese negativen Gedanken. Die sind aber nur aus menschlicher Sicht negativ. Für den Ablauf der Lebens- und Sterbensprozesse auf dem Planeten ist selbst eine vollständige radiaktive Verseuchung mit hunderttausenden von Jahren Halbwertszeit ziemlich bedeutungslos. Naja, wenn man das weiter denkt: Leben und Lebensformen ansich sind darin auch bedeutungslos. Das Universum rechnet bekanntlich in anderen Dimensionen, Millionen Jahre sind ja so gut wie nichts.
Aber aus meiner kleinen Sicht muss ich ganz klar bekennen: schade, dass wir mit uns und unserer Umwelt oft so egoistisch oder sorglos umgehen.
Ach Jürgen,
Was heute nicht alles Gift ist! Klar, vieles ist menschgemacht. Aber immer mehr bisher unbedenkliche Substanzen sind plötzlich krebserregen, können dieses und jenes verursachen. Da sollten doch zuerst motorisierte KFZ mit möglichen Geschwindigkeiten von über 100 km/h verboten werden — die sind noch viel gefährlicher als ein paar Phtalate …
Gönn Dir am Wochenende nochmal Ruhe und Gartengenuß.
Meint Der Emil
Ja, da haste Recht, Emil. Es ist aber eben das Phänomen, dass wir unweigerlich Gifte freisetzen, das sich im Symbol Gartenschlauch so anschaulich darstellt. Machen kann man da nicht viel. Gift wird es immer geben. Und des Einen Gift ist ja manchmal auch des Anderen Lebenselixier.
es gibt sehr kluge Bewässerungssysteme mit halben Bambusrohren, das können wir von den Japanern lernen, zum Beispiel … was wir aber nicht können ist all das unsichtbare Gift in der Luft, im Wasser etc. eleminieren und das macht auch mich manchmal ganz schuckelig!
Zum Saatgut möchte ich noch sagen, dass es zum Beispiel bei Blauetikett in Mainz wunderbare Biosamen zu annehmbaren Preisen gibt, die es wirklich tun und dann kann man, wenn man will selbst welches nachziehen … es geht immer mehr, wie wir anfangs wissen, aber eben nicht alles!
Und die Medien … das ist so eine Giftspritze ganz spezieller Art, das unterschreibe ich sofort … es war herrlich fast drei Wochen ohne jeglichen Gednakenmüll zu sein! Vom eigenen mal abgesehen, hüstel …
herzliche Grüsse von Berg zu Berg
Ulli
Klasse Tipp, das mit Mainz, da versorge ich mich nächstes Jahr. Liebgrüß vom kleineren Berg auf den größeren Berg.