Seit etwa 2011 unternehme ich, oft zusammen mit Co-Künstlerin SoSo, sogenannte Urban Artwalks, Kunstspaziergänge mit dem Smartphone, wobei wir die Städte fotografisch regelrecht sezieren und aus den Einzelbildern meist quadratische Bildcollagen erstellen. Die Bildstandorte sind, GPS sei dank, allesamt lokalisierbar. So entstand eine Serie von Bildern, die einen individuellen Abdruck des Flairs der bereisten Städte zum jeweiligen Zeitpunkt zeigen. Die Touren führten durch viele europäische Städte, sowohl größere, als auch kleinere: Bern, Zweibrücken, Baden, Brugg und Windisch im Aargau, Bitche, Saargueminnes, Boulogne sur Mer, London, Göteborg, Kopenhagen, Berlin, Hamburg, Salzburg …
Bei einer Archivsichtung ist mir der wohl älteste Urban Artwalk, die „Zweibrücken-Twentyfive“ aufgefallen. Aufgenommen zwischen dem 19. und 21. April 2007. Der GPS-Track wurde mit einem Magellan Explorist aufgezeichnet und per Zeitlinie und Software wurden die Bilder aus einer Olympus 5060 Widezoom mit dem Track synchronisiert und die Exif-Daten um Koordinaten ergänzt. Tjaja, so war das damals in der grauen Vorzeit des Livetrackings.
Die Zweibrücken-Twentyfive ist noch deutlich beeinflusst von einer der ersten GPS-Kunstformen, dem Geodrawing (Zeichen mit dem GPS, indem man eine Figur läuft).
In guter Weg ist eingeschlagen, Neue und Alte Wege zu begehen
Da hast Du recht, Peter. Ich liebäugele damit, live reisend und bloggend rückwärts (also nicht rückwärts radelnd, sondern wie 2012 nur umgekehrt) um die Nordsee zu radeln …
kurios. was mich aber vor allem interessiert: wer bestimmt die perspektive der fotos? sie sind ja geprägt von gewagten auschnitten und ungewöhnlichen perspektiven, von solchen, bei denen das dokumentarische bisweilen eher ein nebeneffekt ist und der primat – wie mir scheint – auf originalität und verfremdung liegt. sie wirken auf mich wie zufällige momentaufnahmen, obgleich ich weiß, dass sie sich einem kalkül verdanke. welchem?
gruß, uwe
Hmm, Uwe, ich mache viel aus dem Bauch heraus. Damals war ich fasziniert von Spiegelungen, von denen einige Teil der Twentyfive sind. Auch haben mich scheinbar belanglose Alltäglichkeiten schon immer fasziniert. Ein Kunstblumenstrauß auf schmucklosem Balkon, und auch das Marode gehört zu den Leitmotiven. Dass das Schloss als eines der Wahrzeichen der Stadt im Zentrum steht, ist dem Barock geschuldet. Spätere Urban Artwalks haben, nicht zuletzt durch die Weiterentwicklung der Software, ganz andere Gesichter. Seit ich die Sache forciere, sind auch ein paar En-Passant Artwalks entstanden, insbesondere während der Reise ins Weltkulturerbe Salzwelten Hallstatt. Da musste ich mit der Zeit ein bisschen haushalten, ich hatte ja nur zwei Wochen. Ulm war ein nichtmal einstündiger Spaziergang mit schwer bepacktem Radel in der Abenddämmerung, oft aus der Hüfte geschossen und dank Zufallsmodus der dafür verwendeten App mit teils extremen Bildstörungen angereichert.
ist das jetzt eine der damals so komponierten bildtafeln oder ist das eine neue komposition mit alten bildern? wenn ersteres: würdest du heute anders komponieren und wenn ja, warum?
die zwentyfive – uwes frage löst bei mir einen folgegedanken aus: alles, was wir abbilden ist ein ausschnitt unserer persönlichen – wie auch immer geprägten – art zu sehen. nie mehr als das. aber eben auch nie weniger. wie verändert sich diese wahrnehmung im laufe eines lebens?
der blick in deine archive ist immer wieder spannend. deine bildsprache sehe ich deutlich, doch auch entwicklungen, veränderungen …
danke fürs zeigen!