Landwirtschaft 2.0 – die Brache im eigenen Kopf

Das Ganze Leben ist Landwirtschaft. Säen, wachsen, ernten. Egal, ob du verwaltungsangestellt bist und mittels monetärer Düngung Veranstaltungen wachsen lässt, sie zur Milchzuckerreife bringst und in einem dreitägigen Stadtfest die Ernte einfährst, oder ob du einen Server hochzüchtest, ihn belebst, Webseitenmonokulturen anlegst oder ob du Künstler bist, eine Ausstellung planst, sie aufbaust und danach sektschlürfend Vernissagenerntedank feierst.
Vielleicht bist du ja tatsächlich Landwirt? Dann wirst du diesen Text nur flüchtig lesen, weil du auf den Maisvollernter musst, um die letzten Maisfelder einzufahren.

Übervollmonat September hat denn doch viel mehr Arbeit gemacht, als gewünscht. Eigentlich war seit Mitte August rennen, rennen, rennen angesagt, um schnellwachsende Kunstprojekte in die Scheune zu retten. Beinahe sprichwörtlich, denn das Irgendlink’sche Atelier ist eine ehemalige Scheune.
Kurz vorm Finale, dem Offenen Atelier 2014 geht ein Starkregen über dem einsamen Gehöft nieder und setzt, marodes Künstlerbudendach sei Dank, die halbe Bude unter Wasser, was mich in der Folge auch noch aufs Dach zwingt, Löcher flicken. Löcher flicken, Daten retten, Probleme lösen, das ist das Leben eines Landwirts 2.0. Die Ernte so mager. Das Leben, ähm, rein von der körperlich arbeitenden Seite gesehen, eigentlich gar nicht mal so übel, wäre da nicht der elende Flausenideekopf, der einen fest im Griff hat und einem noch nichtmal sonntags oder nachts oder irgendwann ein bisschen Ruhe gönnt. Ist das die neue Landwirtschaft? Die Brachen im eigenen Kopf urbar machen, geistige Produkte anpflanzen, Luftschlossbau, Dreifelderwirtschaft des Geistes, jagen, agrikulturieren, sammeln, alles unsichtbar, alles wird zu Einsen und Nullen und kann auf Sticks gespeichert werden …

5 Antworten auf „Landwirtschaft 2.0 – die Brache im eigenen Kopf“

  1. Widerspruch, denn nicht alles kann zu Nullen und Einsen gemnacht und auf einen Stick gespeichert werden: Der Geruch des Kartoffelkrautes, der Duft der Gülle, der chemisch unangenehme Gestank des Kunstdüngers sind (noch) nicht digitalisierbar!

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