Ans Kap – eine Livereise mit Fahrrad, Blog und Twitter.

Von Zweibrücken über Mainz nach Alta und bis zum Nordkap wird meine nächste live gebloggte Kunststraße führen. Hierbei begebe ich mich auf eine Spurensuche sowohl in der eigenen Entwicklung als Künstler, Blogger und Webliterat, als auch in der gesellschaftlichen und politischen Entwicklung des Kontinents, in/auf dem ich lebe.

Ich arbeite zurzeit an einer Karte zur Rekonstruktion der Kapschnitt-Reise aus dem Jahr 1995. Sie ist offiziell die erste Kunststraße, die ich gebaut habe. Auf den gut 3600 Kilometern durch Deutschland, Schweden, Finnland und Norwegen habe ich alle 10 Kilometer gestoppt und ein Streckenfoto der bereisten Straße aufgenommen (fast wie die heutigen Google-Streetviews, nur eben im schwarz-weiß Vintage-Stil).

Hier kann man die Karte sehen (https://www.google.com/maps/d/viewer?mid=zglBcpTICeSo.kPEpLshlMq28). Sie befindet sich noch in Arbeit. Die Streckenrekonstruktion erfolgt auf Basis von Notizen, die ich in einem Reisetagebuch gemacht habe. Alle Bildstandorte sind darin verzeichnet. Es gab 1995 noch kein GPS.

Am 15. Juni werde ich mich auf meine eigenen Spuren begeben und die alten Bildstandorte suchen. Was vor zwanzig Jahren als Konzeptkunstidee geboren wurde (genannt Kunststraße), hat sich weiter entwickelt zu einem interdisziplinären Kunst- und Literatur-Genremix, der sich beinahe in Echtzeit in Blogform darstellen lässt. Sowohl die technische Entwicklung (GPS, Mobilfunk, Internet), als auch der geografische, politische und verkehrstechnische Reifeprozess in einer rasant sich wie von Zauberhand selbst digitalisierenden Welt werden in dem Liveblogexperiment reflektiert.

Diesseits und jenseits der digitalen Revolution könnte der Arbeitstitel dieser Geschichte sein. Neben der rein physischen Reise durch Deutschland und Skandinavien tritt der Künstler auch eine Reise durch die jüngste Geschichte an, politisch, geografisch und technisch sind wohl nie so viele bahnbrechende Ereignisse auf engstem Raum eingetreten wie in diesem Jahrzwanzigst. Von “Windows 95″ bis Ubuntu “Snappy”, von papierenen Landkarten bis zum GPS, von Null bis Facebook, Twitter und noch ein Stückchen weiter hinein in die Cloud. Die Reise führt vom Europa der Grenzen und vielen Währungen in ein vereinigtes Etwas von 28 Staaten.

Manche Bloglesende erinnern sich bestimmt an die Fahrradreise „Ums Meer„, die im Jahr 2012 vier Monate lang live auf irgendlink.de mitzulesen war. In täglichen Berichten und Bildern konnte man, fast in Echtzeit, das Geschehen der Reise verfolgen, ganz ohne dabei nass oder vom Wind verweht zu werden ( :-) ). So ähnlich wird „Ans Kap“ auch werden. Ich habe einige neue Ideen und Aspekte, die ich mit einbringen möchte. Das Wichtigste dürfte wohl der Versuch sein, die Reise auch auf Twitter mit Kürzestmeldungen abzubilden. Ob das funktioniert? Ihr werdet es sehen, ich wohl auch. Hier geht es zum Irgendlink’schen Twitteraccount (https://twitter.com/irgendlink).

Wie wohl der verbeulte Blechspiegel in Bergby aussieht, in dem sich die Kirche spiegelt?

Aus der Serie Kapschnitt 1995

Ob wohl der windschiefe Holzschuppen noch steht, in dem Reisegefährte und Galerist QQlka und ich vor einem Gewitter Schutz suchten?

Schutz suchen in einer Scheune Kapschnitt 1995
Schutz suchen in einer Scheune Kapschnitt 1995

Ob die Straße in Schonen fertig ist, an deren Umleitungsbaken wir eine Rast einlegten?

QQlka in Schweden Kapschnitt 1995
QQlka in Schweden Kapschnitt 1995

Und fast schon einen Tweet wert: Ob der um zwanzig Jahre gereifte Künstlergeist dem um zwanzig Jahre gealterten Künstlerkörper noch seinen Willen aufzuzwingen vermag? Schaut mal rein, drüben bei Twitter. Hier nochmal der Link: Irgendlink’schen Twitteraccount

7 Antworten auf „Ans Kap – eine Livereise mit Fahrrad, Blog und Twitter.“

  1. Ich bin gespannt, es ist jedes Mal wieder anders, wenn du los ziehst, die Technik ist weiter. Du auch. Und älter. Und reifer. Und so.
    Gute Reise wünsch ich dir schon jetzt, und gute Reisevorbereitungen!

    1. Ich hab schon an Dich gedacht, Emil. Halle liegt ja ganz nah an der Strecke. Ich mache sicher auch – nein, Umwege will ich es nicht nennen. Wege halt. Havelberg, ha, da ist jetzt die Buga, und und und …

      1. Ich war als Kind dort, bei meinen Großeltern in Alt Sammit. Bin dort zum ersten Mal auf einem 28er Fahrrad gefahren (als siebenjähriger) und am Bahnübergang im Gleis hängengeblieben und mörderisch auf die Schnauze gefallen. Der Schrankenwärter half, mich aufzuheben, verpflastere Knie und Hände, gab ein stück Zeitungspapier auf den kleinen Riß an der Unterlippe. Ja, und als nach 20 Minuten der Zug durchgefahren war, fuhren Mutter und ich weiter, als wäre nichts geschehen …

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