Der Mensch, seine Schnittstellen und deren Handhabung

Das Böse in Dir ist das Gute – Das Gute in Dir bringt das Böse hervor.

Wenn man dem Künstlerhirn nicht sagt, was es berechnen soll, berechnet es, was es will. Es gebiert seltsame Wortkonstrukte, Satzfetzen, Floskeln von Banal bis Genial. Ich weiß nicht, ob es sinnvoll ist, sich sich selbst als wachsendes ‚Denksystem‘ zu betrachten, das jenachdem wie man es behandelt, pfleglich oder brachial, vernachlässigt, oder gefördert, einen von Mensch zu Mensch verschiedenen Blick auf die Welt erzeugt, der mit Worten, Bildern, Gesten, mit dem eigenen Handeln projiziert wird und der von anderen Menschen gelesen werden kann. Jemand, der wochenlang mit dem LKW durch Europa fährt, um Güter von A nach B zu transportieren, projiziert ein anderes Bild, als ein Computernerd, der in einem abgedunkelten Raum fast ausschließlich die virtuelle Welt in sich abarbeitet. Der Kunststraßenbauer und Reisende verarbeitet das Weltgeschehen anders, als der Festangestellte, der sich abends luftschnappend vor dem Fernseher entspannt. Hinzu kommen die steuerungswilligen Kräfte von Außen, die die Maschine Mensch an verschiedenen Schnittstellen, hauptsächlich an der Haben-, der Sein- und der Wollenschnittstelle, angreifen und lenkend in das System eingreifen. Menschen, insbesondere Konsumbürger des Zwanzigsten und Einundzwanzigsten Jahrhunderts müssen gesteuert werden. Sie müssen mit Pfiffen und Peitschenhieben, mit unsichtbar angebrachten Lenkrädern und Stößen in die Rippen gelenkt werden, wie die Pferde, die die Fiaker in Salzburg ziehen. Nur so kann die Welt funktionieren. Konsumpferdchen, die nicht funktionieren, kommen zum Abdecker.

Provokativ?

Oder ein Funke Wahrheit?

Das System Mensch ist ja so kompliziert. Das Heranzüchten des eigenen Charakters nimmt man nur selten in die eigene Hand. Meist wird man ja von Außen an den besagten Schnittstellen, insbesondere der Wollenschnittstelle, die eng gekoppelt ist mit der Eitelkeitsschnittstelle, angegriffen und die Umwelt übernimmt die steuernde Funktion. Ich weiß nicht, ob ein völlig wildes, anarchisches Eigensteuern überhaupt möglich ist.

10 Antworten auf „Der Mensch, seine Schnittstellen und deren Handhabung“

  1. Also können die Pferdchen, die gern mal ausscheren, ihren Erziehern dankbar sein? Aber sind es nicht zu einem hohen Prozentstatz gerade die manchmal aussscherenden Pferdchen, die ihren Erziehern gegenüber einen gewissen Groll empfinden? Oder wird ihnen dieser Groll von den anderen Lenkern nur eingeredet?

  2. wir existieren und denken nicht durch uns allein, das ist die eine Wahrheit, die andere ist, dass wir ab einem gewissen Punkt die Wahl haben andere Meinungen zu uns zu nehmen und somit bereit- und freiwillig an uns zu feilen oder eben nicht- Lenkungen, die ich hier mal mit Manipulation übersetze, machen mir immer schon Angst … ich entscheide was und wieviel ich konsumieren will und halte die Augen dabei weit offen an welchen Stellen ich eben doch auf die Bedürfnisserweckungen reinfalle … ich sage nur Apfeltelefon … mittlerweile weiß ich, dass ich es weder brauche, noch will, aber im letzten Jahr nahm es viel Raum in mir, weil ich dachte nur damit uptodate zu sein …
    Konsummenschen sind Menschen, die konsumieren wollen, die den Verlockungen auf ihren Wegen unterliegen, die nicht entscheiden, ob es ihnen wirklich gut tut, was sie gerade in sich hineinstopfen, das fängt bei der Nahrung an und hört vielleicht in Bloghausen auf?!

    danke für den Denkanstoß
    herzliche Grüße
    Ulli

  3. Ich finde es gut, sich als wachsendes „Denksystem“ zu betrachten. Ja, jeder ist anders und mal gibt es mehr, mal wenige Schnittstellen zwischen den Einzelnen, aber dass man doch welche findet hin und wieder, ist ja auch ein Glück. Die Haben-Menschen blende ich jetzt einfach mal aus. Die interessieren mich sowieso nicht.
    Ich stimme zu, dass das Heranzüchten des eigenen Charakters, wie du es nennst Jürgen, nur zum Teil in der eigenen Macht liegt. Ein völlig wildes anarchiches Gegensteuern zum Erfahrenen ist wohl schwer möglich, aber, so hoffe ich, doch ein Korrigieren und sich Einschwingen auf das, was man selbst will und einem gut tut.
    t

  4. Wenn man könnte, könnte man sich mal mit dem Mann unterhalten, der 40 Jahre im Wald gehaust hat. Bei dem Gedanken merkt man, das eine gemeinsame Sprache schon mal nicht schlecht ist.

  5. Ha! Hab ich vorhin grad live im Radio vorgelesen … Als Literatur zum Hören. (Ich schneid es noch sauber raus, dann verlink ich es. Bis dahin gibt es den ganzen Buchfink an der bekannten Stelle zum nachhören – jetzt schon.)

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