Alles passiert auf engstem Raum. Kaum ist das Offene Atelier passée, das Kunstzwergfestival vorbei, September adieu, zaubert die werte SoSo eine wahre Ochsentour aus dem Hut. 2000 km Deutschland per Auto. Hamburg, Berlin, Itzehoe. Kunst und Kultur, Freunde und Fremdes, Altes und Neues. Schon nachher gehts zur #Bloggerlesung ins Hamburger Schanzenviertel, in der sich womöglich die Haute Volée der deutschen Produzentenliteraturblogszene trifft.
Wir sitzen am Elbstrand. Wüstenwarmer Südwestwind. Blick auf den Drager Yachthafen. Sonntagsspaziergänger. Die beiden Campingplätze Land und Strand quellen über vor Wohnmobilen. Langeswochenendtourismus, den wir gestern auf der Autobahn in einem wahren Gemetzel zu schmecken gekriegt haben. Fast drei Stunden länger als normal dauerte die siebenhundert Kilometer Tour. In Romrod kurz vor Kassel haben wir genug von Staustehen. Raus aus dem magma-esk zähen Touristrom. Es sei heuer ganz arg mit dem Stau, erzählen uns die Dorfbewohner. Pizzaessen. Rumscharwenzeln. Postkarten kaufen. Dunkles Bier aus der Region im Sixpack, wofür mich die Postkartenshopbesitzerin lobt: sehr guter Geschmack. Das Bier oder ich? Das Bier… und sie, weil sie es ausgewählt haben. Wir fotografieren die kaum 1,5 m hohe Hintertür der Romroder Kirche, begegnen der Küsterin. Smalltalk. Nebenan im Schloss wird eine Geburtstagsfeier vorbereitet. Martina. Fünfzig. Das passt, sage ich zu SoSo. Unser Alter. Wir mogeln uns unter die Gäste. Bleiben hier. Tun wir natürlich nicht. Anderthalb Stunden später scheitert der Versuch, auf die Autobahn zu fahren. Schon im Kreisel bei der Raste Pfeffermühle ist alles dicht. Also quälen wir uns durch die U29 und die U31. Umleitungsstrecken, blau beschildert, sind die Lymphsysteme des deutschen Autobahnnetzes. Entschlackung. Durch Alsfeld nach Niederaula usw. Tolle Gegend. Stille. Kuh auf grüner Wiese. Gegen Dämmerung zurück auf der Autobahn. Gemetzel. Zwei drei Tötungsversuche durch lichthupende Drängler nahe Hannover. Ein beispielhafter Wohnmobilfahrer, der allen, die auf der mittleren Spur fahren zu verstehen gibt, wie man richtig fährt. Natürlich lichthupend. Und selbst immer brav ganz nach rechts fährt.
Lieber 7000 km mit dem Radel um die Nordsee, twittere ich, als solch eine Ochsentour. Tank fast leer kurz vor dem Ziel 34,6 Liter getankt. 35 fasst er.
Dann Camping Land in Stove bei Drage. Zelt im Dunkeln aufgebaut. Nachttreiben beobachtet. Viele Hundebesitzer. Anscheinend hat eine ganze Hundeschule eine Art Wagenburg aufgebaut, in deren Zentrum sie am nächsten Tag mit den Tieren üben. Faszinierend der Schein der Taschenlampen. Die individuelle Art, mit der die Camper Richtung WC laufen. Mal schwenkend wie ein Leuchtturm, mal stoisch die eigenen Füße beleuchtet. Man könnte den ganzen Platz mit Fotoemulsion einpinseln und eine hektargroße Lichtgrafik daraus machen.
Unbezahlbar unser Spaziergang am Morgen am Elbstrand. Aufkommende Flut. Kinder spielen auf einer Sandbank. Unendlich gelassen schiebt sich ein Containerschiff flussaufwärts. Die Protokolle am Fluss müssen nicht am Rhein geschrieben werden. Es gibt ja sooo viele Flüsse. Drüben auf der anderen Seite vermute ich den Elbradweg.
SoSo bloggt auch – Wir sind ja noch jung
Bilder: Bildcollage Romrod. Elbstrand. Kette im Sand.
schön, mit dir hier zu sein. und dort auch bald. hamburg, wir kommen!